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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Biloxi in der Nähe ihres Hauses zu eröffnen. Beide wurde von guten Freunden geleitet, freiwilligen Helfern, die alle Hände voll zu tun hatten, immer mehr Mitarbeiter einzustellen und potenzielle Geldgeber anzurufen. In den Büros lagen Stapel mit Autoaufklebern und Vorgartenschildern herum, doch bis jetzt war es der Kampagne nicht gelungen, eine gute Agentur zu finden, die sich um Anzeigen, Direktmailings und - hoffentlich - Fernsehspots kümmerte. Es gab eine rudimentäre Website, andere Internetaktivitäten waren noch nicht angelaufen. Sheila hatte dreihundertzwanzigtausend Dollar an Spendengeldern bekommen, die bis auf dreißigtausend alle von Prozessanwälten stammten. Bobby Neal und der Vorstand hatten ihr schriftlich versprochen, dass die Mitglieder des MTA sie mit mindestens einer Million Dollar unterstützen würden, und Sheila zweifelte keine Sekunde daran, dass sie ihr Wort halten würden. Doch Versprechen zu geben war um einiges einfacher, als einen Scheck auszustellen.
    Die Organisation des Wahlkampfs wurde außerdem dadurch erschwert, dass Sheilas Arbeit als Richterin sehr anspruchsvoll war, aber nicht einfach ignoriert werden konnte. Die Prozessliste des Gerichts war voll mit Fällen, deren Ent-
    Scheidung seit Monaten anstand. Die Richter wussten, dass sie mit der Bearbeitung nie nachkommen würden. Die Berufungen hörten nie auf. Und bis zu einer Entscheidung hing das Leben vieler Menschen in der Schwebe: Männer und Frauen in der Todeszelle; Kinder, um die bei hässlichen Scheidungen gestritten wurde; schwer verletzte Arbeiter, die auf eine endgültige Entscheidung warteten, von der sie sich zumindest etwas Erleichterung erhofften. Einige ihrer Kollegen schafften es, sich emotional von den Menschen zu distanzieren, die hinter den Fällen steckten, aber Sheila hatte das nie gekonnt.
    Doch jetzt war Sommer, und ihr Terminplan war nicht ganz so voll wie sonst. Sheila nahm sich die Freitage frei und verbrachte die Wochenenden meist auf der Straße, um ihren Wahlbezirk zu besuchen. Von Montag bis Donnerstag arbeitete sie als Richterin, den Rest der Woche war sie Kandidatin. Sie hatte sich vorgenommen, ihre Kampagne innerhalb eines Monats zu organisieren und zum Laufen zu bringen.
    Ihr erster Gegner, Mr Coley, achtete darauf, dass er sich von Montag bis Freitag nicht zu sehr verausgabte, um noch genug Kraft für die anstrengenden Runden am Blackjack-Tisch zu haben. Da er prinzipiell nur nachts spielte, hätte er, wenn er denn gewollt hätte, genug Zeit für seinen Wahlkampf gehabt. Aber er wollte nicht. Er ließ sich auf ein paar Landwirtschaftsmessen im County sehen und hielt flammende Reden vor begeisterten Zuschauern. Wenn seine freiwilligen Helfer aus Jackson Lust hatten, fuhren sie ihm nach und bauten die Plakatwand mit den Gesichtern der Toten auf, dann brüllte Clete noch etwas lauter als sonst. In jeder Stadt gibt es ein Dutzend Vereine und Organisationen, von denen die meisten immer auf der Suche nach Rednern sind. Es sprach sich herum, dass Kandidat Coley ein Mittagessen beleben konnte, und er bekam jede Woche ein, zwei Einladungen für solche Veranstaltungen. Eine Teilnahme machte Clete davon abhängig, wie weit er fahren musste und wie sehr ihn sein Kater gerade plagte. Ende Juli waren siebenundzwanzigtausend Dollar für seine Kampagne eingegangen, was mehr als genug war, um die Kosten für den geleasten Geländewagen und seine Teilzeitleibwächter zu decken. Außerdem hatte er sechstausend Dollar für bunte Broschüren ausgegeben. Jeder Politiker brauchte etwas, das er verteilen konnte.
    Sheilas zweiter Gegner allerdings führte einen Wahlkampf, der wie eine gut geölte Maschine lief. Montags und dienstags arbeitete Ron Fisk an seinem Schreibtisch in der Kanzlei, in der übrigen Zeit wurde Wahlkampf betrieben, mit einem genau ausgeklügelten Terminplan, der nur die winzigsten Flecken auf der Landkarte ausließ. Mithilfe der Lear 55 und einer King Air arbeitete er sich zusammen mit seinen Helfern durch seinen Wahlbezirk. Mitte Juli gab es in jedem der siebenundzwanzig Countys einen Ausschuss, und Ron hatte in allen Countys mindestens eine Rede gehalten. Er sprach vor Vereinen und Organisationen, freiwilligen Feuerwehren, Bibliotheksgästen, Anwaltsverbänden, Motorradklubs, auf Bluegrass-Festivals, Landwirtschaftsmessen - und in Kirchen, Kirchen und nochmals Kirchen. Mindestens die Hälfte seiner Reden wurde von einer Kanzel aus gehalten.
    Am 18. Juli fand Joshs letztes Baseballspiel der

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