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Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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nicht einfach die Haare schneiden lassen oder sich einen Hund zulegen, irgendetwas weniger Verheerendes als eine katastrophale Affäre?
    Die möglicherweise auch noch rechtliche Folgen hätte.
    Mels ließ die Hände sinken, lehnte sich zurück und starrte den Stuhl an, auf dem ihre Mutter immer saß. Das Sonnenlicht, das durch die Fenster hereinströmte, heizte das Holz auf und erklärte, warum die Frau diesen Platz am Tisch so mochte.
    Außerdem konnte man von dort aus jede Ecke der Küche sehen, falls etwas auf dem Herd stand.
    Stirnrunzelnd stellte Mels fest, dass sie sich den Stuhl ihres Vaters ausgesucht hatte, den links von ihrer Mutter, der auf den Flur und die Haustür blickte.
    Als Kind hatte sie immer gegenüber gesessen.
    Nicht nur in dieser Hinsicht war sie in die Fußstapfen ihres Vaters getreten, nicht wahr?
    Ja, es wäre sogar möglich, dass der eigentliche Grund dafür, ihren Job bei der Post in Manhattan zu kündigen, jener gewesen war, hierher zurückzuziehen und bei ihrer Mutter zu sein.
    Je mehr sie darüber nachdachte, desto stärker empfand sie das als die Wahrheit. Erst waren da die letzten Worte ihres Vaters gewesen, die Sorge um seine Frau. Und dann nach der Beerdigung hatte ihre Mutter so allein gewirkt, so verloren. Wie jede gute Tochter, und wie ihr Vater es ihrer Ansicht nach gewollt hätte, hatte Mels diese Lücke ausgefüllt, aber das Opfer hatte sie in den Wahnsinn getrieben – und sie wütend werden lassen auf ihre Mutter und ihren Job beim Caldwell Courier Journal, ja, auf ihr Leben hier in der Stadt.
    Motivation: die besten Absichten. Das Resultat: weniger gut – oder auch nur notwendig. Niemand hatte sie darum gebeten, weder ihr Vater noch ihre Mutter. Und als sie sich jetzt in der Küche umsah, im Esszimmer, durch die Glastür auf Terrasse und Garten hinausblickte … war alles in bester Ordnung.
    Und zwar nicht, weil sie sich um die Instandhaltung gekümmert hatte: Ihre Mutter hatte alles erledigt.
    Kopfschüttelnd wunderte Mels sich, wie diese Verwandlung zum Pater familias stattgefunden hatte, ohne dass sie selbst es bemerkt hatte. Andererseits – fragte sie sich das wirklich noch nach dem ganzen Mist mit Matthias? Zwischenmenschliches war eindeutig nicht ihre Stärke …
    Das Geräusch von einem Schlüssel im Schloss wurde vom Öffnen der Haustür gefolgt, und als das Licht im Flur aufflackerte, wurde die zarte Gestalt ihrer Mutter von hinten be leuchtet. Sie trug ihre Yogamatte und telefonierte auf dem Handy, während sie hereinkam.
    » … ja, ich weiß, und ich glaube wirklich immer das Beste von einem Menschen, bis sich das Gegenteil erweist. Also ja, ich finde, du solltest den Kontakt abbrechen und nicht mehr mit ihr sprechen.« Ihre Mutter winkte ihr zu und legte ihre Sachen neben dem Kühlschrank ab. Dann spürte sie offenbar, dass Mels in keiner guten Verfassung war. »Entschuldige, Maria, kann ich dich später zurückrufen? Alles klar, danke. Bis später.«
    Sie beendete das Gespräch und legte ihr Handy neben die Mehr Bio ! - Stofftasche. »Mels, was ist passiert?«
    Mels lehnte sich nach hinten und dachte daran, dass ihr Vater immer dasselbe getan hatte. Der Stuhl hatte unter seinem Gewicht geächzt, aber bei ihr blieb er stumm.
    »Darf ich dich mal etwas wirklich Sonderbares fragen?«, sagte sie zu ihrer Mutter. »Aber ich schicke gleich voraus, dass ich dich auf keinen Fall kränken will.«
    Ihre Mutter setzte sich bedächtig neben sie. »Klar.«
    »Als Dad noch bei uns war, da saß er immer hier und hat Rech nungen bezahlt, weißt du noch?« Mels klopfte auf die Holzplatte vor sich. »Mit seinem Scheckbuch, dem großen, das immer drei Schecks pro Seite hatte. Er saß hier und füllte sie aus, steckte sie in Umschläge und trug dann alles in die Tabelle ein.«
    »Aber ja«, entgegnete ihre Mutter traurig. »Jeden Monat. Wie ein Uhrwerk.«
    »Er hatte immer diese Lesebrille auf, die ihm auf die Nasenspitze rutschte, was ihn wahnsinnig genervt hat. Und die ganze Zeit hat er die Augen zusammengekniffen, als würden seine Zehen in einem Schraubstock stecken.«
    »Er hat das gehasst – aber er hat es immer erledigt. Jeden Monat.«
    Mels räusperte sich. »Wie machst du … ich meine, du zahlst ja jetzt die Rechnungen hier. Aber wo? Wann? Ich hab dich noch nie einen Scheck ausstellen sehen.«
    Ihre Mutter lächelte sacht. »Dein Vater wollte alles von Hand machen. Banken hat er nicht vertraut. Ich war immer der Ansicht, dieses monatliche Ritual war ein physischer

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