Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
halten, die bekommen haben, was einem selbst zugestanden hätte - das ist nur fair. Rache war süß, und nichts war so süß, wie seinen Groll auszuleben.
Allerdings war der Tod der Staatsanwältin nicht wirklich befriedigend. Wegen der Beifahrerin.
Die lebte immer noch. Drei Tote hatten die Nachrichten am Morgen gemeldet. Das hieß, die Harding plus die zwei zermatschten Leute, die vorn in dem Kleinbus gesessen hatten. Mit eigenen Augen hatte er zugeschaut, wie sie die Beifahrerin aus dem zertrümmerten BMW gehievt und sie in den Krankenwagen verfrachtet hatten. Er hatte sich drauf verlassen, dass sie hinüber war, als auf einmal diese dunkelhaarige Frau angeschossen kam und wie eine Irre nach den Sanitätern kreischte. Sie zerrten Angelika Meyer aus dem Wrack und rasten davon, als hätten sie Feuer unterm Arsch.
Er hatte das Ganze von der Parkgarage an der Stockton Street aus beobachtet, von der man einen guten Blick auf den Tunnel hatte. Bei dem Gedanken schnürte es ihm die Eingeweide zusammen. Perry war bestimmt stocksauer. Auf ihn.
Pray, dachte er. Pray, du hast, was du wolltest. Die Harding ist tot.
Doch Perry hatte keinen Zweifel daran gelassen, was er sonst noch wollte: Zieh der Staatsanwältin die Namen der Anführer aus der Nase. Und versau es nicht. Aber die Sache war gründlich schiefgelaufen. Die Harding hätte keine Beifahrerin mitnehmen sollen. Sie hatte das Ganze vermasselt. Skunk musste jetzt den Kopf hinhalten, aber sie war diejenige, die es versiebt hatte. Und jetzt hatten sie Angelika Meyer am Hals. Sie war ein Überbleibsel, eine Ölspur auf der Straße. Gefährlich, wenn man sie nicht entfernte, schmutzig und unfallträchtig. Genau solche Ölflecken waren dafür verantwortlich, dass man ins Schleudern geriet und die Kontrolle verlor.
Die Ampel wurde grün. Langsam fuhr er an, und der Caddie dampfte königlich wie ein großes weißes Schlachtschiff über die Kreuzung. Der Radioreporter jammerte weiter.
Schlappschwänze. Betrüger.
Die Sache musste bereinigt werden. Das hieß, er musste sich wieder mal die Finger schmutzig machen.
KAPITEL 8
Gedankenversunken steuerte Jo in ihrem blauen Toyota Tacoma auf der 101 Richtung Palo Alto. Der Pick-up war schon ein wenig ramponiert, aber so robust, dass er wahrscheinlich noch fuhr, wenn sie selbst schon begraben und ein Teil der Fossilienwelt war. Er hatte Daniel gehört, und das war auch der Grund, warum sie es nie fertiggebracht hatte, die Beulen und Schrammen an der Seite zu entfernen. Es war bei ihrem letzten Klettertrip im Yosemite passiert - Daniel war ein wenig übermütig gefahren in der Nacht, als sie in Tuolumne Meadows kampierten. Er drohte ihr, den Leuten zu erzählen, dass sie in einem Anfall von Leidenschaft über ihn hergefallen war und dabei das Auto demoliert hatte. »Die reinste Wildkatze, vollkommen verrückt.« Dann hatte er gelacht.
Natürlich würde er nie zurückkommen, um den Wagen zu reparieren, aber sie lebte gern mit diesen alten Dellen.
Ihr Blick glitt kurz zu ihrer Mappe auf dem Beifahrersitz. Dirty Little Secret. Sie hatte Lieutenant Amy Tang eine Nachricht über Geli Meyers Notiz hinterlassen. Darf man mitspielen? Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Aber
sie hatte die verstörende Ahnung, dass Callie Harding diese Notiz gesehen, verstanden und entsprechend gehandelt hatte.
Offenbar ging es aus Gelis Sicht um irgendein Spiel. Mitspielen - das klang harmlos, war vielleicht verknüpft mit der Erwartung, dass das Spiel schmutzig war, aber dafür umso mehr Spaß machte. Doch Geheimnisse waren nicht unbedingt harmlos. Schmutzig konnte auch gefährlich bedeuten.
Die Notiz war kein Zufall, so viel stand fest. Jo fürchtete, dass Geli Meyer eine böse Fehleinschätzung unterlaufen war. Eine Fehleinschätzung, die dazu geführt hatte, dass sie, statt Smileys zu malen, in Callies dahinjagendem Auto um ihr Leben kämpfte.
Sie blinkte und verließ den Highway.
Palo Alto lag fünfzig Kilometer südlich von San Francisco. Die grüne Stadt mit ihrem dezent luxuriösen Ambiente strotzte nur so vor intellektueller Energie. Sie war geprägt von ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zur Stanford University, mitten im Herzen des Silicon Valley. In Boomzeiten bedeutete das, dass heruntergekommene Farmen für Millionen verkauft wurden. Und wenn die Märkte crashten, hieß es, dass Abschleppwagen über Hightech-Parkplätze streiften, um Ferraris aufzusammeln, die einen neuen Besitzer suchten.
Jo bog auf die University
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