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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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mein letztes Hemd verwetten …«
    »An Ihrer Stelle würde ich nicht wetten! Wir haben bei Ihrem Sohn Rauschgift gefunden, genauer gesagt Kokain. Fünfzig Gramm, die er unter seinen Achseln versteckt hatte. Und zweitausend Mark in bar. Können Sie sich das erklären?«
    »Ich verstehe nicht«, stieß David höchst erregt hervor. »Ich verstehe wirklich nicht, was …«
    »Ich wiederhole mich ungern, aber Ihr Sohn Thomas hatte Kokain bei sich, fünfzig Gramm. Und zweitausend Mark in bar! Und ich habe gefragt, ob Sie eine Erklärung dafür haben«, sagte der Mann barsch.
    »Wie bitte? Soll das etwa heißen, daß Thomas mit Rauschgift …?«
    »Wie es aussieht, ja. Genauer werden wir es wissen, wenn er aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht.« Und dann schränkte er ein: »Wenn er denn erwacht.«
    »Nein, das glaube ich nicht, ich lege meine Hand immer noch für Thomas ins Feuer …«
    »Herr von Marquardt, bitte!« sagte der kleine, unsympathische Mann hart. »Im Moment sprechen die Fakten ganz klar für sich und gegen Ihren Sohn. Wir haben Kokain und eine Menge Geld gefunden. Und wenn ich mir die Gegend anschaue, in der Sie wohnen, dann sind zweitausend Mark, die jemand einfach so bei sich trägt, verdammt viel Geld. Und hier wohnt weiß Gott ein anderes Volk als der Mittelstand!«
    »Hören Sie zu«, David wurde wütend, »wir gehören nicht zu
dem Volk
, wie Sie es nennen! Wir sind durch mißliche Umstände hierher geraten …«
    »Was Sie hier in dieser verrotteten Gegend tun und warum Sie hier sind, interessiert uns nicht. Es geht um Ihren Sohn. Mit wem hatte er Umgang?« fragte der Kerl kalt.
    »Ganz normale Freunde! Von der Uni, von früher. Sie kommen sogar manchmal her. Keiner von denen war jemals auf der schiefen Bahn. Nein, hier ist irgendwas passiert, das ich noch nicht in die Reihe bekomme, aber etwas stimmt nicht! Sie müssen mir glauben, Thomas ist kein Dealer! Er hat auch nie Rauschgift genommen. Er trinkt ja nicht einmal Alkohol oder raucht.«
    »Dann beten und hoffen Sie, daß er durchkommt. Vielleicht finden wir dann die Wahrheit heraus. Ich hoffe für Sie, daß Sie recht haben. Wenn nicht, sieht es sehr schlecht für Ihren Sohn aus.«
    »Wo liegt er?« fragte David zornig über die arrogante Art seines Gegenübers.
    »In der Uniklinik. Sein Zustand ist sehr kritisch. Er hat schwere Kopfverletzungen und innere Blutungen. Sie könnenihn noch nicht besuchen. Aber Sie können anrufen und sich nach seinem Befinden erkundigen. Hier ist die Nummer der Station.«
    »Haben die Ärzte irgendwas gesagt, ich meine, haben sie Hoffnung …?«
    »Sie tun alles Menschenmögliche. Mehr kann ich nicht sagen. Es hängt viel von seiner Konstitution ab. Wir werden uns bei Ihnen melden, sobald wir mehr wissen«, sagte der Mann. »Herr von Marquardt, noch eine Frage – hat Ihr Sohn ein eigenes Zimmer?«
    »Ja, hat er. Ist zwar nur klein, aber es ist sein kleines Reich.«
    »Dürfen wir uns bitte kurz umsehen?«
    »Warum?«
    »Reine Routine. Es dauert höchstens fünf Minuten.«
    »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    »Vielleicht. Wenn Sie uns bitte das Zimmer zeigen wollen.«
    David führte die Männer in Thomas’ Zimmer, das am Ende des langen, schmalen Flurs lag, direkt neben dem Bad. Ein schmaler, länglicher Raum, den Thomas nach seinem eigenen Geschmack eingerichtet hatte. Hier ein paar Poster, dort ein Bild, das ihn zusammen mit zwei Schulfreunden vor dem schiefen Turm von Pisa zeigte, Platten und CDs, eine erlesene Stereoanlage, ein Fernsehapparat, ein Videogerät. Ein Kleiderschrank, ein kleiner Schreibtisch mit einer Halogenleuchte, ein Bett und ein Stuhl.
    »Verdient Ihr Sohn gutes Geld?« fragte der kleine Mann, während er die Schreibtischschublade herauszog und den Inhalt durchwühlte.
    »Warum?«
    »Beantworten Sie nur meine Frage.«
    »Er geht zur Uni und jobbt nebenbei als Fahrer.«
    Der andere Beamte griff in die Taschen von Hemden und Jakken und Hosen, tastete über das Oberteil des Schranks, bückte sich und schaute unter Tisch und Bett. Sie ließen nichts aus, nicht einmal hinter der Heizung. Sie hoben das Bett an, dieBettdecke wurde abgetastet, zwischen den Platten und CDs und der Anlage gesucht. Mit einem Mal hielt der andere Beamte inne. Er winkte seinen Kollegen zu sich. »Hier«, sagte er und hielt ihm seinen Fund vors Gesicht. Der kleine Dicke nickte und nahm das winzige Päckchen in die Hand.
    »Ich fürchte«, sagte er, »Ihr Sohn steckt tiefer in der Scheiße, als Sie ahnen. Und Sie wissen

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