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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Selbstmord beging.«
    »Oder umgebracht wurde«, bot ich als weitere Erklärung an.
    »Was auch immer. Darüber werden wir uns später unterhalten. Jedenfalls benutzte ich die außergewöhnlichen Befugnisse, mit der die UN das E-Team ausgestattet hatte – bestimmt hatte man nicht damit gerechnet, daß sie jemals benutzt würden –, und ließ die ganze Operation hier in Houbolt anlaufen.«
    »Weil Sie das AO nicht hinunter auf die Erde bringen wollten.«
    »Ja, das scheint mir keine gute Idee zu sein, zumindest solange wir nicht wissen, womit wir es zu tun haben. Und die Orbitalstation ist in einem zu schlechten Zustand; außerdem ist es schwierig, Leute zu finden, welche die Schwerelosigkeit längere Zeit hindurch aushalten. Ich kenne den Mond, weil ich damals hier an meinem Doktorandenprojekt gearbeitet habe. Da sind wir also. Alles, was seit Mersault Tod geschehen ist, war meine Entscheidung. Mein Mandat für das E-Team erstreckt sich nur noch auf sechs weitere Tage. Danach geht unser Freund hier entweder als ET zur vollständigen SETI-Kommission oder als ein AO zum Q-Team; ›Q‹ steht für das Quantensingularitäts-Team. Zeit ist von entscheidender Bedeutung. Ich bin an einer ziemlich kurzen Leine, wie Sie sehen. Als ich daher in der Orbitalstation darauf wartete, daß mein Lunie-Personal Houbolt herrichtete, führte ich den zweiten Kontakt selbst herbei. Ich steckte meine Hand – meine rechte Hand – in die Schüssel.«
    Ich sah sie mit neuem und wachsendem Respekt an.
    »Es floß aus der Schüssel und an meinem Arm hoch, bis kurz über meinen Ellbogen. Das sah aus wie ein langer Handschuh von der Art, wie sie meine Urgroßmutter in der Kirche zu tragen pflegte.«
    »Und?«
    »Ich schrieb das hier nieder.« Sie zeigte mir einen Papierblock, auf dem stand:

    »Das ist Isländisch und heißt ›Neues Wachstum‹. Ich hatte den Block und den Stift mitgebracht, zusammen mit einem Kassettenrecorder. Es war vorüber, bevor ich es bemerkte; es fühlte sich nicht einmal seltsam an. Ich griff einfach nach dem Stift und schrieb.«
    »Ist das Ihre Handschrift?«
    »Überhaupt nicht. Ich bin Rechtshänderin, und das hier habe ich mit der Linken geschrieben. Meine rechte Hand war in der Schüssel.«
    »Was kam dann?«
    »Dann floß es – es kräuselte sich irgendwie; es ist ziemlich seltsam, aber Sie werden es noch sehen – an meinem Arm entlang zurück in die Schüssel. Erinnern Sie sich daran, daß all das in der Orbitalstation unter Schwerelosigkeit passierte. Es gibt nichts, was unser kleines ET in der Schüssel halten kann, außer es will dort sein. Oder irgendwo anders.«
    »Jetzt nennen Sie es ein ET.«
    »Würden Sie das nicht als Kommunikation bezeichnen, oder wenigstens als einen Versuch der Kommunikation? Inoffiziell gesprochen, das und seine Art der Ankunft genügen, um mich zu überzeugen. Als was sonst würden Sie es bezeichnen?«
    Als einen Klecks von einem Ouija-Brett? dachte ich, sagte aber nichts. Die ganze Angelegenheit klang immer verrückter. Die dunkle Nichtsubstanz in der Schüssel hatte etwa so intelligent wie der Kaffee in meiner Tasse ausgesehen, und ich war mir über die Frau im Rollstuhl nicht mehr so ganz im klaren.
    »Ich sehe, daß Sie nicht überzeugt sind«, sagte Hvarlgen. »Das macht nichts; Sie werden es bald sein. Wie auch immer, ich verbrachte die nächsten Stunden unter Bewachung, um sicherzugehen, daß ich nicht Mersault durch eine der Luftschleusen folgte. Dann versuchte ich es wieder.«
    »Mit der Hand in der Schüssel.«
    »Noch einmal mit meiner rechten Hand. Diesmal hielt ich den Stift schon in der linken bereit. Aber diesmal war unser Freund, unser ET, unser Wasauchimmer, sehr zögerlich. Erst nach etlichen Versuchen kräuselte es sich meinen Arm hoch, nur ungefähr einen Zoll über mein Handgelenk, und bloß für einen Augenblick. Aber es funktionierte. Es ist so, als ob es direkt mit meiner Muskulatur kommuniziert hätte, und nicht mit meinem Bewußtsein. Ohne auch nur darüber nachzudenken, schrieb ich das hier…«
    Sie blätterte eine Seite im Block weiter, und ich sah:

    »Was soviel bedeutet wie ›Alter Mann‹.«
    Ich nickte. »Da haben Sie natürlich Johnny Hier auf die Suche nach mir losgeschickt.«
    Hvarlgen lachte und zog gleichzeitig grimmig die Mundwinkel nach unten. Zum ersten Mal begriff ich, daß ihr finsterer Blick ein Lächeln war. Sie trug es lediglich verkehrt herum.
    »Sie übertreffen sich selbst, Major. Ich habe all das erklärt, um deutlich zu

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