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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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angewidert die Augen und wandte sich dem Anklagevertreter zu. »So weit aus meinen Unterlagen ersichtlich, haben Sie nichts dagegen einzuwenden, die Angeklagte gegen Kaution wieder auf freien Fuß zu setzen?«
    »Richtig.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass Sie dagegen keine Einwände haben?«
    »Ja, bin ich.«
    »Sie wissen, dass ich berechtigt bin, mich über diesen Antrag hinwegzusetzen.«
    »Ja, aber …«
    »Na gut.« Er klopfte mit dem Füllfederhalter auf den Tisch. »Und genau das ist meine Absicht.«
    »Sir.« Alvarez hatte sich halb erhoben und stieß versehentlich ihren Kuli vom Tisch. »Sir. Ich gebe zu bedenken, dass dieses Vergehen schon sehr lange zurückliegt. Außerdem deutet nichts darauf hin, dass die Angeklagte noch in Kontakt zu dem damaligen Opfer steht.«
    Tracey schob ihren Kaugummi nervös im Mund hin und her und sah den Haftrichter konsterniert an. Niemand hatte ihr gesagt, dass ihr Ersuchen auch abgelehnt werden konnte. Ja, sie hatte diese Möglichkeit nicht einmal in Betracht gezogen. Auch der Anklagevertreter war inzwischen aufgestanden und nickte. »Das ist jedenfalls die übliche Praxis, Sir. Ich kann mich in dem Punkt nur der Verteidigung anschließen.«
    »Außerdem« – Alvarez schob sich das Haar hinter die Ohren – »hat sich die Angeklagte während der vergangenen acht Jahre nichts zu Schulden kommen lassen. Miss Lamb ist gegen Kaution aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden und heute pünktlich hier zu diesem Termin erschienen. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass sie versuchen könnte, sich der Hauptverhandlung zu entziehen.« Sie überflog ihre Papiere. »Sie hat seit dreißig Jahren einen festen Wohnsitz, und das Vergehen, das ihr zur Last gelegt wird, hat vor über zwölf Jahren stattgefunden. Außerdem ist der Herr Anklagevertreter mit der Gewährung einer Kaution einverstanden.«
    »Augenblick mal, Augenblick mal.« Der Richter kratzte sich am Kopf. »Wir haben es hier mit einem sehr schwer wiegenden Tatvorwurf zu tun. Schließlich handelt es sich nicht um einen Ladendiebstahl. Wir müssen deshalb sorgfältig abwägen, was in diesem Fall zu tun ist.«
    »Sir«, unterbrach ihn Alvarez, »ich bitte um eine vertrauliche Unterredung mit meiner Mandantin.«
    »Na gut.« Er warf seinen Füller auf den Tisch und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Genehmigt.« Er machte eine Handbewegung in ihre Richtung. »Na, dann reden Sie mal.«
    Alvarez wandte sich halb von ihm ab und legte eine Hand auf das Geländer. Sie sah Lamb beschwörend an. »Ich möchte ihm eine Sicherheit anbieten«, flüsterte sie. »Gibt es jemanden, der für Sie …«
    »Ich hab gedacht, er lässt mich sofort wieder raus.«
    »Wird schon klappen – kommt für mich ebenfalls sehr überraschend.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Die Anklage hat mit einer solchen Entwicklung offenkundig ebenso wenig gerechnet. Also, ich brauche irgendeine Sicherheit. Gibt es vielleicht jemanden, der für Sie eine gewisse Geldsumme …«
    »Nein, ich hab doch niemand.« Plötzlich geriet Tracey in Panik. Wenn sie in Untersuchungshaft genommen wurde, was sollte dann aus Steven werden? Ach, der schafft es schon irgendwie, sich von dem Kabel loszumachen … Doch als sie sich vorstellte, wie er an dem Kabel herumzerrte, wie wahnsinnig daran nagte, wurde ihr plötzlich klar, dass er es vielleicht doch nicht schaffen würde. »Aber Sie haben doch gesagt, die Verhandlung ist reine Formsache.«
    Alvarez senkte den Blick und rieb sich die Nase. »Tracey, denken Sie mal nach, bitte … Gibt es vielleicht irgendjemanden …«
    »Miss Alvarez?« Der Richter verlor langsam die Geduld.
    »Ja, Sir. Ich versuche herauszufinden, ob wir Ihnen eine Sicherheit bieten können.« Sie sah Tracey wieder an und fragte flüsternd: »Sind Sie sicher, dass Sie keine Sicherheit …?«
    »Nein, hab ich doch schon gesagt.«
    »Miss Alvarez, ich weiß zwar nicht, ob jemand für Ihre Klientin eine Sicherheit bereitstellen kann, aber das ist ohnehin eine akademische Frage.« Er räusperte sich und legte die Finger an den Mund. »Weil ich nämlich das Gefühl habe, dass Miss Lamb – also, dass Miss Lamb möglicherweise zur nächsten Verhandlung nicht erscheinen wird.«
    »Das stimmt nicht …«
    »Sir!« Alvarez ging rasch zu ihrem Platz zurück. »Sir, die Angeklagte war sich über die Schwere des Tatvorwurfs völlig im Klaren und ist heute trotzdem hier vor Gericht erschienen. Ich bin ganz sicher, dass Miss Lamb mit sämtlichen Auflagen einverstanden

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