Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
frisch meinen Führerschein hatte. »Die ist ausschlieÃlich für Notfälle gedacht«, hatte sie mir eingeschärft. Vermutlich war ihr nicht bewusst, dass das Wort »Notfall« in den letzten Tagen eine ganz neue Bedeutung bekommen hatte.
»Gut, dann hast du hiermit meine Erlaubnis, rüber zu diesem Einkaufszentrum an der Topanga Road zu fahren und für uns einen neuen Fernseher zu kaufen.«
June drängelte sich an mir vorbei. »Können wir einen mit Surround Sound haben?«
»Na, jetzt übertreibâs mal nicht.«
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Eine Stunde später standen meine Schwestern und ich bei Best Buy, inmitten von Elektrogeräten und Leuten in blauen Polohemden. »Wieso zwingen eigentlich alle Läden ihre Angestellten dazu, Khakihosen zu tragen?«, regte June sich auf. »Das ist doch Schwachsinn und trägt bestimmt nicht dazu bei, dass ich öfter hier einkaufe.«
»Kann ich vielleicht im Auto warten?«, seufzte May.
»Vergiss es, wir ziehen das hier zusammen durch. AuÃerdem müssen wir noch überlegen, wie wir vorgehen. Wir brauchen einen Plan, eine â¦Â«
»Ich guck doch eh nie fern!«, protestierte May und ignorierte mich komplett. »Und auÃerdem will ich in vier Wochen nach Houston, Dad besuchen. Da kann ich mit unserem alten Fernseher kuscheln. Ich werd ihn von euch beiden grüÃen.«
»Kommst du dann mit ânem Cowboyhut wieder und sagst dauernd âºHowdyâ¹?«, stichelte ich. Aber May zu ärgern machte einfach keinen SpaÃ.
Ãbellaunig schüttelte sie den Kopf. »Du bist so dermaÃen daneben.«
»Genau«, zischte June, als sie sich an uns vorbeidrängelte. »Aber so was von.«
Und dann fanden wir uns vor gefühlt Hunderten von TV -Geräten wieder, auf denen ausnahmslos ein und dieselbe Folge der Oprah Winfrey Show lief. »Wahnsinn«, stöhnte June, als 200 Oprahs in verschiedenen Formaten und Schattierungen gleichzeitig loslachten. »Kriegt ihr auch grad Schwindelattacken?«
May ging seufzend auf ein Gerät zu, neben dem sie geradezu winzig wirkte. »Wie wärâs denn mit dem hier? Ist der schick genug?«
June bekam Stielaugen, aber ich schüttelte den Kopf. »Wir kaufen genau den gleichen, den wir bisher hatten«, verkündete ich. »Nicht so ein abgefahrenes Teil, das gröÃer ist als unser Wohnzimmer oder â¦Â«
»Mann, April«, unterbrach mich May. »Dieser Fernseher ist mir ja so dermaÃen egal. Entspann dich mal.«
June sah zu uns herüber. »Heute Nachmittag hat sie gesagt, dass sie so entspannt und ausgeglichen ist wie Yogi Bär, May. Lass sie lieber in Ruhe.«
May schaute mich verständnislos an. »Würdest du die Worte unserer geliebten Schwester mal bitte kurz übersetzen? Ich kann nämlich kein Junisch.«
»Ausgeglichen wie ein Yogi!«, regte ich mich auf. »Nicht wie Yogi Bär! Ich sagte heute Nachmittag, dass ich ausgeglichen bin wie ein Yogi!«
Aber May kicherte nur und wandte sich wieder dem Fernseher zu. »Klar«, prustete sie. »Unverkennbar. Du bist so cool wie ein Eiswürfel.«
»Kalt wie Eis«, ergänzte June.
»Das war ich, bevor ich mit euch beiden reden musste«, zischte ich. »Passt auf, können wir nicht einfach schnell den Fernseher besorgen und wieder losfahren? Wir müssen noch ein paar Sachen klären, ehe die ganze Sache total aus dem Ruder läuft. Und auÃerdem muss ich noch Hausaufgaben machen. Im Gegensatz zu euch kann ich bei Klassenarbeiten nämlich nicht mal eben verschwinden oder in irgendwelchen fremden Gedanken die richtigen Antworten lesen.«
May stutzte kurz und grinste dann in sich hinein. »Spitzenidee. Danke, April.«
»Oh mein Gott, vielleicht muss ich ab jetzt nie wieder büffeln«, flüsterte June verzückt.
Ich presste die Hände an die Schläfen und begann bis zehn zu zählen. Allerdings kam ich über drei nicht hinaus, weil ich sah, dass May gefährlich dicht an den Stereoanlagen entlangspazierte. Unsanft holte ich sie zurück.
»Hey, April«, fuhr sie mich an, »lass mich los.«
»Mann Mann Mann«, sagte June vorwurfsvoll. »Aber April kann nichts dafür. Sie ist voll abgestresst wegen ⦠dieser Sache.«
May beäugte mich neugierig von der Seite. Dazu starrten mich noch 200 Oprahs an, sodass ich mir vorkam wie eine Kriminelle. »Abgestresst
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