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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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weiß, wurde erst vor wenigen Tagen die Atomanlage meines Landes in Isfahan zerstört. Die amerikanische Außenministerin trat vor die Vereinten Nationen und legte angebliche Beweise vor, dass iranische Saboteure die Anlage vernichtet haben sollten. Sie stellte es so hin, als hätten die Vereinigten Staaten nicht das Geringste mit dem Anschlag gegen mein Land zu tun, als wären es Iraner gewesen, die gegen eine diktatorische Regierung aufbegehren würden. Was sie der Welt absichtlich verschwieg, war, dass diese Saboteure von der CIA rekrutiert und unterstützt wurden.
    Seit Monaten verfolgen verschiedene Geheimdienste meines Landes die Aktivitäten dieser aufständischen Söldner. Diese Ermittlungen führten heute Morgen in Mosul zu einem spektakulären Ergebnis, als sich die Anführer dieser Gruppe mit CIA-Direktorin Irene Kennedy trafen.« Amatullah hielt ein vergrößertes Foto der CIA-Direktorin hoch.
    Ashani sah auf den ersten Blick, wie mitgenommen sie aussah. Ihr Gesicht war auf einer Seite gerötet, so als wäre sie geschlagen worden. Sie war in eine Decke gehüllt, und ihr Gesicht drückte bei weitem nicht die übliche Ruhe und Gelassenheit aus. Ashani schämte sich für das, was seine Landsleute seiner amerikanischen Amtskollegin angetan hatten.
    »Direktor Kennedy hatte das hier bei sich.« Amatullah hielt ein zweites vergrößertes Foto hoch. »Diese Aktentasche und einige andere enthielten insgesamt über eine Million Dollar in bar, die die Direktorin der CIA ihren Spionen übergeben wollte – als Belohnung dafür, dass diese Leute unser Streben nach einer unabhängigen Energieversorgung des Landes zunichtegemacht haben. Ich ersuche die Welt, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen und meinem Land zu helfen, den imperialistischen Aggressionen der Vereinigten Staaten Einhalt zu gebieten. Es ist höchste Zeit, dass wir alle zusammen für wahre Demokratie und Freiheit einstehen und gegen die amerikanischen Kapitalistenschweine kämpfen.«
    »Der Iran wird keinen Tropfen Öl mehr liefern …« – Amatullah schüttelte trotzig die Faust in die Kamera – »… bis auch das letzte amerikanische Kriegsschiff den Persischen Golf verlassen hat. Ich appelliere an meine Brüder von der OPEC, das Gleiche zu tun. Zusammen werden wir die Botschaft an Amerika richten, dass wir uns nicht länger einschüchtern lassen. Wir haben bereits für die Zerstörung der Anlage in Isfahan und die Hunderten Toten eine Entschädigungszahlung in der Höhe von zehn Milliarden Dollar gefordert. Nachdem die Amerikaner nun auch noch die Sabalan versenkt haben, erhöhen wir unsere Forderung auf fünfzehn Milliarden Dollar. Außerdem sollen sich die Vereinigten Staaten für alles entschuldigen, was sie getan haben, und vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen erklären, dass sie sich nicht länger in die Angelegenheiten des Iran einmischen werden.«
    Amatullah hielt inne und faltete die Hände in einer etwas weniger aggressiven Pose. »Wir werden CIA-Direktorin Kennedy als Gast unseres Landes hier behalten, bis Amerika diese Verpflichtungen erfüllt hat. Und ich kann der internationalen Gemeinschaft versichern, dass wir sie mit mehr Respekt und Achtung behandeln, als Amerika gegenüber meinen moslemischen Brüdern an den Tag gelegt hat, die auf dem Schlachtfeld gefangen genommen wurden.«
    Mit diesem letzten Seitenhieb drehte sich Amatullah um und trat aus dem Bild. Ashani stand mitten unter den anderen, völlig schockiert von dem, was er soeben gehört hatte. Die wahnsinnige Fantasie und Dreistigkeit dieses Mannes kannte keine Grenzen. Die Behauptung, dass die Sabalan nichts getan habe, um den Angriff zu provozieren, wirkte schon ein bisschen lächerlich, doch was Amatullah soeben Irene Kennedy vorgeworfen hatte, war eine glatte Lüge. Ashani selbst war der Frau erst wenige Stunden zuvor gegenübergesessen, als sie ihm glaubwürdig ein milliardenschweres Hilfspaket anbot. Sie hatte ganz und gar nicht den Eindruck gemacht, als würde sie planen, die iranische Regierung zu stürzen.
    Ashani sah sich im Zimmer um und studierte die Gesichter der anderen Männer, und er wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass sie etwas wussten, das ihm verborgen war. Die Tür zu Amatullahs Büro ging auf, und der Präsident platzte herein wie ein Schauspieler, der in die Garderobe kam, nachdem er soeben die Vorstellung seines Lebens abgeliefert hatte. Amatullah blieb triumphierend vor der versammelten Gruppe stehen, das Kinn hoch erhoben.

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