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Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Schweigen.
    Er schlug die Augen auf und musterte sie. »Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber ich bin nackt auf Jims Grab aufgewacht, und ich glaube, ich wurde dort abgelegt. Alles, was davor war, ist Leere, und trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich etwas tun muss, dass ich hier einen Zweck erfüllen soll. Und dass ich nicht ewig Zeit habe.«
    Mels strich sich die Haare aus dem Gesicht und räusperte sich. »Die Leere kommt von der Amnesie.«
    »Oder aber ich soll mich nicht erinnern. Ich schwöre dir, ich war in der Hölle. Ich saß dort mit unzähligen anderen Menschen in einem Gefängnis, in dem es nur Leiden gab. In alle Ewigkeit.« Er rieb sich die Brust und ließ die Hand dann über dem Herzen liegen. »Ich weiß es hier drinnen. Genau wie ich weiß, dass du und ich uns neulich Abend treffen sollten, und dass wir jetzt zusammen sein sollen. Und ja, das ist völlig irre, aber wenn das Jenseits nicht existiert, warum glauben dann so viele Leute daran?«
    Mels schüttelte den Kopf. »Darauf weiß ich keine Antwort.«
    »Ich bin froh, dass du hier bist.«
    Je länger sie nichts erwiderte, desto klarer wurde ihm, dass er zu weit gegangen war, doch dann lächelte sie traurig.
    »Mein Vater glaubte an Himmel und Hölle«, sagte sie dann. »Und nicht nur theoretisch. Irgendwie paradox, wenn man bedenkt, wie er sein Leben führte. Andererseits glaubte er vielleicht, er wäre persönlich für die Sache mit der ›Strafe Gottes‹ zuständig.«
    »Ging er in die Kirche?«
    »Jeden Sonntag. Wie ein Uhrwerk. Wer weiß, vielleicht dachte er, es würde ein paar seiner … sagen wir mal, physischen Verhaltenskorrekturen ausgleichen.«
    »Das geht nicht.«
    Als sie ihn mit großen Augen ansah, hätte er am liebsten geflucht. Super hingekriegt. Das klang, als wäre ihr Daddy unten im Keller des Teufels. »Was ich meinte, ist …«
    »Er hat auch viel Gutes getan. Frauen und Kinder aus schreck lichen Situationen gerettet, Unschuldige beschützt, dafür gesorgt, dass Leute bekamen, was sie verdienten.«
    »Das hat sich sicher zu seinen Gunsten ausgewirkt.« Lahm. Sehr lahm. »Ich wollte wirklich nicht andeuten …«
    »Ist schon gut …«
    »Nein, ist es nicht. Ich weiß ja nicht, wovon ich spreche.« Er hielt die Hände hoch. »Hör nicht auf mich. Es war nur ein ätzender Albtraum. Genau das, mehr nicht, und ich weiß … überhaupt gar nichts.«
    Lügner. Er war ein Lügner. Aber die zarten Anzeichen von Erleichterung, die er bei ihr wahrnahm, vom Lockern der Schultern bis zum langsamen Ausatmen, sagten ihm, dass es das wert war. Hundertprozentig.
    »Er hieß Thomas«, sagte sie unvermittelt. »Aber jeder nannte ihn nur Carmichael. Er hat mir alles bedeutet, ich habe zu ihm aufgeschaut. Ich wollte genau wie er sein – mein Gott, ich weiß gar nicht, warum ich davon rede.«
    »Das ist okay«, sagte er leise. Weil er hoffte, wenn er nicht zu viel Lärm machte, würde sie weitersprechen.
    Klappte leider nicht. Sie verstummte, und er war überrascht, wie sehr er sich wünschte, mehr zu hören. Scheiße, er nähme alles: ihre Einkaufsliste, ihre Meinung zur Luftverschmutzung, ob sie die Demokraten oder die Republikaner wählte … die Relativitätstheorie.
    Aber Einzelheiten aus ihrer Vergangenheit? Das war reines Gold.
    »Was ist mit deiner Mutter?«
    »Ich wohne seit seinem Tod wieder bei ihr. Es ist, na ja, etwas schwierig. Mit ihm hatte ich so viel mehr Gemeinsamkeiten. Bei ihr hingegen fühle ich mich wie der Elefant im Porzellanladen. Sie ist völlig anders als er.«
    »Vielleicht hat es deshalb zwischen den beiden funktioniert. Gegensätze ziehen sich an und so.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wie ist er …«
    »Gestorben? Autounfall. Er hat im Streifenwagen einen Verdächtigen verfolgt, und dem ist ein Reifen geplatzt. Dad ist ausgewichen, um ihn nicht zu rammen, ins Schleudern geraten und in einen geparkten Anhänger gekracht. Sie mussten ihn aus dem Auto schneiden.«
    »Das tut mir so leid.«
    »Mir auch. Ich vermisse ihn jeden Tag, und obwohl er nicht mehr da ist, versuche ich weiterhin, ihn zu beeindrucken. Ich bin völlig gaga.«
    »Ich glaube, er wäre stolz auf dich.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Caldwell ist nicht gerade der Nabel der Welt.«
    »Er hat auch hier gearbeitet.«
    »Aber nicht als kleines Licht bei der Zeitung.«
    »Also, wenn man sieht, wie du mich bisher behandelt hast, dann kann doch niemand schlecht finden, was aus dir geworden ist. Du warst wirklich freundlich zu einem Fremden.«
    Mels sah

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