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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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Gutenachtkuss gibt; wie er lachend neben mir im Kino sitzt …«
    Moooomentmalbitte. Hatte ich uns gerade bei einem Date gesehen?!
    Liebe Güte, dieses ganze In-die-Zukunft-Sehen war ja wohl das Schrecklichste, was mir in meinem Leben je passiert ist.
    Ich sah zu ihm auf und sah wohl einigermaßen mitgenommen aus, denn er wich ein Stück zurück. »Hallo? Brauchst du lebensrettende Sofortmaßnahmen?«
    Â»Nein, nein, ich …« Abwehrend schüttelte ich den Kopf und versuchte die Visionen loszuwerden. Mühsam konzentrierte ich mich auf die Gegenwart und fixierte abwechselnd die Grashalme und den Parkplatz gleich hinter dem Hügel, aber immer wieder schweifte ich ab. Die Visionen waren so kristallklar, zum Teil die klarsten, die ich bisher gehabt hatte, und auf einmal kapierte ich, dass ich umso mehr von Julian sehen würde, je näher ich ihm kam.
    Na toll, dachte ich. Ganz toll.
    Â»Alles okay«, beruhigte ich ihn. »Wirklich. Hab nur ein Stückchen Möhre in den falschen Hals gekriegt.«
    Â»Stirb mir bitte bloß nicht oder so, ja?«
    Ich musste grinsen, stellte dann aber einen angemessenen Abstand zwischen uns her. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass meine abgefahrenste Vision nicht gerade hier in der Mittagspause wahr werden würde, aber ich wollte lieber nichts riskieren.
    Stattdessen bekam ich jetzt eine andere Vision serviert.
    Langsam kehrte das Rot zurück und überlagerte mein Sichtfeld, bis ich schließlich nur noch Rot sah. Dann hörte ich außerdem Sirenen, und es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass das Geräusch ausschließlich in meinem Kopf war und nirgendwo sonst. Das rote Licht blinkte unaufhörlich, und dann stand da Julian, die Hände in den Hosentaschen, sein Gesicht ganz rot im Widerschein des Lichts. Ein Polizeibeamter ging auf ihn zu, und dann wurden die Sirenen so laut, dass mir fast die Ohren abfielen.
    Ohmeingott. Ohmeingott.
    Â»April?«, hörte ich Julian sagen. »April, was ist denn los? Hast du dich an der nächsten Möhre verschluckt?«
    Â»Ich, ähm, muss jetzt los«, sagte ich hastig und sprang auf. Meine Muskeln waren ganz zitterig, und ich wusste nur, dass ich hier lieber verschwinden sollte. Julian war nicht okay, nicht sicher, er war einfach nicht richtig.
    Das hätte ich eigentlich in dem Moment wissen sollen, als ich ihn mit dem Styropor-Kaffeebecher sah.
    Â»Warte doch mal, was …?«
    Â»Ich muss meinen Aufsatz noch abgeben«, erklärte ich und stopfte hastig meine Tupperdose in den Rucksack. Mir knurrte der Magen, aber das ignorierte ich. Hier ging etwas Ungutes vor sich, und ich wollte nur noch weg. Meine blöden Möhrchen mit Hummus konnte ich auch später noch knabbern. »Bis denn.«
    Â»Na gut … wie du meinst«, sagte er und wirkte irgendwie deprimiert, als ich so davonstürzte, aber ich wollte mich nicht umdrehen, um ihm noch einmal Tschüss zu sagen.
    Erst gegen Ende der sechsten Stunde hörte das Zittern langsam auf. Die Visionen wurden immer heftiger, hatte ich den Eindruck. Erst das rote Licht, dann die Sirenen, und jetzt auch noch Julian. Ich versuchte, über die Bilder hinwegzusehen, aber sie liefen immer wieder ab, wie ein ganz mieser Film, und sie erinnerten mich unaufhörlich daran, dass etwas Schreckliches im Gange war und ich nichts dagegen tun konnte.

Kapitel 11
    Â» Wozu heulen, wenn die Tränen sowieso keiner sehen kann? «
    May
    Schule hat mich schon immer angeödet. Gleich in der ersten Klasse hab ich entsetzt gefragt: »Und hier soll ich jetzt den ganzen Tag bleiben? Jeden Tag? Die nächsten zwölf Jahre lang? Soll das’n Witz sein?«
    Und jetzt? Jetzt, wo ich mich buchstäblich in Luft auflösen und überall hinkonnte, wohin ich nur wollte?
    Schule war jedenfalls offiziell kaum noch zu ertragen.
    Wozu sind Superkräfte eigentlich gut, wenn man sie nicht so recht im Griff hat?
    Irgendwie musste ich das wohl noch ein bisschen optimieren und überlegte angestrengt, wo ich mal kurz unsichtbar werden konnte, ohne dass es einer mitbekam. Beim Mittagessen, als alle Welt wie immer versuchte, beim Vertilgen von Mamis Sandwich mit Erdnussbutter und Marmelade supercool rüberzukommen, verdrückte ich mich vom Schulgelände. Ich lief drei Blocks weiter zum nächsten 7-Eleven und gönnte mir was Leckeres, das wahrscheinlich vollständig aus Konservierungsstoffen bestand. (Ich warte schon

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