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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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er sich.
    »Die kann ich Ihnen auch anbieten. In Italien macht das TIM – Telecom Italia Mobile. Das ist der größte italienische Netzbetreiber. Er deckt etwa fünfundneunzig Prozent des Landes ab.«
    »Ich nehme sie.«
    Als Neal das Gehäuse auseinander klappte, kam eine komplette Buchstabentastatur zum Vorschein. »Am besten halten Sie es mit beiden Händen fest und tippen mit den Daumen. Für das Zehnfingersystem ist das Tastenfeld zu klein«, erklärte der Verkäufer. Er nahm Neal das Smartphone aus der Hand und zeigte ihm, wie man mit beiden Daumen tippte.
    »Alles klar«, sagte Neal. »Ich nehme es.«
    Das Smartphone kostete neunhundertfünfundzwanzig Dollar plus Verkaufssteuer, dazu kamen neunundachtzig Dollar für die TIM-Karte. Neal bezahlte in bar und lehnte Garantieverlängerung, Rückvergütung, Benutzerregistrierung und alles andere ab, was Papier und damit Spuren hinterlassen hätte. Als der Verkäufer nach seinem Namen und seiner Adresse fragte, wollte Neal sie ihm nicht geben. »Wäre es zu viel verlangt, wenn ich einfach nur dafür bezahlen könnte?«, fragte er schließlich genervt.
    »Äh, nein, natürlich nicht«, stammelte der Verkäufer.
    »Dann sollten wir das tun. Ich habe es eilig.«
    Er verließ Chatter und fuhr einen Kilometer weiter bis zu einem großen Geschäft für Bürobedarf. Dort suchte er sich einen Hewlett-Packard Tablet PC mit integriertem drahtlosem Internetzugang aus und investierte weitere vierhundertvierzig Dollar in die Sicherheit seines Vaters. Den Laptop würde er in seinem Büro in der Kanzlei verstecken. Mithilfe einer Straßenkarte, die er aus dem Internet heruntergeladen hatte, fuhr er zu einem Postamt in einem anderen nahe gelegenen Einkaufszentrum. Am Paketschalter schrieb er hastig zwei Seiten mit Anweisungen für seinen Vater, faltete sie zusammen und steckte sie in einen Umschlag, der bereits einen Brief und weitere Anweisungen, die er am Morgen zu Papier gebracht hatte, enthielt. Als er sicher war, unbeobachtet zu sein, steckte er zwanzig Hundert-Dollar-Scheine in die kleine schwarze Tasche, die zu dem Wunderwerk von Ankyo gehörte. Dann legte er den Brief und die Anweisungen, das Smartphone und die Tragetasche in einen Karton, den er am Schalter gekauft hatte. Er verschloss ihn mit Klebeband und schrieb auf den Deckel: FÜR MARCO LAZZERI. Der Karton kam in einen zweiten, etwas größeren Karton, der an Rudolph Viscovitch, Via Zamboni 22, Bologna, adressiert wurde. Als Absender gab er die Adresse des Postamts an. Da er keine andere Wahl hatte, hinterließ er Namen, Adresse und Telefonnummer am Schalter, für den Fall, dass das Päckchen zurückkam. Der Angestellte wog es und fragte, ob er eine Versicherung abschließen wolle, was Neal verneinte, um noch mehr Papierkram zu vermeiden. Nachdem der Angestellte die Briefmarken auf das Päckchen geklebt hatte, sagte er: »Macht achtzehn Dollar zwanzig.«
    Neal gab ihm das Geld und erhielt noch die Information, dass das Päckchen am Nachmittag verschickt werde.
19
    I m Halbdunkel der kleinen Wohnung erledigte Marco seine morgendliche Routine so schnell und effizient wie immer. Bis auf seine Zeit im Gefängnis, als er so gut wie keine Wahl und nur wenig Motivation gehabt hatte, stets mit Vollgas an den Start zu gehen, hatte er morgens noch nie herumgetrödelt. Es gab viel zu viel zu tun, viel zu viel zu sehen. Früher war er oft schon vor sechs Uhr morgens in der Kanzlei erschienen – häufig nach nur drei oder vier Stunden Schlaf –, wo er Gift und Galle gespuckt und nach seinem ersten Opfer Ausschau gehalten hatte.
    Diese Gewohnheiten kehrten jetzt zurück. Zwar griff er nicht mehr jeden neuen Tag an, als wäre dieser sein Feind, aber es gab genug andere Herausforderungen.
    Er duschte in weniger als drei Minuten, auch eine alte Gewohnheit, die dadurch gefördert wurde, dass in der Via Fondazza ein akuter Mangel an Heißwasser herrschte. Am Waschbecken rasierte er sich und sparte dabei sorgsam den Bartwuchs aus, der inzwischen sein Gesicht zierte. Er sah nicht mehr aus wie Joel Backman, und er hörte sich auch nicht mehr so an wie er. Er achtete darauf, langsamer und weicher zu sprechen. Und natürlich in einer anderen Sprache.
    Zu seiner Morgenroutine gehörte auch ein wenig Spionageabwehr. Neben seinem Bett stand eine Kommode, in der er seine Sachen aufbewahrte. Vier Schubladen, alle gleich groß, von denen die unterste fünfzehn Zentimeter über dem Fußboden endete. Er nahm einen sehr dünnen weißen Faden, den

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