Die Badlands 1
dem Bildschirm.
Mengred presste die Fingerspitze an den Download-Port des Geräts und kopierte den gesamten Speicherinhalt in den Mikrochip des Fingers. Er löschte alle Hinweise auf diesen Vorgang, deaktivierte den Handcomputer und legte ihn genau so in die Schublade, wie er ihn vorgefunden hatte. Das Schubladenschloss verriegelte sich automatisch. Wie praktisch
– dadurch sparte er Zeit.
Der Cardassianer eilte zur Sicherheitswächterin und nahm neben ihr die gleiche Position ein wie vorher. Damit Rev nichts Ungewöhnliches bemerkte, wandte er sich von ihr ab, als sie aus der Trance erwachte und verwirrt den Kopf schüttelte.
»Maschinen sind zu unglaublichen Dingen fähig«, sagte Mengred und deutete auf das Gemälde. »Ein faszinierendes Bild…«
»Ja…«, sagte die Wächterin. Einmal mehr wechselte ihr Blick zwischen ihm und Datas Gemälde hin und her.
Mengred setzte seine Wanderung durch den Raum so fort, als sei überhaupt nichts geschehen. Rev schüttelte noch einmal den Kopf, straffte dann die Schultern und nahm wieder die typische Wächter-Haltung an. Bestimmt ahnte sie nichts von der verstrichenen Zeit.
Mengred nahm auf der Couch Platz und holte seinen eigenen Handcomputer hervor. Er wandte Rev den Rücken zu, als er den Finger ans spezielle Interface hielt und einen zweiten Daten-Download durchführte.
Wenige Sekunden später erschienen die kopierten Informationen auf dem kleinen Schirm. Mehrere Dateien betrafen Fähnrich Ro. Die Bajoranerin gehörte erst seit einer Woche zur Crew der Enterprise. Sie war zugegen gewesen, als Captain Picard Admiral Kennellys Pakt mit dem Obsidian-Kommando entlarvte. Kennelly hatte sich bereit erklärt, die Terroristen von Starfleet lokalisieren und aufscheuchen zu lassen, damit cardassianische Kriegsschiffe ihnen den Garaus machen konnten.
Mengred las die Daten über Ro und ihre Probleme mit der Disziplin. Es erschien ihm geradezu unglaublich, dass eine solche Frau die sorgfältig ausgearbeiteten Pläne Enabran Tains vereitelt hatte. Einen Außenposten der Föderation anzugreifen und alles so darzustellen, als seien Bajoraner dafür verantwortlich… Das war einfach im Vergleich damit, einen Starfleet-Admiral zu finden, der bereit war, den Cardassianern einen Dienst zu erweisen.
Mengred sah zur Sicherheitswächterin auf und lächelte. Rev wusste natürlich nicht, dass er gerade einen wahren Schatz an Informationen erbeutet hatte.
Später gab es genug Zeit, die kopierten Daten genau auszuwerten, aber er fand Gefallen daran, schon jetzt einen Blick auf sie zu werfen, in der Präsenz von Lieutenant Rev. Er scrollte durch die vielen Informationen, las über Schwächen von Besatzungsmitgliedern in wichtigen Abteilungen des Schiffes. In ihren Berichten beurteilte Troi jeden Offizier und Techniker, aber sie verwendete dabei ein sehr differenziertes Bewertungssystem, das in jedem einzelnen Fall Pro und Kontra gegenüberstellte.
Mengred verharrte bei einem Namen, den er kannte –
Lieutenant Worf. Troi analysierte Worfs Verhalten gegen Ende des klingonischen Bürgerkriegs. Interessiert las der Cardassianer von K’Ehleyrs Ermordung, der Mutter von Worfs Sohn. Der Duras-Familie gelang es nicht, sich im klingonischen Hohen Rat durchzusetzen, und Troi wies darauf hin, wie erleichtert Worf war, als die Ehre seines Familiennamens wiederhergestellt wurde.
Tain wird zufrieden sein, dachte Mengred. Bisher wussten die Cardassianer nur wenig über die Hintergründe des klingonischen Bürgerkriegs.
Der letzte Eintrag betraf Captain Jean-Luc Picard.
Er bot interessante Einblicke in die Psyche des Kommandanten der Enterprise. Troi vermutete, dass die Entführung durch die Borg in Picard eine alte Sorge weckte: Er fürchtete, in die Winzerei seiner Familie zurückkehren und dadurch ein Leben führen zu müssen, das ihm nicht gefiel. Der Bericht wies darauf hin, dass ihn die Borg schließlich gezwungen hatten, sich ihrem Kollektiv zu unterwerfen.
Ein Jahr nach der Schlacht von Wolf 359 ließen die Erinnerungen an seine Assimilierung Picard noch immer nicht zur Ruhe kommen. Auch diese Information würde Tain mit großer Zufriedenheit entgegennehmen.
Mengred deaktivierte seinen Handcomputer und fühlte sich von neuer Kraft erfüllt. Inzwischen glaubte er fest daran, dass er diesen Einsatz mit einem vollen Erfolg beenden konnte, ohne auf irgendwelche Schwierigkeiten zu stoßen.
Seine Freude wuchs, als sich die Tür öffnete und Fähnrich Ro hereinkam. Als sie Mengred sah, blieb
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