Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
Rande seines Bewusstseins, Erinnerungen an seine festgeschnallten Arme und gespreizten Beine trieben ihm einen dünnen Schweißfilm auf die Oberlippe.
Er wandte sich ab, nicht weil er so sauer war, dass er Adrian kaltmachen wollte, auch nicht, weil er angewidert oder zu schamvoll für die Show war.
Sein Magen drehte sich um.
Die Hand, mit der er die Zigaretten herausholte, zitterte kaum merklich, und beim Klang der Laute, die Adrian bei seinem Orgasmus ausstieß, schloss er eine Sekunde lang die Augen.
Natürlich musste der geile Bastard ohne Erholungspause gleich eine zweite Runde dranhängen.
Und Jim konnte nicht rauchen, solange die Frau noch da war.
Super.
Als die Rammelei endlich vorbei war, sah Jim sich nach hinten um. Adrian hatte die Frau auf dem Boden abgesetzt und ließ sie den Kopf an seine Brust betten. Er streichelte ihr über die Haare, wirkte dabei aber so unendlich weit entfernt, dass er genauso gut in einer anderen Stadt hätte stehen können. Ja, außer in den kurzen Momenten, in denen er seine Ladung verschoss, hatte er die ganze Zeit gewirkt wie auf erotischem Autopilot.
Warum zum Teufel gab er sich überhaupt mit so was ab?
Die Kellnerin sah auf die Uhr, sammelte sich und küsste Ad auf die Lippen. Bevor sie ging, holte sie noch einen Kuli aus der Tasche und griff sich Ads Hand. Mit großen Strichen malte sie ihm eine Nummer in die Innenfläche und krümmte dann seine Finger darum, als hätte sie ihm ein Geschenk gemacht. Dann warf sie die Haare zurück und hüpfte fast den Flur hinunter in die Richtung, die sie zur Restaurantküche bringen würde.
Zügig machte Adrian seine Hose zu. »Ehe du aufs hohe Ross steigst, ich hab einen Schutzzauber über den ganzen Raum gelegt. Denen kann nichts passieren.«
Jim zündete die Kippe an und atmete tief aus, der Rauch schoss förmlich aus seinem Mund. »Was zum Geier würde Eddie davon halten?«
Die vorher schon eisigen Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wie bitte?«
»Du hast mich genau gehört.«
Adrian hielt ihm wütend den Zeigefinger ins Gesicht. »Diese Karte spielst du gefälligst nicht aus. Wag es …«
»Wie fände er es, wenn du während der Arbeit hier unten eine Frau knallst?« Jim drehte seine Fluppe um und betrachtete die leuchtende Spitze. »Und du sahst noch nicht einmal so aus, als hättest du Spaß dabei gehabt, also hast du deinen Posten ohne guten Grund verlassen.«
Zorneswellen verzerrten die Luft zwischen ihnen, die Wut des anderen Engels war so greifbar, dass sie praktisch wie eine Lichtquelle brannte.
»Ich sag dir das nur ein einziges Mal«, grollte er. »Genau dieses eine Mal …«
»Eddie wäre alles andere als begeistert von …«
Die Attacke kam so schnell, so brutal, dass Jim keine Zeit hatte, die Zigarette wegzuwerfen. Als Ad beide Hände um Jims Kehle schloss, flog die leuchtende Spitze hoch … und landete dann genau in seinem Kragen.
Aber die Brandwunde war sein geringstes Problem.
Er steckte die Hände durch Ads Arme, riss dessen eisernen Griff auseinander und versetzte ihm einen Kopfstoß, der den anderen Engel mitten auf dem weichen Knorpel der Nase erwischte. Nur dass Adrian darin offenbar leider auch keine Empfindung hatte, denn er platzierte einen rechten Haken, der wie ein LKW auf Jims Ohr prallte.
Mit schwerer Schlagseite hielt Jim sich an einem Stuhlturm fest, nutzte seinen Schwung, um eine Hundertachtziggradwende zurück zu Ad zu machen – der inzwischen in Kampfstellung gegangen war und eindeutig Lust hatte, eine ausgedehnte Freestyle-Schlägerei zu veranstalten.
Auch Jim hatte einerseits nichts gegen einen schönen, blutigen Faustkampf einzuwenden. Aber andererseits konnte er schlecht eine überhebliche Predigt über Eddies Moralvorstellungen halten, wenn er selber bereit war, hundertfünfzig Runden mit diesem beschränkten Hurenbock durchzuziehen.
Ein Magenschwinger bereitete dem Ganzen ein Ende.
Jim tat so, als wollte er hoch treffen, und weil Ad so in Rage war, fiel er darauf herein. Als er daraufhin die Bauchgegend ungeschützt ließ, setzte Jim tief und schnell an – so schnell, dass sein Gegner nicht abblocken konnte, und so tief, dass Schwanz und Eier mit betroffen waren.
Der Blödmann würde ein Weilchen so hoch trällern wie Justin Sackgesicht Timberlake.
Adrian krümmte sich, seine Hände formten einen gewölbten Schutzschild um seinen Sack, der ungefähr drei Sekunden zu spät kam.
Jim schüttelte die jetzt zerkrümelte Kippe aus seinem Oberteil. An der Schulter hatte
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