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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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immer so«, bestätigte Mom. »Und das verstehe ich auch, es ist nur … Ich weiß, sie ist sehr enttäuscht, dass sie ihren Besuch bei eurem Dad in Houston verschieben muss.«
    Â»Allerdings.«
    Â»Aber denkst du, dass es ihr ansonsten gut geht? Davon abgesehen? Ich weiß, dass sie sich nicht richtig damit abfinden kann, dass euer Dad und ich uns getrennt haben.«
    Ich war mir sicher, dass Mom dabei den Tequila-Zwischenfall im Kopf hatte, als May sich die Kante gegeben und damit die Kette von Ereignissen ausgelöst hat, die letztendlich zu unserem Umzug geführt hatten. Aber ob es ihr gut ging? Was um alles in der Welt sollte ich dazu sagen? Uns geht es allen nicht gut, hätte ich ihr am liebsten an den Kopf geworfen. Nicht die Bohne.
    Doch ich beteuerte: »Ich bin sicher, es geht ihr gut, Mom. June und ich wüssten doch, wenn es nicht so wäre.« Na, wenn das nicht die Wahrheit war, dann weiß ich auch nicht. »May ist eben kein großer Partylöwe. Nicht mal ’ne Party maus.«
    Mom lachte, umarmte und drückte mich. »Na gut«, sagte sie. »Ich weiß, es ist ungerecht, immer drauf rumzureiten, dass du die Älteste bist, aber … du bist es nun mal. Behalte deine Schwestern ein bisschen im Auge, ja?«
    Â»Glaub mir, Mom«, versicherte ich ihr und drückte sie auch, ehe ich mich aus ihrer Umarmung befreite. »Ich hab sie ständig im Auge.«
    â€¢ • •
    Meinen Platon-Aufsatz schrieb ich in der vierten Stunde fertig, weil ich schon vorhergesehen hatte, dass unser Lehrer so sehr in seine Ausführungen über quadratische Gleichungen vertieft war, dass er nichts mitbekam. Gleich zu Beginn der Mittagspause fegte ich ins Computerkabinett, um ihn auszudrucken. Bestimmt kein Glanzstück, so viel stand fest, aber es musste eben mal reichen.
    Die Gänge waren einigermaßen verwaist, als ich auf dem Weg zu meinem Spindfach war, da nahezu alle irgendwohin zum Essen ausgeflogen waren. Ich fragte mich, ob ich das mit meinen alten Freunden von meiner alten Schule auch so gemacht hätte, ob wir dort auch zusammen losgezogen wären, um uns mittags Fritten oder Bratreis oder ein Sandwich zu kaufen. Seit wir umgezogen waren, hatte ich mich mit keinem mehr unterhalten, und ich konnte mir nicht mal vorstellen, worüber wir reden sollten. »Ich sag dir, der Sommer war der Hammer. Übrigens hab ich seit Kurzem echt krasse Psychokräfte. Und du so?«
    Auf dem Weg zum Spind sah ich nur zwei Leute im Flur – irgendein Mädchen mit irgendeinem Typen. Na toll. Statt einen kurzen, friedvollen Augenblick der Stille zu genießen, musste ich eine widerliche Treppenhaus-Knutscherei mit ansehen. Erst beim Näherkommen sah ich, dass es nicht irgendein Mädchen war, sondern Avery, die Schwarzhaarige, die May fast mit dem Auto umgenietet hätte. »Na toll«, stöhnte ich innerlich und schüttelte mir die Haare ins Gesicht, damit sie mich nicht erkannte. Ich überlegte kurz, ob ich mich vielleicht bei ihr entschuldigen sollte oder so, aber was hätte ich schon sagen können? Tut mir leid, dass meine unsichtbare Schwester dich fast über den Haufen gefahren hätte?
    Doch es sah nicht so aus, als ob Avery auch nur im Mindesten an mir interessiert war. Der Typ drückte sie gerade gegen die Wand und keuchte ihr in den Nacken. Ich bin ja keine Gangaufsicht, aber es wirkte nicht gerade entspannt. Doch sie lächelte, also gefiel es ihr vielleicht. Keine Ahnung, ich hatte ganz andere Probleme am Hals als Averys mehr oder weniger glückliches Händchen bei der Partnerwahl.
    Ich wollte gerade um die Ecke biegen, als ich plötzlich etwas sah – ein Strahl aus brauner Flüssigkeit schoss nach oben in Richtung Decke, jemand schnappte erschrocken nach Luft, ein Schrei, und dann war es auch schon vorbei.
    Â»Was zum Teufel …?«, murmelte ich ratlos, und im nächsten Augenblick war ich um die Ecke und prallte direkt gegen jemanden, der beträchtlich größer war als ich. Dieser Jemand hatte einen Becher Kaffee in der Hand und infolge unseres Zusammenpralls flog eben dieser Becher Kaffee aus seiner Hand und in hohem Bogen gen Decke. Das Ganze lief beinahe wie in Zeitlupe ab.
    Ich schrie auf und drückte meinen frisch ausgedruckten Aufsatz an mich.
    Der Jemand schnappte erschrocken nach Luft und fluchte.
    Ah. Alles klar. Manchmal ergeben Visionen erst dann einen Sinn, wenn sie tatsächlich

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