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Die Aussortierten (German Edition)

Die Aussortierten (German Edition)

Titel: Die Aussortierten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Brandes
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nicht sicher waren, ob die Täter Attrappen oder echte Waffen nutzten. Hanau hatte Glück. Der bewaffnete Täter drehte spontan seinen Kopf in Hanaus Richtung, behielt aber seine Armhaltung bei. Es kam Hanau so vor, als ob der Mann über seinen ganzen Körper seine Erschrockenheit und Fassungslosigkeit ihm, Hanau, mitteilte. Und dann bemerkte Hanau, wie der Mann nur mit den Augen nach rechts schaute. Als Hanau gerade im Begriff war zu verstehen, was dies bedeutete, spürte er einen furchtbaren Schlag auf seiner Brust und fiel nach hinten. Während seines Falls löste sich ein Schuss aus seiner Pistole. Er hörte noch aufgeregtes Kreischen und Geschrei. Dann war er in einer anderen Welt.

 
    20. Kapitel
     
    Aussortierte und Gourmets
     
    14 Uhr am Tag nach dem Überfall. Im großen Besprechungssaal sitzen die komplette Mannschaft des 1. Fachkommissariats sowie ein Mitarbeiter der Kriminaltechnik aus dem 5. Fachkommissariat am großen Besprechungstisch.
     
    „Schönen Guten Tag allerseits“, leitete de Wall seinen Vortrag ein. „Unsere Dienstbesprechung steht heute ganz im Zeichen eines neuen Überfalls der Gang, die uns nun schon seit einigen Wochen beschäftigt.“
     
    „Sie meinen die Aussortierten?“ fragte Meyer-Rastede.
     
    „Nein, die meine ich gerade nicht. Da es sich ja offenbar noch nicht zu allen rumgesprochen hat: Wir, der engere Ermittlerkreis, also ich, Herr Bodinsky und Frau Berger....“ Als de Wall während des Sprechens in die Runde schaute, nahm er Unverständnis wahr. „Ich sehe schon, mit den Namen können einige nichts anfangen. Ich meine Djallo und Tessa. Also, Djallo, Tessa und ich gehen davon aus, dass es sich um eine Trittbrettfahrergang handelt, die sich nur als politische Gruppe inszeniert.“
     
    „Das war mir schon klar“, unterbrach erneut Meyer-Rastede, der offenbar Angst hatte, als uninformiert dazustehen. „Ich meinte das deshalb, weil der ganze Vorgang ja unter der Bezeichnung ‚Die Aussortierten’ angefangen worden ist. Wie soll man die denn nun nennen? Das wäre es doch wichtig, eine einheitliche Bezeichnung zu haben.“
     
    „Ja, das ist ein guter Hinweis. Also machen wir uns doch einen kleinen Spaß dabei: Die ursprüngliche Gruppe nennen wir nach wie vor ‚Die Aussortierten’. Und die Trittbrettfahrergang ‚Die Gourmets’. Also, nun zum Sachstand. Wie Sie wahrscheinlich ja schon alle wissen, wurde gestern von unseren Gourmetfreunden der Wiefelsteder Landgasthof überfallen, was an sich schon zu Überlegungen Anlass gibt. Aber darauf komme ich gleich noch. Zunächst zum Ablauf: Dieses Mal war unter den Gästen ein MEK-Beamter, genauer gesagt Kriminalhauptmeister Detlev Hanau, 32 Jahre alt. Er hatte sich dort mit seiner neuen Nachbarin, die muss etwa im gleichen Alter wie Hanau sein, zu einem gemeinsamen Abend verabredet, wie wir von ihr erfahren haben. Offenbar war das Treffen so etwas wie ein Rendezvous. Hanau kam etwas zu spät. Dies hatte nach seiner eigenen Aussage gegenüber seiner Nachbarin den Grund, dass die Ablösung bei einer Observation sich verzögert hatte. Was uns die Kollegen vom MEK inzwischen bestätigt haben. Ein Drogendealer, der ansonsten ab 18 Uhr nicht mehr aus dem Haus ging, verließ ausnahmsweise doch mal abends seine Wohnung, anstatt Freunde oder wen auch immer zu Hause in seiner Wohnung zu empfangen. Die dadurch ausgelöste Verspätung hatte eine Konsequenz: Erstens ist Hanau in seinem Dienstwagen zu seinem Rendezvous gefahren. Und zweitens hatte er seine Dienstwaffe noch bei sich. Da er sich verspätete, schaute seine Nachbarin, die fünf Minuten vor acht bereits vor Ort war, immer wieder auf die Uhr. Deswegen wissen wir: Hanau ist um 20.07 Uhr auf dem Parkplatz des Restaurants angekommen. Nach Zeugenaussagen dürfte es 20.22 Uhr gewesen sein, als die Täter das Restaurant betraten. Möglicherweise waren sie schon zur Ankunftszeit von Hanau mit ihrem Wagen auf dem Parkplatz. Der Auftritt der Täter im Restaurant war wie in den anderen Fällen auch, sie gaben sich als die Aussortierten aus und sagten ihre dementsprechenden Texte auf. Hanau konnte von seinem Platz aus nur zwei der Täter sehen. Was auch immer Hanau dazu bewogen hat, er zog seine Waffe als der eine der beiden sichtbaren Täter, der bewaffnet war – der andere kassierte gerade bei den Gästen ab – sich mit seiner Pistole etwas seitlich drehte und damit etwa in einem Winkel von 45° an Hanau vorbei in eine andere Richtung, nach hinten ins Restaurant, zielte. Hanau

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