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Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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uniformierten Männer, als sie das Fenster wieder zuwarf und einen schrillen Schrei ausstieß.
    »Hinters Haus!«, rief Josef Schöning seinem Bruder Anton zu.
    »Das war ein Alarmzeichen!« Die beiden erreichten den kleinen Hof, als zwei Gestalten aus der Hintertür stürzten. Sie waren nur mit Hemden bekleidet. Die Beamten verfolgten die hellen Flecken durch die angrenzenden Gärten. Sie stellten die Flüchtenden endlich an einer Hecke und schleppten sie zum Bordell zurück.
    Inzwischen hatte der Stadthauptmann noch einen dritten Mann festnehmen lassen.
    Oberst Weyer leuchtete den Gefangenen mit der Laterne in die Gesichter. Bei Overtüsch blieb er stehen und gratulierte den Beamten zu dem geglückten Fang. Die Wirtin musste die Kleider der Verhafteten bringen. Es dauerte lange, bis Overtüsch alle Uniformknöpfe geschlossen hatte. Als er dann den Federhut auch noch umständlich aufsetzen wollte, schlug ihm Josef Schöning den Pistolenknauf in den Nacken.
    Mathias und Rüben stellten fest, dass sie das Haus des Händlers nicht allein überfallen konnten. Es lag direkt an der Straße und hatte eine Eingangstür aus Eichenbohlen. Gegen ein Uhr kehrten beide Männer aus Mülheim zurück. Mathes Spielmanns berichtete von der Hausdurchsuchung. Mathias lachte: »Na, dann werden wir ja jetzt gut schlafen.«
    Er legte sich in seine Kammer. Simon Rüben blieb mit dem Wirt noch in der Schankstube.
    Overtüsch und seine beiden Kumpane flehten die Polizeikommissare an, doch ihre warmen Jacken aus der Herberge holen zu dürfen. Der Stadtobrist Weyer beriet sich mit den drei Kommissaren. Schließlich wurden die Gefangenen aneinander gebunden und unter strenger Bewachung vor das Haus des Mathes Spielmanns geführt. Josef und Anton Schöning klopften wieder an die Tür der Herberge. Zögernd öffnete der Wirt, als er die Beamten zum zweitenmal sah, rief er laut: »Polizei? Noch einmal Polizei?« Die Kommissare betraten den Schankraum. Sie sahen prüfend auf den Mann, der noch so spät vor einer Flasche Branntwein saß. »Ein Vetter aus Düsseldorf«, stellte Mathes seinen Gast schnell vor. Die Kommissare schöpften keinen Verdacht.
    Mathias hatte noch nicht geschlafen. Er fuhr aus dem Bett, als er den Ruf »Polizei!« unten vor der Tür hörte. Er griff nach seiner geladenen Pistole und nach dem Dukatenbeutel. Vorsichtig öffnete er die Kammertür. Unten an der Stiege stand ein Wachsoldat. Mathias lief zum Fenster, aber das nächste Dach war zu weit, und ein Sprung auf die Erde zu gefährlich. Entschlossen verließ er seine Kammer und schlich zu der Tür, hinter der die Kinder schliefen. Er schlüpfte hinein und schloss sofort wieder die Tür. In der Dunkelheit tastete er sich bis zum Bett vor. Seine Hände strichen leicht über die Decke. Als sie die beiden Kinder berührten, summte Mathias leise. Er schob sie etwas auseinander. Der ältere Junge wurde unruhig. Mathias summte weiter und kroch unter die Decke. Er schob sich zwischen die Kinder. Im Halbschlaf fühlten die Kleinen die Nähe eines Körpers, und ihr Atem wurde wieder ruhig und gleichmäßig. Mathias zog sich die Decke bis über die Stirn, sodass nur noch seine Haare heraussahen.
    Unten im Schankraum sagte Josef Schöning: »Wir holen die Jacken der Kerle. Sie werden sie im Gefängnis brauchen, es wird Winter.«
    Mathes Spielmanns dachte an den Räuberanführer oben in der Kammer. »Die Männer haben keine Jacken«, sagte er schnell. Die Kommissare gingen hinaus und fragten die Gefangenen. Overtüsch schimpfte. »Dieser Bandit! Oben in der Kammer liegen unsere Jacken!«
    Der Stadtobrist Weyer schöpfte erneut Verdacht, er befahl: »Noch einmal die ganze Herberge durchsuchen! Vielleicht finden wir doch noch mehr als nur Kleider.«
    »Warum? Es ist niemand da.«
    »Dann können wir ja auch suchen.« Anton Schöning lachte. Die Sergeanten polterten die Stiegen nach oben. Josef Schöning öffnete wieder die Kammertür zu den Kindern. Er hielt die Laterne und beleuchtete das Lager. Er lächelte, als er die drei kleinen Köpfe auf dem Kissen sah, und dachte an seine eigenen Kinder, die jetzt sicher auch tief im Schlaf lagen. Vorsichtig schloss der Kommissar die Tür.
    Die Sergeanten fanden die Jacken der Gefangenen und noch zwei Pistolen, dann wurde es wieder still in der Herberge.
    Mathias hörte, wie der Wirt und Rüben nach oben stürmten. Sie suchten in den Kammern. Er grinste, ließ die Hähne seiner Pistole vorsichtig wieder ausrasten, dann kletterte der kleine Räuber

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