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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Solche Dinge hatte sie ihm gesagt, wenn sie ihn gerade mal nicht verprügelt oder einen anderen »Onkel« mit nach Hause gebracht hatte, jede Woche einen anderen. Cheelos Miene verfinsterte sich, und er stand auf.
    »Komm, auf geht's! Wir laufen durch, bis du dich besser fühlst.« Dankbar kämpfte der Dichter sich auf die sechs Beine, wobei er darauf achtete, dass ihm die unzulänglichen Decken nicht zu sehr verrutschten und er sein geschientes Mittelbein nicht zu stark belastete.
    Sie gingen weiter, doch der Zustand des Thranx besserte sich nicht. Cheelo fasste es nicht, wie schnell die Kondition des Außerirdischen nachließ. Schon kurz nach ihrer Rast fiel dem Dichter das Laufen immer schwerer.
    »Mir ... mir geht's gut«, antwortete Desvendapur, als Cheelo sich nach seinem Wohlbefinden erkundigte. »Ich muss mich nur für einen Zeitteil ausruhen.«
    »Nein«, entgegnete Cheelo unerbittlich. »Keine Rast. Nicht hier.« Als der Thranx auf den Abdomen sank, packte Cheelo ihn an einem Arm und zog ihn wieder auf die Beine. Der glatte, unnachgiebige Chiton des Oberarms fühlte sich erschreckend kalt an. »Scheiße, du bist so kalt wie diese Steine da!«
    Desvendapur sah ihn mit seinen goldfarbenen Komplexaugen an. »Mein Körper konzentriert sich darauf, die Temperatur in meinem Inneren aufrechtzuerhalten, um meine lebenswichtigen Organe zu schützen. Ich kann noch immer laufen. Ich muss mich nur kurz ausruhen, um Kraft zu sammeln.«
    Cheelo erwiderte grimmig: »Wenn du dich zu lange ausruhst, brauchst du dir bald nicht mehr den Kopf darüber zu zerbrechen, wie du wieder zu Kräften kommst!« Wieso machte er sich nur solche Sorgen um den Thranx? Was scherte es ihn, wenn das Insektenvieh starb? Er könnte seine Leiche in die Schlucht neben dem schmalen Pfad stoßen, wo die reichen Freunde der toten ninlocos diese niemals finden würden. Wenn er allein weiterliefe, käme er schneller voran. Bis zum Fluss war es nicht mehr weit, und von dort aus wäre er rasch am nächsten Außenposten der Zivilisation, der Stadt Sintuya. Klimatisierte Hotelzimmer, richtiges Essen, Insektengitter und ein schneller Flug nach Lima oder Iquitos und schließlich weiter nach Golfito, zu seiner Verabredung mit Ehrenhardt. Dann eine kleine Überweisung, und schon hätte er seine eigene Lizenz. Geld, Ansehen, gute Kleidung, Schlehdornschnaps und leichte Mädchen. Und Respekt für Cheelo Montoya.
    Das alles hatte Ehrenhardt ihm versprochen, Cheelo musste es sich nur nehmen. Das alles erwartete ihn - wie konnte er sich da nur wegen eines Insektenviehs verausgaben, selbst wenn es ein übergroßes, intelligentes Insekt war? Der Thranx hatte ihm nichts als Ärger eingebracht. Oh, sicher, er hatte Cheelo oben auf dem Plateau das Leben gerettet, aber wenn Cheelo ihm nie begegnet wäre, dann wäre er auch niemals in diese lebensbedrohliche Situation geraten. Und als wäre das nicht schon Grund genug, war der Außerirdische auch noch ein Krimineller, galt in seinem Volk als asoziales Element! Es war ja nicht so, als würde Cheelo sich bemühen, einen außerirdischen Heiligen oder wichtigen Diplomaten zu retten.
    Desvendapur zog die Gliedmaßen an den Leib, sank zu Boden und kauerte sich unter den Decken zusammen. Selbst die Antennen rollte er fest zu kleinen Spiralen zusammen, damit sie möglichst wenig Körperwärme abstrahlten. Cheelo starrte ihn an. Der Weg vor ihm lockte: ein schmaler, zerfurchter Trampelpfad, der Cheelo zu einer Straße führen würde, die mit Gold gepflastert war. Mit ein wenig Glück - und wenn der Pfad nicht plötzlich im wuchernden Dschungel endete - wäre er schon vor Sonnenuntergang am Fluss und am folgenden Abend in Sintuya.
    Er fühlte sich gut, und je weiter er abstieg, desto mehr beflügelte ihn die immer sauerstoffreichere Luft.
    Er machte einige Schritte den Pfad hinab und sah dann über die Schulter zurück. »Komm schon! Wir können hier nicht rasten, wenn wir vor Einbruch der Nacht aus den Bergen raus sein wollen.«
    »Nur einen Moment, einen Moment«, bat der Thranx. Seine Stimme klang sogar noch wispernder als sonst.
    Cheelo Montoya wartete gereizt, während er in die undurchdringlichen, ewigen Wolken blickte, die über die grünen Hänge krochen. »Ach, zum Teufel!« Er drehte sich um und ging zu dem erbärmlichen Häufchen aus blaugrünem Chitin und geknickten Beinen. Er streifte sich den Rucksack ab und hängte ihn sich vor die Brust, dann drehte er dem Dichter den Rücken zu, ging in die Hocke und beugte sich

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