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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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erste Glas trank er in einem Zug. Es war zwar kein Kognak, aber die Farbe erinnerte daran. Er winkte den Barkeeper heran und ließ sich sein Glas auffüllen. Seine Kreditkarte hatte ihm vorübergehend einen neuen Status verliehen. Vor dem dritten Glas blieb er lange sitzen. Er wollte sich nicht vorstellen, dass er irgendwann wieder aufstehen und von hier verschwinden musste.
    Das Handy vibrierte in seiner Jackentasche. Er wusste nicht, wie lange er schon auf die Tischplatte gestarrt hatte. Wenn er jetzt nicht ans Telefon ging, dachte er, würde er es nie mehr tun. Er war einigermaßen erleichtert, als er sah, dass es Rita war. Sie war die Einzige, mit der er jetzt reden konnte.
    »Um Gottes willen, Axel, in was für einen Schlamassel bist du da nur hineingeraten?«
    Er versuchte, sie mit einer witzigen Bemerkung zu beruhigen, was ihm gründlich misslang. Stattdessen brachte sie ihn dazu, von den letzten Stunden zu erzählen. Danach fragte sie ihn:
    »Was willst du jetzt tun?«
    Er leerte sein Glas.
    »Hast du nicht gesagt, dass du vor zwölf Jahren bei mir angefangen hast, Rita? Es gibt nur wenige Menschen, die mich besser kennen als du.«
    Nach kurzem Zögern sagte sie:
    »Ich glaube nicht eine Sekunde daran, dass du so etwas … hörst du mich, Axel? Keine Sekunde glaube ich daran, aber es war wirklich dumm von dir, dich auf diese …«
    Er unterbrach sie, weil er nicht wollte, dass sie sich weiter darüber ausließ.
    »Sie hat nichts damit zu tun. Du kannst allein mir die Schuld geben.«
    »Übrigens hat sie gestern angerufen.«
    »Miriam?«
    »Reden wir nicht von ihr?«
    »Was wollte sie?«
    »Offenbar hatte sie in Olas Schreibtischschublade einen Umschlag deponiert. Sie wollte ihn abholen, aber sie ist nicht gekommen.«
    Axel spürte, dass er allmählich zu sich kam.
    »Wann war das?«
    »Gestern Nachmittag. Und dann hat sie noch was Merkwürdiges gesagt.«
    »Was denn?«
    »Sie sagte, wenn sie nicht kommen würde, sollte ich dir den Umschlag unverzüglich geben. Sie sagte, es sei sehr wichtig. Wirkte ziemlich gestresst.«
    Er sah sich die Liste der unbeantworteten Anrufe an. Es waren über dreißig, viele von Bie, einer von Tom. Darunter der Name von Miriam. Gestern Abend um fünf vor sieben. Er hörte die Mailbox ab, er hatte dreiundzwanzig gespeicherte Nachrichten. Die erste war von Bie, die zweite von einer VG -Journalistin. Dann kamen mehrere, die ihm erst mal nichts sagten. Er übersprang sie. Bei der siebten Nachricht hörte er das Brummen eines Automotors, einen Popsong, vermutlich aus dem Radio, den er kannte, und eine Person, die im Hintergrund dazu pfiff. Er wollte die Nachricht schon beenden, als er plötzlich ihre Stimme hörte:
    »Wo fahren wir denn hin?« Miriam!, fuhr ihm durch den Kopf. Eine männliche Stimme, die schwer zu verstehen war, antwortete ihr. Axel konnte nicht länger am Tisch sitzen bleiben. Er sprang auf, drückte sich das Handy gegen das eine Ohr, während er einen Finger in das andere steckte. Wieder Miriams Stimme: »Zur Hütte? Bist du verrückt?« Die männliche Stimme wurde lauter:
    »Was zum Teufel hast du da? Gib her!« Ein knisterndes Geräusch. Ihr Schrei. Er wurde immer lauter und endete mit einem langgezogenen Hilferuf:
    »Axel!« Dann war alles stumm.
    Axel taumelte auf die Toilette. Hörte die Nachricht ein weiteres Mal ab. Die männliche Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor, doch er konnte sie nicht einordnen. Schließlich wurde sie von Miriams Schrei übertönt. Sie rief nach ihm. Sie hatte Angst.
    Er lief zur Tür.
    »Hey!«, rief der Barkeeper und stürzte hinter ihm her. »Sie müssen noch bezahlen!«
    Axel hob beschwichtigend die Hände.
    »Tut mir leid, ich hab gerade eine Nachricht … natürlich bezahle ich.«
    Der Barkeeper schien außer sich vor Zorn. Nicht einmal ein sattes Trinkgeld konnte ihn besänftigen.
    Vor der Kneipe rempelte Axel eine Frau in einem schwarzen Mantel an.
    »Sie habe ich gesucht«, sagte sie, während er weiterhastete.
    Er drehte sich um.
    »Kaja Fredvold, VG «, half sie ihm auf die Sprünge. »Wir haben schon mal miteinander gesprochen. Jetzt möchte ich ein Interview mit Ihnen führen.«
    Tausend Gedanken rasten durch seinen Kopf. Miriam! Sie war panisch gewesen, als sie ihn gestern angerufen hatte. Auch während ihrer letzten Begegnung war sie ihm schon verängstigt vorgekommen. Doch er hatte nicht begriffen, was ihr Angst machte.
    »Für Leute wie Sie habe ich keine Zeit«, sagte er und versuchte dabei, ruhig zu bleiben.
    Die

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