Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
passieren, was nicht besonders praktisch ist.
»Oh, Entschuldigung, das tut mir total leid«, rief ich und stellte fest, dass alles voller Kaffeetröpfchen war â nur Gottseidank nicht mein Rucksack. (Da waren nämlich Bücher aus der Bibliothek drin, und es nervt mich wirklich an, wenn ich Strafgebühren bezahlen muss.)
»Alles okay?«, fragte ich schnell. »War der Kaffee hei� Hast du dich verbrüht?« Panisch durchleuchtete ich mein Gehirn nach Notfallkliniken, Spezialzentren für Brandverletzungen und Hauttransplantationen.
»Wow, du bist ja total überdreht«, sagte der Jemand und rückte sein leicht ranzig aussehendes Basecap zurecht. Ich schaute auf und fand mich Julian gegenüber.
Oh, vielen Dank, liebes Hirn, dachte ich gefrustet. Allerbesten Dank auch.
Da stand also Julian und wischte sich Kaffee vom Jackenärmel. Sein Gesicht konnte ich kaum sehen, weil er sich sein Cap so tief in die Stirn gezogen hatte. Doch als ich schlieÃlich Blickkontakt hergestellt hatte, musste ich feststellen, dass Julian alles andere als begeistert war. Seine Augen wanderten zwischen mir und der Kaffeepfütze auf dem Boden hin und her, wobei er sich mit seiner freien Hand die Haare hinter die Ohren klemmte. Sein Haar sah irgendwie ganz weich und glatt aus, vielleicht hatte er es gerade gewaschen. Was er wohl für ein Shampoo benutzte und wie es wohl roch â¦
April, konzentrier dich.
»Das tut mir so furchtbar leid!«, wiederholte ich. »Ehrlich!«
»Jetzt beruhige dich doch mal. Er war überhaupt nicht heiÃ. Er war aus der Cafeteria.« Julian wischte über sein schwarzes T-Shirt und schüttelte sich schlieÃlich noch die Kaffeetropfen aus den Haaren. »Sag mal, hast du ADS oder was? Du bist ja voll neben der Spur.«
Ich stand nur völlig konsterniert da und klappte den Mund abwechselnd auf und zu. Bis jetzt hatte ich von diesem Typen allenfalls ein Grunzen zu hören bekommen, und jetzt redete der hier mit mir? Zugegeben, es war nicht gerade zartes Liebesgeflüster oder so, aber immerhin.
»Nee, hab ich nicht«, sagte ich, als ich irgendwie meine Stimme wiederhatte. »Ich hab kein ADS , ich bin nur ein umsichtiger Mensch. Im Gegensatz zu einigen anderen, die immer noch Styroporbecher benutzen.«
Hey, wow. April in allerbester Angriffsstimmung.
Er wartete einen Augenblick, gab dann ein »Na und?« von sich, wandte sich zum Gehen und hatte offensichtlich vor, seinen Styroporbecher auf dem grauen Fliesenboden liegen zu lassen, wo er in der Kaffeepfütze rumschaukelte. »Also dann«, sagte er. »Man sieht sich.«
Mo-ment. Der lässt hier Müll rumliegen ?
Es war mir absolut und so was von egal, was mein Gehirn mir zu erzählen hatte: Niemals und nicht im Traum würde mir einfallen, mit einem Umweltverschmutzer zu schlafen.
Nicht. Im. Traum.
»Hey«, rief ich hinter ihm her. »Würdest du vielleicht noch deinen verfâ¦luchten Müll aufheben, du Umweltverschmutzer?«
»Umweltverschmutzer«, wiederholte er grinsend. »Wow. Du bist ja âne ganz Unangepasste.«
»Ja, genau wie du«, pöbelte ich zurück. »In der Schule Müll rumliegen lassen. Ooooh, wie individuell.« Dabei zeigte ich auf das groÃe A auf seinem Basecap, dieses überstrapazierte Symbol für Anarchie. »Erst verdreckst du die Landschaft und dann übernimmst du die Macht im Land? Spitzenidee.« Ich drohte ihm mit dem Zeigefinger, was zugegebenermaÃen genauso bescheuert aussah, wie es klingt, aber es war nun mal passiert.
Julian wollte etwas sagen, nur war ich gerade erst in Fahrt gekommen und nicht aufzuhalten. »Und weiÃt du, was noch?«, fuhr ich ihn an. »Bleib mir vom Hals, wenn ich an meinem Fach zu tun habe, du rückst mir nämlich zu sehr auf die Pelle mit deinem ganzen Mist! Andauernd! Ständig musst du dort sein! Lass mich einfach in Ruhe, okay? Himmel, du und Platon und ihr alle, ihr geht mir alle so verdammt â ja, ich hab âºverdammtâ¹ gesagt, krieg dich ein â auf die Nerven!«
Julians Augen wurden immer gröÃer, als er mir bei meiner Schimpftirade zuhörte, und ich musste feststellen, dass mein Puls und meine Atmung schwer zu tun hatten. » Was ist?«, fauchte ich und starrte ihn böse an. »Willst du âne Zugabe?«
Julian schwieg einen Moment und fragte dann: »Das Höhlengleichnis,
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