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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hektisch die Wähler befragt. Am späten Montagvormittag lagen erste Ergebnisse vor. Trotz des Sperrfeuers der Kritik führte Ron Fisk immer noch mit drei Punkten vo- 6heila McCarthy. Das Thema Homosexuellenehe beschäftigte die Wähler, und die meisten setzten auf den konservativeren Kandidaten.
    Ron wusste nicht mehr, ob er überhaupt noch jemandem, der mit seinem Wahlkampf zu tun hatte, vertrauen konnte. Trotzdem hob sich seine Stimmung angesichts der neuen Umfrage etwas.
    »Sie haben so gut wie gewonnen«, sagte Zachary wieder und wieder. »Werfen Sie das nicht weg!«
    Schließlich kamen sie zu einer Einigung, die Ron unterschreiben lassen wollte wie einen Vertrag. Erstens würde Ron im Rennen bleiben. Zweitens sollte Tony Zachary seinen Job als Wahlkampfmanager behalten. Drittens würde sich Ron mit den Zeitungsredakteuren treffen, seine Fehler eingestehen und für die verbleibenden acht Tage ein faires Rennen versprechen. Viertens mussten Wahlkampfliteratur, Anzeigen, Fernsehspots, Direktmailings, Radiowerbung, überhaupt alles, vorab von Ron Fisk abgesegnet werden.
    Als sie sich wieder vertragen hatten, gönnten sie sich ein kurzes Essen im Capitol Grill. Dann fuhren Ron und Doreen nach Hause. Sie waren stolz auf sich, weil sie nicht nachgegeben hatten. Jetzt brannten sie darauf, sich wieder in den Wahlkampf zu stürzen. Der Sieg schien zum Greifen nah.
     
    Barry Rinehart kam um zwölf Uhr in Jackson an und richtete sein Basislager in der größten Suite eines Hotels in der Innenstadt ein. Er würde Mississippi erst nach der Wahl wieder verlassen.
    Ungeduldig wartete er darauf, dass Tony Zachary ihm meldete, ob sie noch ein Pferd im Rennen hatten. Für einen Mann, der stolz daraufwar, auch unter Druck nie die Fassung zu verlieren, waren die letzten vierundzwanzig Stunden nervenzerfetzend gewesen. Rinehart hatte kaum geschlafen. Wenn Ron Fisk aufgab, war seine eigene Karriere zumindest schwer beschädigt, wenn nicht ruiniert.
    Tony Zachary betrat die Suite mit einem breiten Grinsen. Beide Männer konnten endlich wieder lachen. Kurz darauf gingen sie die gebuchte Medienzeit und die geplante Propaganda durch. Sie hatten genug Geld, um den Bezirk mit Fernsehspots zu überschwemmen. Wenn Mr Fisk nur positive Werbung wollte, würden sie ihm den Gefallen tun.
     
    Die Reaktion des Marktes auf das Scheitern der Vergleichsverhandlungen war schnell und drastisch. Krane eröffnete mit 15,25 Dollar. Gegen Mittag notierte die Aktie bei 12,75 Dollar. Carl Trudeau lachte sich ins Fäustchen, während er zusah, wie das Papier abstürzte. Sein Nettovermögen schrumpfte zusehends. Um noch mehr Furcht und Panik zu säen, organisierte er eine Besprechung des Spitzenmanagements von Krane mit den Insolvenzanwälten des Unternehmens und ließ diese Information an einen Reporter durchsickern.
    Am Dienstagmorgen wurde ein Anwalt der Rechtsabteilung von Krane im Wirtschaftsteil der New York Times mit den Worten zitiert: »Wir werden vermutlich diese Woche Insolvenzantrag stellen.« Die Aktie fiel auf 9,50 Dollar und damit zum ersten Mal seit zwanzig Jahren unter die Schwelle von 10 Dollar.
    Am Dienstagmittag trafen Meyerchec und Spano mit einem Privatjet in Jackson ein. Sie wurden von einem Taxi abgeholt und in die Kanzlei ihres Anwalts gefahren, wo sie sich mit einem Reporter vom Clarion-Ledger trafen. In einem einstündigen Interview wiesen sie Gilberts Vorwürfe zurück, betonten noch einmal, sie seien nunmehr Bürger Mississippis, und ließen sich lang und breit über die Bedeutung des am Supreme Court von Mississippi anhängigen Verfahrens aus. Während des gesamten Interviews hielten sie Händchen und posierten schließlich für einen Fotografen der Zeitung.
    Unterdessen brüteten Barry Rinehart und Tony Zachary über den Ergebnissen der letzten Umfrage. Fisks komfortabler Vorsprung war zusammengeschmolzen. Einen so dramatischen Einbruch innerhalb von zweiundsiebzig Stunden hatte Rinehart noch nie erlebt. Aber er war zu erfahren, um in Panik zu verfallen. Zachary dagegen war mit seinen Nerven am Ende.
    Sie beschlossen, die Fernsehspots neu zu arrangieren. Die Darrell-Sackett-Attacke und ein Spot, der illegale Einwanderer bei der Überquerung der Grenze zeigte, wurden ausgemustert. In den nächsten drei Tagen würden sie sich an die Themen Homosexuellenehe und Waffengesetze halten. Am Wochenende würden sie auf Wohlfühlspots über den guten Menschen Ron Fisk umstellen, die bei den Wählern ein Gefühl verschwommener Wärme

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