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Die Begnadigung

Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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was sind fünfundzwanzigtausend Mark bei einem Millionenobjekt. Aber wenn man sie nicht hat, sind auch fünfundzwanzigtausend Mark noch viel Geld.
    Vier Tage fuhr Hansen umher. Von Banken zu Sparkassen, von Versicherungen zu privaten Kreditinstituten. Überall hörte er den gleichen lapidaren Satz: »Wir sind gerne bereit, Ihnen das Geld zu leihen. Aber nur gegen Sicherheit. Ihre werdende Klinik, verzeihen Sie, Herr Doktor, ist keine Sicherheit. Wir sehen da noch einen Erbstreit in der Luft liegen. Außerdem … eine private Krebsklinik … die mit nicht anerkannten Methoden arbeitet … Wir haben da so manches gelesen und gehört … Aber selbstverständlich können wir ein Darlehen geben. Sie haben doch die zwei eigenen kleinen Grundstücke. Wenn Sie uns diese als Sicherheit überschreiben …«
    Es blieb keine andere Wahl, wenn sein Krebsklinik-Projekt nicht kurz vor der Vollendung scheitern sollte: Karin mußte eingeweiht werden. Schließlich war es Karins Geld gewesen, das ihm den Erwerb des Bauernanwesens für seine Vier-Betten-Klinik ermöglicht hatte.
    Er hatte ein sehr schlechtes Gewissen, als er sich zu Karin ans Bett setzte. »Karin …«, sagte er gedehnt. »Der Tod Björns …« Er stockte und sah auf seine Hände. Karin ahnte, was kam.
    »Sie sperren die Gelder?« sagte sie ruhig.
    Hansen sah überrascht auf. »Du weißt es, Karin?«
    »Ich habe mit diesem Elmar Svensson gesprochen. Er rief an, als du in der Stadt warst.«
    »Und …?«
    »Ich habe gesagt: Wir brauchen Ihr Geld nicht mehr.«
    »Karin!«
    »Brauchen wir es noch, Jens?«
    »Fünfundzwanzigtausend Mark! Ich kann sie von allen Banken bekommen, wenn …«
    »Wenn …?«
    »Sie verlangen die Häuser als Sicherheit! Ich wollte mit dir darüber sprechen. Erstens sind sie mit deinem Geld gekauft und außerdem bist du durch unsere Gütertrennung und die Überschreibung der Häuser auf deinen Namen auch rechtlich der Besitzer. Du müßtest deine Einwilligung geben, daß eine Hypothek oder eine Grundschuld …«
    »Nein!« sagte Karin hart. Ihr blasses Gesicht wirkte gespannt und kantig.
    »Nein …?« wiederholte er leise. »Du willst nicht, daß die Klinik …«
    »Ich will ein ruhiges Leben haben, Jens. Ich verlange es von dir! Ich bitte nicht mehr darum … ich habe keine Kraft mehr, zu bitten und zu betteln und zu warten. Ich muß es jetzt verlangen. Ruhe! Sicherheit! Vernunft! Zukunft! Sorglosigkeit! Ist das zuviel für ein Leben, wenn man es haben kann? Ist das unbescheiden, zu einem Mann zu sagen: Ich liebe dich und weil ich dich so liebe, will ich mit dir in Frieden leben?« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Ich will nicht, daß du die Klinik aufmachst. Ich will nicht! Verpachte sie … mach von mir aus ein Hotel daraus … ein Erholungsheim … ein Kinderheim … nur laß uns dieses Leben für uns leben und nicht für die Unglücksklinik … Ich weiß es, sie wird uns nur Unglück bringen …«
    »Und die inoperablen Krebskranken, die man einfach ihrem furchtbaren Schicksal überläßt?«
    »Willst du Wunder vollbringen?«
    »Ich will helfen!«
    »Und dich und mich dabei zugrunde richten! Dich und mich und … und das Kind …«
    »Das – Kind?« Hansen starrte Karin verständnislos an. Dann zuckte es über sein Gesicht. Unglauben und Freude, Zweifel und Erschrecken zugleich.
    »Du wünschst dir ein …«
    »Ich weiß, daß ich ein Kind haben werde, seit vier Monaten … So wenig hast du mich bemerkt, seit die Schwierigkeiten mit der Klinik losgingen … Ich wollte es dir anders sagen … freudiger, glücklicher, in deinen Armen, so wie man es sich sagt und dabei außerhalb dieser Welt ist vor lauter Glück. Aber es hat nie mehr diese Stunden gegeben … es gab in all den Monaten nur noch die Klinik, am Tag, in der Nacht, sogar im Traum … nur die Klinik, nur die Klinik. Wie ich sie verwünsche! Mit meinen Händen möchte ich sie einreißen!«
    »Karin!« rief Dr. Hansen bestürzt. Er war aufgestanden.
    Er trat an das Fenster und starrte hinaus in den Garten. Der Herbstwind wehte die letzten Blätter von den Zweigen. Bald würde es schneien, in dicken, sanften Flocken, und der Frost würde in die Mauern und Zimmer der Klinik ziehen … Zweiundfünfzig Zimmer … zwei OPs, ein Röntgenraum, eine Zahnstation, eine Diätküche, ein Labor, Büros, Ärzte- und Schwesternwohnungen, eine eigene Tischlerei … eine ganz kleine, runde Welt für die hoffnungslos Kranken … Sie brach zusammen in dieser Nacht unter der kämpfenden Liebe einer

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