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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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Da sah er die Gestalt an dem Boot, dessen Bug in die Luft ragte. Der Mann humpelte weiter, am Ufer entlang. Axel holte ihn ein und packte seine Schulter. Der andere versuchte sich loszureißen. Axel umklammerte seine Taille und schleuderte ihn zu Boden, presste ein Knie auf seine Brust, riss die Taschenlampe aus der Tasche und leuchtete ihm ins Gesicht.
    »Brede!«, schrie er ihm entgegen.
    Vom Licht geblendet, kniff der Mann die Augen zusammen. Er hatte lange, graue Haare, einen verfilzten Bart und tief in den Höhlen sitzende Augen. Er musste über sechzig Jahre alt sein und stank nach Urin.
    »Was wollen Sie von mir?«, jammerte er.
    Axel biss sich fluchend auf die Lippen. Hast du den Verstand verloren, Axel Glenne? Hast du wirklich geglaubt, es sei Brede?
    »Wohnen Sie in der Hütte?«
    Der Alte nickte zögerlich.
    »Niemand sonst außer Ihnen?«
    Er schüttelte den Kopf. Er hatte einen Arm freibekommen und hielt ihn über sich wie einen Schild.
    »Wollen Sie mich umbringen?«, fragte er.

    Ich warte auf dich. Sitze im Auto und blättere in den Zeitungen. Irgendein Professor meint, sie sollten nichts über mich schreiben, weil es genau das ist, was ich erreichen wolle. Dass es mein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit ist, das mich töten lässt. Wenn der Schwachkopf wüsste, wie unrecht er hat. Es geht mir nicht um Aufmerksamkeit. Und es ist mir scheißegal, was die Zeitungen schreiben. Es geht nur um dich. Und um mich. Niemand sonst. Endlich bist du da. Ich beobachte dich, während du auf der anderen Straßenseite den Bürgersteig entlanggehst. Du weißt es immer noch nicht. Aber du ahnst es. Dass jetzt du an der Reihe bist. Falls dir nicht der Zufall zu Hilfe kommt. Das ist der einzige Gott, der noch eingreifen kann. Ich hätte alles noch gründlicher planen können. Den Gott des Zufalls stärker beeinflussen können. Doch das Unberechenbare liegt in meiner Natur. Alles aufs Spiel zu setzen. Du bist ganz anders. Du bist immer rechtzeitig umgekehrt. Trotzdem sind wir verwandte Seelen. In dieser Hinsicht ist der Bär nicht nur mein, sondern auch dein inneres Tier. Wenn du dies hörst, kannst du dich nicht mehr rühren. Kannst nichts anderes tun, als meiner Stimme zu lauschen. Jetzt begreifst du, was du getan hast, und bereust es. Aber es nützt dir nichts mehr. Nur der Zufall kann dir noch helfen. Während ich dies vorlese, ist es immer noch möglich, dass du mir entkommst. Vieles kann schiefgehen. Ich werde dir eine letzte Warnung zukommen lassen. Vielleicht zeigst du mich an und rettest deine eigene Haut. Wenn nicht, ist die Reihe an dir. Drei Frauen habe ich aufgesucht und mitgenommen. Das vierte Mal wird es anders sein. Du wirst mich aufsuchen. Dein schlechtes Gewissen wird dich zu mir führen. Deshalb liegst du jetzt im Dunkeln und musst mir zuhören. Der Gott des Zufalls hat ausgespielt. Als ich mir die dritte Frau geholt habe, hat er mir beinahe das Handwerk gelegt. Als ich ihr den Lappen auf das Gesicht presste, hat sie mir den Wagen vollgekotzt und ist mit dem Kopf gegen die Scheibe geknallt. In diesem Moment kam ein Paar mit einem Hund vorbei, doch ich habe ihren Kopf rasch nach unten gedrückt. Außerdem war es so dunkel, dass sie nichts erkennen konnten. Drei Nächte lang war sie bei mir. Als ich mich zu ihr legte, habe ich ihre Hände gelöst. Sie wollte mich haben. Selbst als ich ihr sagte, dass ich sie töten müsse, wollte sie mich haben. Aber ich habe die Situation nicht ausgenutzt. So einer bin ich nicht. Ich lag die ganze letzte Nacht neben ihr. Sie durfte mich umarmen und streicheln, soviel sie wollte. Das hat sie beruhigt. Wir sind beide eingeschlafen. Am Morgen hat sie dann gesehen, was geschehen würde. Da musste ich sie wieder fesseln. Auch du wirst es sehen. Ich werde jedes einzelne Zucken deines Gesichts studieren, während dir klarwird, was in dem Keller geschehen wird. Ich kann es kaum erwarten, wenn ich daran denke. Dir dabei in die Augen zu blicken wird der schönste Moment meines Lebens sein. Danach wirst du nicht mehr da und ich an einem Ort sein, den niemand kennt. Was ich getan habe, kann niemals vergeben werden. Sie werden mich dafür hassen, verachten. Nichts führt zu den Menschen zurück. Das ist die vollkommene Einsamkeit. Sie wird niemals enden. Das ist es, was ich will.

TEIL IV
     

46
    Mittwoch, 24. Oktober
    N ina Jebsen parkte auf dem Bürgersteig. Immer noch stand ein Polizist am Eingang zur Wohnanlage in der Helgesens gate. Er war ein paar Jahre jünger als sie, groß,

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