Die Bedrohung
waren alle mit Maschinengewehren bewaffnet. Ungefähr die Hälfte von ihnen befand sich in Deckung, und sie wirkten äußerst wachsam. Er hätte höchstens zwei oder drei ausschalten können. Die hintere Tür der ersten Limousine ging zu, und die Reifen drehten auf dem Asphalt durch. Rapps Hoffnung schwand, als der Wagen losbrauste. Durch das Heckfenster sah er, wie einer der Männer seine Chefin an den Haaren packte und nach unten riss.
»Stan«, meldete Rapp angespannt, »Irene ist am Leben. Ich wiederhole, Irene lebt. Sie haben sie gerade in einen grauen Ford LTD gesteckt. Dahinter folgt ein zweiter Wagen mit einem Haufen Milizsoldaten. Es ist ein weißer Viertürer. Vielleicht ein Chevy. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.« Rapp beobachtete, wie die beiden Autos an der nächsten Ecke rechts abbogen. Er gab die Information an Stilwell weiter. »Sag dem Stützpunktkommandanten, dass Kennedy entführt wurde«, fügte er hinzu. »Er soll sofort Straßensperren aufstellen, und ich will, dass er jede Predator-Drohne und jeden Hubschrauber einsetzt, den er hat. Danach ruf im Global Ops Center an und sag ihnen, dass sie allen Feuer unterm Arsch machen sollen.«
Rapp stellte sich vor, wie Stilwell die Situation bei jedem Anruf erst einmal von A bis Z erklären musste. Ihm wurde klar, dass er sofort mit dem Präsidenten sprechen musste, damit die entsprechenden Befehle von ganz oben gegeben werden konnten, ohne dass jemand lange nachfragte. Er wollte Stilwell schon sagen, dass er ihm eine Verbindung zum Weißen Haus verschaffen solle, als er einen vermummten Polizisten sah, der zu einem der Männer bei Kennedys rauchendem Wagen lief. Der Polizist zeigte zuerst in die eine Richtung, dann in die andere. Im nächsten Augenblick brüllte der andere seinen Leuten verschiedene Befehle zu.
»Stan«, meldete Rapp, »ich brauche sofort drei von deinen Kurden hier unten!« Er steckte die Glock .45 ins Halfter, sprang ein paar Meter zurück und legte sich flach auf den Bauch. Er befand sich nun direkt hinter dem Vorderrad auf der Fahrerseite des Toyota. Unter dem SUV hindurchblickend, sah er beide Männer von den Knien abwärts. Rapp nahm die 9-Millimeter-Pistole in die linke Hand und visierte sein Ziel an. Die Männer waren ungefähr fünf Meter entfernt.
»Sag ihnen, sie sollen sich beeilen«, flüsterte Rapp, dann drückte er sanft den Abzug. Die Kugel jagte aus dem runden Schalldämpfer hervor, und wenige Augenblicke später sank der Mann zur Linken auf den Asphalt. Rapp hatte das Visier bereits auf den anderen gerichtet. Er feuerte erneut, mit dem gleichen Ergebnis. Der Polizist lag neben dem anderen Mann auf dem Boden, beide wanden sich vor Schmerz. Rapp blieb, wo er war, und wartete auf das, was zwangsläufig kommen musste. Zwei Männer erschienen genau gleichzeitig. Sie beugten sich hinunter, um den Mann hochzuheben, der wahrscheinlich ihr Anführer war. Diese Kerle waren gut ausgebildet. Anstatt sich an Ort und Stelle um den Mann zu kümmern, schickten sie sich an, ihn zuerst aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Rapp schaltete beide Männer mit Kopfschüssen aus. Sie sanken auf den Asphalt; der eine blieb reglos liegen, der andere zuckte noch.
»Stan, wo bleiben die Kurden?«, flüsterte Rapp, während er nach weiteren Zielen suchte.
»Sie sind unterwegs, und die Stryker-Einheit ist nur noch zwei Minuten entfernt.«
»Sag deinen Jungs, sie sollen mich nicht erschießen, wenn sie herkommen.«
Ein weiterer Mann tauchte auf, um seinen Kommandanten in Sicherheit zu bringen, und Rapp jagte ihm eine Kugel in die Schädeldecke. Er wusste, dass es äußerst riskant war, was er hier tat, doch er sprang rasch auf und eilte an die hintere Stoßstange des Toyota. Er lehnte sich ans Auto und schob ein neues Magazin in seine Pistole. Die Polizisten und Milizionäre weiter nördlich waren nun im Rückzug begriffen. Einen Block entfernt erspähte er eine Gruppe von Männern, die die Waffen wegwarfen und sich ihre Kapuzen und Uniformen herunterrissen. Rapp schlich um das Heck des Autos herum und sah die beiden verwundeten Männer auf der Straße liegen. Weiter vorne hatten sich zwei Milizionäre hinter Kennedys immer noch rauchendem Suburban verschanzt. Darüber hinaus konnte Rapp noch drei Männer hinter parkenden Autos erkennen. Am anderen Ende der Straße flüchteten unterdessen noch mehr Männer zu Fuß. Soweit Rapp das beurteilen konnte, musste den fünf, die noch da waren, klar geworden sein, dass da ein Scharfschütze in
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