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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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muss Chicorée oder irgendetwas Vergleichbares sein. Ich bin mir sicher genug, um das Grünzeug auf den essbaren Haufen zu legen und meine Hand zu heben.
    Die anderen Kandidaten beobachten mich, als die Offizielle meine Arbeit überprüft. Sie fragt mich, ob ich mir bei meinen Antworten auch vollkommen sicher sei. Ich wische mir die Handflächen an den Hosenbeinen ab und schaue nochmals die Pflanzen durch. Ja. Ich bin mir so sicher, wie ich nur sein kann. Sie lächelt und kritzelt etwas in ihr Notizbuch. Dann nimmt sie die nicht essbaren Pflanzen mit und sagt mir, ich solle mich hinsetzen und abwarten, bis auch die anderen Prüflinge mit ihrer Aufgabe fertig seien.
    Zehn Minuten später sind die Arbeiten von allen überprüft. Die Offizielle hat all jene Pflanzen weggeschafft, die als ungenießbar klassifiziert worden sind, und hat sie sich in ihrem Buch notiert. Als sie wieder vorn angekommen ist, fragt sie uns ein letztes Mal, ob wir unsere Auswahl noch einmal überdenken wollen. Sie ruft uns einzeln auf und wartet ab, ob wir mit »Ja« oder mit »Nein« antworten. Keiner von uns nimmt ihr Angebot zur Nachbesserung an.
    »Nun«, sagt sie fröhlich, »dann sollte keiner von euch ein Problem damit haben, eine Kostprobe von jeder Pflanze zu nehmen, die ihr als essbar eingestuft habt.«
    Totenstille breitet sich im Raum aus. Da begreife ich schließlich.
    Ja, jetzt ist es endlich klar. Eine falsche Antwort wird bestraft werden. Mit Schwindelgefühlen. Erbrechen. Halluzinationen. Vielleicht sogar mit dem Tod.
    Ich lasse den Blick über die Tische im Raum wandern und sehe, dass jeder Prüfungskandidat ein anderes Sammelsurium von Pflanzen hat. Es gibt keine Möglichkeit, unsere Wahl abzugleichen. Habe ich einen Fehler gemacht? Der Junge vor mir scheint sich sicher zu sein, dass er richtigliegt. Neben mir kostet Will seine vier ausgewählten Pflanzen. Ich hole tief Luft und esse die Buchecker. Dann beiße ich ein kleines Stück von der zuckrigen Wurzel ab, von der ich hoffe, dass es sich dabei um Chicorée handelt, und probiere schließlich auch die drei übrigen Pflanzen. Keines der Gewächse, die ich für giftig gehalten habe, würde seine Wirkung schnell entfalten. Wir werden abwarten müssen, um herauszufinden, ob sich irgendjemand von uns geirrt hat.
    Es bleibt keine Zeit, sich darüber Sorgen zu machen, was gleich in meinem Körper geschehen könnte, denn schon tragen die Prüfer die nächsten Kisten herein.
    Die Box, die nun vor mir steht, hat ein kompliziertes Schiebesystem, das man richtig bedienen muss, um den Deckel abzunehmen und alle vier Seitenwände zu entfernen. Im Innern finde ich einen großen Impuls-Transmitter und einige kleine, handliche Werkzeuge vor. Die Anweisung lautet, ich solle den Transmitter wieder funktionstüchtig machen.
    Man hat uns erzählt, dass die Welt vor den Sieben Stadien des Krieges in der Lage gewesen sei, mithilfe von Geräten zu kommunizieren, welche Signale an Satelliten im All abgaben. Ich weiß nicht, was aus diesen Satelliten geworden ist. Vielleicht kreisen sie noch immer hoch über unseren Köpfen, vielleicht sind sie auch auf die Erde niedergestürzt und eingeschlagen, ohne dass es jemand mitbekommen hat. Durch die Erdbeben, die den Boden aufgerissen haben, wurden alle Kabel in der Erde, die für Kommunikationszwecke genutzt wurden, zerstört. Nach dem Krieg haben sich die Wissenschaftler entschieden, die nun weitaus höhere Konzentration der elektromagnetischen Strahlung dafür zu verwenden, neue Kommunikationswege zu erschließen. So entstanden Impuls-Transmitter, die mehr übermitteln können als nur Stimmen. Mit dem richtigen Empfangsgerät auf der anderen Seite können nicht nur Klänge, sondern auch Bilder transportiert werden. Diese Transmitter zeichnen größere Kommunikationsabschnitte auf und wandeln sie in ein Signal um, das dann an die Empfänger gesendet wird. Mein Vater besitzt einen Impuls-Transmitter, um Kontakt mit anderen Kolonien und Tosu-Stadt zu halten, weshalb ich ein derartiges Gerät schon vor dem heutigen Tag zu sehen bekommen habe. Mein Vater hatte mich sogar hineinschauen lassen. Das wiederum bedeutet, dass es ganz leicht für mich ist, die Drähte zu finden, die falsch verbunden worden sind, den solarbetriebenen Motor wieder in Gang zu setzen und den Sendemechanismus ein bisschen besser einzustellen. Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten halte ich immer wieder kurz inne, um in mich hineinzuhorchen und zu prüfen, ob die Pflanzen, die ich

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