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Die Ballade der Lila K

Die Ballade der Lila K

Titel: Die Ballade der Lila K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blandine Le Callet
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Lila …«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Fernand. Sind die Ermittler mit meinem Grammabook endlich durch?«
    »Ich glaube nicht, dass die Ärzte das befürworten würd…«
    »Quatsch! Die Ärzte haben bestimmt nichts dagegen einzuwenden: Ich bin absolut voller Energie, und ich komme um vor Langeweile. Soll ich Ihnen mal was sagen, Fernand? Das Problem sind nicht die Ärzte, sondern Sie. Sie suchen doch nach allen möglichen Ausflüchten, um mir mein Grammabook vorzuenthalten!«
    Er wurde puterrot. Der liebe Fernand, das zählt zu seinen guten Eigenschaften, dass er komplett unfähig ist, seine wahren Gedanken und Gefühle zu verbergen. Was ihn aber nicht daran gehindert hat, sich noch eine gute Woche zu sträuben. Offenbar fand er Gefallen daran, mich von der Außenwelt zu isolieren. Mich voll und ganz von ihm abhängig zu machen.
    Mit der Zeit kriegte ich ihn schließlich herum. Er hatte es irgendwann satt, als Folterknecht beschimpft zu werden, außerdem gingen ihm die Argumente aus, und so gab er mir mein Grammabook endlich zurück. Meine erste Nachricht war für Sie bestimmt:
    Lieber Milo,
    mir geht es gut. Wie Sie vielleicht wissen, wurde ich in die psychiatrische Klinik im 14 . Arrondissement eingeliefert. Ich hoffe, bald entlassen zu werden, und kann es gar nicht erwarten, meinen Dienst in der Bibliothek wiederaufzunehmen.
    Herzlich
    Lila K
    Ich hatte mich nicht getraut, Sie um einen Besuch zu bitten, aber die Zeilen kamen von Herzen. Noch am selben Abend erhielt ich Ihre Antwort:
    Liebe Lila,
    danke für Ihre Nachricht. Nach dem, was Sie mir kürzlich haben ausrichten lassen, war das eine große Überraschung. Ich freue mich, dass es Ihnen wieder bessergeht.
    Stets Ihr ergebener
    Milo
    Lieber Milo,
    jetzt bin ich überrascht. Was heißt »Nach dem, was Sie mir kürzlich haben ausrichten lassen«? Ich habe niemanden gebeten, Ihnen eine Botschaft zu übermitteln. Klären Sie mich bitte auf.
    Liebe Lila,
    vor zehn Tagen war ich im Krankenhaus, um Sie zu besuchen. Dort wurde mir gesagt, dass Sie mich ausdrücklich nicht zu sehen wünschen. Natürlich würde ich diesem Wunsch weiterhin entsprechen, aber es scheint sich wohl um eine Art Missverständnis zu handeln.
    Lieber Milo,
    ob »Missverständnis« das richtige Wort ist, wenn jemand sich das Recht herausgenommen hat, in meinem Namen zu sprechen, ohne mich vorher zu fragen oder sich mit mir abzustimmen? Zur Klärung: Sie können mich jederzeit gern besuchen.
    Liebe Lila,
    morgen Nachmittag schaue ich bei Ihnen vorbei.
    Ich habe Fernand nicht davon erzählt. Das war vielleicht ein Fehler. Es hätte ihn dann nicht so unvorbereitet getroffen.
    Als Sie das Zimmer betraten, sprang Fernand von seinem Stuhl auf – vor Erstaunen, vermutlich, und ganz sicher voll Angriffslust. Davon haben Sie sich allerdings nicht einschüchtern lassen. Sie nickten ihm zur Begrüßung zu und traten dann an mein Bett.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Ganz gut.«
    »Sie sehen jedenfalls gut aus.«
    »Weil ich mich über Ihren Besuch freue!«
    Das stimmte, allerdings wollte ich mir auch den Spaß erlauben, Fernand zu ärgern.
    »Was sagen die Ärzte? Wollen sie Sie noch länger dabehalten?«
    »Das weiß ich nicht. Ich bekomme keine Auskunft. Ach, Milo, wenn Sie wüssten, wie sehr ich mich langweile und wie ich darauf brenne, endlich wieder zu arbeiten!«
    »Ich hoffe, Sie kommen bald zurück, Lila. Alle hoffen das.«
    Das war das Stichwort für Fernand, der bislang verbissen geschwiegen hatte.
    »Es ist noch unklar, ob Lila ihre Arbeit in der Bibliothek wiederaufnehmen kann«, verkündete er trocken.
    Ich sah ihn entgeistert an. Er musterte Sie feindselig.
    »Man erwägt für Lila einen langfristigen Aufenthalt. Ihr Suizidversuch …«
    »Ich wollte nie Selbstmord begehen, Fernand, das habe ich Ihnen doch schon erklärt!«
    »Wie dem auch sei, du brauchst trotzdem eine Behandlung. So viel steht fest«, entgegnete er gehässig.
    Von dieser Seite hatte ich ihn noch nie erlebt. Als hätte Ihre bloße Anwesenheit seinen Hass geweckt.
    »Das kann nicht sein, Fernand! Ich will hier raus und mein Leben weiterführen. Es geht mir gut.«
    »Nein, es geht dir nicht gut. Und du bleibst bis auf weiteres hier!«
    Sosehr ich mich bisher bemüht hatte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen: Nun kam es zum Dammbruch. Hinter der dunklen Brille stürzte eine wahre Tränenflut hervor. Lila Lacrimosa .
    »Was stellst du dich so an?«, seufzte Fernand. »Warum vertraust du nicht einfach den

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