Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
Vom Netzwerk:
wahnsinnig sein«, stellte Erich fest.
    Algirdas zuckte mit den Schultern. »So wird uns nichts anderes übrigbleiben, als noch weiter flussaufwärts zu reiten. Notfalls bis zu den Quellen.«
    Â»Das bedeutet dann jedenfalls, dass wir heute nicht mehr auf die andere Seite gelangen werden«, stellte Erich fest.
    Â»Nein, das nicht. Ich sagte Euch ja gleich, dass dies ein ungewisser Weg ist, der sich nicht recht vorausplanen lässt. Schon gar nicht unter diesen Verhältnissen!«
    Algirdas stieg auf sein Pferd und ritt ein Stück voraus – weiter flussaufwärts.
    Erich wartete einen Moment ab, bis er ihm folgte, und wandte sich an Barbara. »Ehrlich gesagt, gefällt es mir nicht, dass wir so vollkommen von diesem Kerl abhängig sind«, bekannte er.

    Â»Wolltet Ihr nicht von Anfang an diesen Weg reiten?«, erwiderte Barbara.
    Â»Das unbestritten …«
    Â»Allein und ohne einen ortskundigen Führer wohlgemerkt!«
    Erich lächelte. »Lassen wir doch die Dinge auf uns zukommen und sehen, ob wir jetzt das bessere Los gezogen haben.« Er schaute sie an, und sie erwiderte seinen Blick. Schließlich sagte er: »Es ist verwirrend für mich, Euch in Männerkleidern zu sehen … Aber Eure Schönheit könnten auch Lumpen nicht schänden.«

VIERZEHNTES KAPITEL

    Der Mannwolf
    So viele Klagen über Menschen, die sich durch die Macht des Teufels in Wölfe zu verwandeln vermögen, hatte ich in den Landen des Heiligen Römischen Reiches nicht zur Kenntnis gebracht bekommen. Ein größeres Ärgernis waren dort Hexen und Ketzer, während die Verwandlung in ein Tier äußerst selten vorzukommen schien. Mir ist überhaupt nur ein einziger Fall in den köllnischen Landen bekannt. Als ich aber mein Amt zu Dorpat in Livland antrat, hatten wir ein Jahr mit einem strengen Winter und einer Wolfsplage im Hungermond Februar. Daraufhin häuften sich die Berichte über Mannwölfe, die große Angst verbreiteten, und ich muss es den Hiesigen glauben, dass solcherart Geschehnisse hier seit langer Zeit bekannt sind.
    Wolfgang von Ellwangen,
Bischof zu Dorpat in Livland
    Â 
    Â 
    Der Regen hatte aufgehört, der Wind kam nun aus Nordwest und brachte einen eisigen Hauch mit. Bei Einbruch der Dunkelheit hatten sie ein Lager aufgeschlagen und Feuer gemacht. Trotz der Nässe war das für Algirdas nicht schwer gewesen, denn er hatte Zunder dabei. »Wird sich Eure Frau nicht Sorgen machen?«, fragte Erich an den Wirt gerichtet.

    Â»Sie ist es gewohnt, dass ich manchmal ein paar Tage unterwegs bin und es sich nicht immer genau sagen lässt, wann ich zurückkehre.«
    Â»Dann seid Ihr öfter in diesem Landstrich?«
    Algirdas blickte auf. »Ich bringe Euch zu Valdas, weil ich gegenüber der Familie Eurer Begleiterin eine gewisse Verpflichtung empfinde. Aber das bedeutet nicht, dass mir der Sinn danach steht, mich ausfragen zu lassen.«
    Â»Verkauft Ihr Bernstein nach Litauen?«, hakte Erich nach, der mit seinem Rapier in der Glut herumstocherte, um sie etwas anzufachen. Offenbar war er nicht gewillt, die Sache auf sich beruhen zu lassen. »Der Ring der schwarzen Kreuze schickt Euch durch das Niemandsland, habe ich recht?«
    Â»Ihr seid ein Narr.«
    Â»Oder tut Ihr das sogar auf eigene Rechnung? Dann habt Ihr Mut, denn falls man Euch dabei erwischt, würden Euch sowohl der Vogt des Ordens als auch der Ring zur Strecke bringen.«
    Â»Ihr habt keine Ahnung, Erich von Belden. Nehmt meine Dienste an, denn sie kosten Euch nichts, und schweigt. Alles andere soll Euch nicht bekümmern.«
    Â»Ich möchte wissen, ob ich heute Nacht die Augen schließen kann, ohne befürchten zu müssen, dass mir jemand die Kehle durchschneidet …«
    Â»Lasst ihn!«, schritt nun Barbara energisch ein, denn sie spürte, dass Erich mit seiner Bemerkung bei Algirdas eine unsichtbare Grenze überschritten hatte. »Dringt nicht weiter in seine Angelegenheiten. Er hat recht, all diese Dinge gehen uns nichts an.«
    Â»Wie Ihr meint«, gab Erich zurück. »Ich hoffe nur, dass Ihr Euer bedingungsloses Vertrauen nicht dem Falschen schenkt.«

    Â»In einem könnt Ihr sicher sein – bedingungslos ist mein Vertrauen zu niemandem«, erwiderte Barbara.
    Jetzt brauste Algirdas regelrecht auf. Er griff nach dem langen Messer, das er, wie fast die gesamte männliche Landbevölkerung, am Gürtel trug. Mit

Weitere Kostenlose Bücher