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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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beschränkt, in einer TV-Seifenoper mit einem Handlungselement dieser Art mitgespielt.
    »Du weißt, dass ich schlecht kopfrechnen kann. Ist ›verrückt‹ mehr oder weniger als ›wahnsinnig‹?«, fragte Jeremy leicht irritiert.
    »He, du hast Anspruch auf dein Privat leben«, sagte Suzanne in einem Tonfall, der Milch hätte gerinnen lassen können. »Das müssen wir respektieren.«
    »Zwölf«, sagte Andrea ruhig. »Millionen.«
    Die anderen starrten sie wortlos verblüfft an, bis Jeremy an einem übergroßen Mundvoll Pasta halb erstickte. Er kippte ein
Glas Vouvray hinterher. »Du willst uns verarschen«, sagte er schließlich.
    »Das soll ein Witz sein, stimmt’s?«, fragte Melissa. »Oder eine Art Improvisation?« Sie wandte sich an Suzanne. »Das erinnert mich an meine Zeit als Schauspielschülerin. Andrea hat mir geholfen, Improvisationen zu üben, und sich immer eingebildet, darin besser zu sein als ich.«
    Andrea schüttelte den Kopf. »Ich kann’s kaum glauben«, sagte sie.
    »Und so verwandelt die Raupe sich in den Schmetterling«, sagte Suzanne mit hektischen roten Flecken auf den Backenknochen.
    »Zwölf Millionen Dollar«, sagte Melissa halblaut in dem Sing-sang, in dem sie sprach, wenn sie eine Rolle zu lernen versuchte. »Glückwunsch! Ich gönn dir das von ganzem Herzen! Das ist einfach un-glaub-lich.« Dieses letzte Wort klang wie drei Wörter.
    »Darauf müssen wir trinken!«, rief Jeremy aus und schenkte sich nach.
    Die Jubelstimmung war ausgelassen, fast albern, aber bis das Mahl mit Kaffee und Digestifs beschlossen wurde, war die Aufregung der anderen – oder bildete sie sich das nur ein? – irgendwie in Neid umgeschlagen. In ihrer Fantasie gaben Andreas Freunde ihr Geld für sie aus und ließen sich dabei Szenarios aus dem Leben der Reichen und Berühmten einfallen, die verrückt und banal zugleich waren. Jeremy erzählte mit leichtem Trotz in der Stimme von einem Multimillionär, den er kannte – als Jugendlicher hatte er bei ihm im Garten gearbeitet  – und der »genau wie der Kerl von nebenan war, ohne sich je für besser zu halten«. In seiner Erzählung schwang ein leichter Tadel mit, als sei wohl nicht zu erwarten, dass Andrea es mit diesem Pepsi-Abfüller aus Doylestown, Pennsylvania, aufnehmen könne.
    Schließlich, nach der zehnten Erwähnung von Donald Trump und Fünfundzwanzigmeterjachten, fragte Andrea: »Können wir nicht über was anderes reden?«
    Suzanne warf ihr einen Willst-du-uns-verarschen?-Blick zu. »Worüber sollten wir denn sonst reden?«
    »Ganz im Ernst«, sagte Andrea. »Wie geht’s dir?«
    »Sei nicht gönnerhaft, Schätzchen«, wehrte Suzanne ab und spielte die Gekränkte. Andrea merkte jedoch, dass das nicht ganz stimmte. Ihre alte Freundin tat nur so, als spiele sie die Gekränkte.
    So wird’s also in Zukunft sein.
    »Möchte jemand einen Kräutertee?«, fragte Andrea gekünstelt fröhlich. Sie merkte, dass sie Kopfschmerzen bekam.
    Suzanne starrte sie an, ohne zu blinzeln. »Erinnerst du dich, wie du immer behauptet hast, nicht zu diesen Bancrofts zu gehören?« , fragte sie nicht unfreundlich. »Nun, weißt du was? Du bist gerade eine geworden.«
     
    In dem abgedunkelten Raum, den nur das bläuliche Leuchten eines LCD-Flachbildschirms erhellte, huschten flinke Finger leicht über konkave Tasten; der Monitor füllte sich mit Wörtern und Zahlen, wurde wieder leer. Informationen wurden angefordert, Maßnahmen befohlen, Zahlungen veranlasst oder zurückgefordert. Belohnungen wurden ausgesprochen oder verweigert, Anreize und Sanktionen systematisch eingesetzt. Informationen gingen ein. Informationen gingen hinaus. Dieser mit unzähligen anderen in aller Welt vernetzte Computer empfing und sendete Impulse aus Binärzahlen, eine Flut von Nullen und Einsen; eine Kaskade von Steuerimpulsen, jeder einzelne so wenig substanziell wie die Atome, aus denen gewaltige Gebäude bestehen. Anweisungen wurden digital erteilt, abgeändert. Informationen wurden gesammelt, zusammengeführt und ausgewertet. Hohe Geldbeträge wanderten um die ganze Welt, wurden digital von
einer Bank zur anderen überwiesen und landeten auf Nummernkonten, die in anderen Nummernkonten versteckt waren. Weitere Anweisungen wurden erteilt; zusätzliche Agenten wurden über ein unentwirrbares Geflecht aus Strohmännern angeheuert.
    In dem Raum erhellte nur der Widerschein des Monitors ein Gesicht. Aber den Empfängern aller Mitteilungen blieb dieser Blick verwehrt. Der führende Intellekt

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