Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
Laufe der Jahrhunderte viele Sünden begangen haben, beginne ich am Anfang und arbeite mich bis zur Gegenwart vor. Sobald ich über alle Missetaten meiner Familie berichtet habe, werde ich mich den Vergehen anderer mir bekannter böser Familien zuwenden.
In diesem Blog wird die Weltöffentlichkeit die Wahrheit über die große und sagenumwobene Familie Sullivan aus Baltimore, Maryland, erfahren. Vielleicht habt ihr schon von meiner Großmutter gehört, Arden Louisa Norris Sullivan Weems Maguire Hightower Beckendorf, besser bekannt als »Almighty Lou«. Warum sie so viele Namen hat? Weil sie fünf Mal verheiratet war. Sie wurde nie geschieden – da sie eine eiserne Katholikin ist, jagt ihr schon der bloße Gedanke an Scheidung einen Schauer über den Rücken. Nein, ihre vier ersten Ehemänner starben. Vier von ihnen. Starben. Wird hier vielleicht irgendjemand misstrauisch? Stell ich hier als Einzige Fragen?
Almighty spendet dem Baltimore Museum of Art und dem Peabody Conservatory und allen möglichen anderen Bildungs- und Wohltätigkeitseinrichtungen und Stiftungen jede Menge Geld. Alle halten sie für einen guten Menschen. Ich möchte nicht das Gegenteil behaupten. Alles, was ich sage, ist: Lest die Wahrheit und entscheidet selbst. Es ist leicht, Geld zu spenden, wenn man darin schwimmt.
Wenn ihr also auf die wahre Geschichte der Sullivan-Familie neugierig seid, seht euch diesen Blog an.
JANE IST OFF.
Wie Du vielleicht weißt, Almighty, oder auch nicht, gehöre ich momentan nicht zu den beliebtesten Mädchen an der St. Maggie’s. Irgendwas in meiner Persönlichkeit führt dazu, dass ich bei anderen Leuten anecke. Mich stört das nicht.
Kleine Scherze wie der bei Matt Bowies Party am See machen die Sache auch nicht unbedingt besser. Aber wie soll man da widerstehen? Bibi d’Alessandro ist eine dermaßen verlockende Zielscheibe. Du bist vielleicht der Meinung, dass Brooks zum Mullah von Roland Park gewählt werden sollte, aber ich könnte kotzen, wenn ich sehe, wie alle um ihn rumscharwenzeln – vor allem die Mädchen.
Aus diesem Grund hab ich mir Brooks’ Telefon ausgeliehen und Bibi eine SMS von Brooks geschickt. Allerdings wusste Brooks nichts davon. Er war zu der Zeit im Wasser. Ich schrieb: DU BIST SO SCHARF BB. KOMM & KÜSS MICH. JETZT, und dann hab ich Senden gedrückt. Anschließend warf ich das Telefon wieder auf sein Handtuch, schloss die Augen und versuchte, unschuldig auszusehen.
Meine Freundin Bridget meinte kichernd: »Du bist so böse.« (Du erinnerst Dich an Bridget, oder? Sie war letzten Sommer bei meiner Geburtstagsparty. Braune Punkfrisur, Sommersprossen? Du hast sie »Schweinsnase« getauft. Das hast Du ihr natürlich nicht ins Schweinchengesicht gesagt.)
»Nicht ich bin böse«, erwiderte ich, ohne die Augen zu öffnen. »Sondern Bibi.«
Bridget und Sassy und ich waren Norrie zu Matt Bowies Party hinterhergelatscht. Nicht weil ich diese Leute sehen wollte, sondern weil es heiß war und ich Lust hatte zu baden. Es ist cool, neben einem Friedhof zu schwimmen – es erinnert einen ständig daran, dass man nicht untergehen sollte.
Als sie die SMS bekam, lag Bibi ausgestreckt auf Eliza Caton Bowies Grab. Das ist der beste Platz, um sich zu sonnen, denn es ist lang und flach und der Stein wird warm in der Sonne. Hass-Tasha Wallace rekelte sich, wie es sich für eine brave Arschkriecherin gehört, neben ihr auf der Erde. Ich sah, wie Bibi ihr Telefon nahm und sich die Hand vor die Augen hielt, um die Nachricht auf dem Display lesen zu können. Sie reichte Tasha das Telefon. Während ihre Freundin die Nachricht entzifferte, setzte sich Bibi auf und sah zu unserer Gruppe, die ein Stückchen entfernt lag.
Brooks kam gerade tropfend aus dem Wasser. Er schüttelte die Haare aus, rubbelte sich mit dem Handtuch ab und setzte sich zu seinen Freunden, die sich einen ablachten, weil Ryan Gornick mit hoher Zielgenauigkeit Wasser zwischen seinen Vorderzähnen durchspucken kann. Bibi stand auf, zupfte ihren Bikini zurecht und kam zwischen den zerfallenden Grabsteinen auf uns zustolziert. Tasha kletterte auf Eliza Bowies Grab, um alles zu beobachten.
Brooks streckte sich auf seinem Handtuch aus und schloss die Augen. Besser hätte es nicht laufen können, er sah fast aus wie Schneewittchen, das darauf wartete, wach geküsst zu werden. Bibi würde seine Märchenprinzessin sein, ob er wollte oder nicht.
»Ich fass es nicht«, flüsterte Bridget.
Als Bibi über Brooks’ ausgestrecktem Körper
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