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Die Auswahl. Cassia und Ky

Titel: Die Auswahl. Cassia und Ky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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Haus fortsetzen will. Und auch ich muss ihn etwas fragen, und ich möchte die Antwort wissen, bevor wir hineingehen, wo in der Diele das summende Terminal wartet. Ich befürchte, dass wir nicht noch einmal Gelegenheit haben werden, darüber zu sprechen.
    »Was hast du damit gemacht?«, fragt er mich.
    »Ich habe es zerstört. Heute, auf der Baustelle. Dort hielt ich es für am sichersten.«
    Enttäuschung huscht über das Gesicht meines Vaters, aber dann nickt er. »Gut. Das war sicherlich das Beste. Gerade jetzt.«
    Ich weiß, dass er auf den Besuch der Funktionäre anspielt, und unwillkürlich rutscht es mir heraus: »Wie konntest du nur die Probe verlieren?«
    Mein Vater bedeckt sein Gesicht mit den Händen, eine so plötzliche und gequälte Geste, dass ich einen Schritt zurückweiche.
    »Ich habe sie nicht verloren.« Er atmet tief durch. Im Grunde will ich gar nicht, dass er weiterredet, aber ich finde keine Worte, um ihn aufzuhalten. »Ich habe sie zerstört. Noch am selben Tag. Ich musste ihm versprechen, dass ich es tun würde. Er wollte zu seinen eigenen Bedingungen sterben.«
    Bei dem Wort »sterben« zucke ich zusammen, aber mein Vater ist noch nicht fertig. »Er wollte ihnen nicht die Möglichkeit geben, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Er wollte selbst entscheiden, was mit ihm geschieht.«
    »Aber du hattest auch eine Wahl«, flüstere ich ärgerlich. »Du hättest es nicht tun müssen. Und jetzt ist er weg.«
    Weg. Wie die Gedichte. Es war richtig, sie zu zerstören. Was hat Großvater denn geglaubt, dass ich damit tun könnte, tun würde? Meine Familie lehnt sich nicht auf. Er selbst hat nicht rebelliert, abgesehen von dem kleinen Akt des Widerstands, als er das Gedicht behalten hat. Es
gibt
ja auch gar keinen Grund, sich aufzulehnen. Die Gesellschaft garantiert uns ein gutes Leben. Eine Chance, die Unsterblichkeit zu erreichen. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, es zu verderben: indem wir es selbst zerstören. Wie es mein Vater getan hat, weil sein Vater ihn darum gebeten hat.
    Obwohl ich mich mit brennenden Tränen in den Augen von meinem Vater abwende und ins Haus stürze, kann ich ihn doch zum Teil verstehen. Ich kann nachvollziehen, warum er sich entschieden hat, Großvaters letzten Wunsch zu erfüllen. Tue ich das nicht auch jedes Mal, wenn ich an die Worte des Gedichtes denke oder versuche, ohne die grüne Tablette stark zu sein?
    Es ist schwer, herauszufinden, was stark sein bedeutet. War es schwach, das Papier loszulassen und es seinem sicheren Tod entgegenschweben zu sehen, so still und weiß und voller Verheißung wie ein Pappelsamen? Ist es schwach, wie ich empfinde, wenn ich an Ky Markham denke? Die genaue Stelle auf meiner Haut zu kennen, wo er mich berührt hat?
    Was immer ich für Ky empfinde, es muss ein Ende nehmen, und zwar sofort. Ich bin mit Xander gepaart. Es spielt keine Rolle, dass Ky an Orten gewesen ist, an denen ich noch niemals war, oder dass er während der Vorführung geweint hat, als er dachte, niemand würde ihn sehen. Es spielt keine Rolle, dass er von den schönen Worten weiß, die ich im Wald gelesen habe. Die Vorschriften zu befolgen und auf der sicheren Seite zu bleiben. Das ist alles, was zählt. Das ist die Art, wie ich Stärke zeigen kann.
    Ich werde versuchen zu vergessen, dass Ky »zu Hause« gesagt hat, als er mir in die Augen sah.

KAPITEL 13

    » C assia Reyes«, sage ich und halte der Arbeiterin meine Scankarte hin. Sie scannt den Strichcode an der Seite der Essenspackung mit ihrem Datenpod ein und reicht mir die Mahlzeit.
    Noch einmal piept der Datenpod, als Xander sein Essen entgegennimmt und sich neben mich stellt. »Siehst du Em irgendwo? Oder Piper oder Ky?«, fragt er.
    Wie ein Patchworkmuster sind Decken auf der Spielwiese neben der Grundschule ausgebreitet. Ein echtes Picknick – wir essen draußen auf dem Rasen. Die Arbeiterinnen hasten über das Schulgelände und bemühen sich, die richtigen Mahlzeiten in die richtigen Hände zu übergeben. Es ist ein ziemliches Durcheinander, und ich verstehe, warum das nicht öfter gemacht wird. Es ist wesentlich leichter, den Leuten das Essen direkt nach Hause, in die Schule oder an den Arbeitsplatz zu schicken.
    »Ich glaube nicht, dass Piper und Ky sich rechtzeitig eintragen konnten«, gebe ich zu bedenken. »Bei der Arbeit haben sie doch keine Gelegenheit dazu.«
    Jemand winkt uns von einer Decke in der Mitte des Rasens aus zu. »Da ist Em«, sage ich zu Xander. Gemeinsam schlängeln wir uns zwischen

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