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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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das verliehene Geld jetzt möglicherweise zurückbekomme, aber als Leiter eines Kreditinstituts und einflussreicher Geschäftsmann in dieser Gegend halte ich das Urteil für schädlich. Was für eine Botschaft wird künftigen Kunden aus der Wirtschaft durch so einen Gerichtsentscheid vermittelt?«
    »Dass sie ihren Giftmüll bei uns nicht einfach in die Flüsse leiten dürfen?«
    Mr Arschgesichts feistes Gesicht lief rot an, und er fegte Huffys Antwort mit einer Handbewegung vom Tisch. »So was ist schlecht für das Geschäftsklima. Nachrichten auf den Titelseiten der Blätter in aller Welt. Ich bekomme Anrufe aus der Zentrale. Heute ist ein richtig schlechter Tag.«
    In Bowmore gibt es ständig schlechte Tage, dachte Huffy. Besonders, wenn wieder mal jemand stirbt.
    »Einundvierzig Millionen«, fuhr Mr Arschgesicht fort. »Für eine arme Frau, die in einem Trailer wohnt.«
    »Was gibt's dagegen zu sagen, Mr Kirkhead? Hier in der Gegend wohnen viele ehrbare Leute in Trailern. Wir geben ihnen Kredite.«
    »Sie verstehen nicht, was ich meine. Es ist eine obszöne Summe. Das ganze System spielt allmählich verrückt. Und warum hier bei uns? Warum ist Mississippi in juristischer Hinsicht ein so heißes Pflaster? Von unwiderstehlicher Anziehungskraft für Prozessanwälte? Studieren Sie einige der diesbezüglichen Untersuchungen. Die Entwicklung ist schlecht fürs Geschäft. Für unser Geschäft, Huff.«
    »Ja, Sir. Aber was den Kredit der Paytons angeht, müsste es Ihnen heute Morgen trotzdem besser gehen.«
    »Ich will, dass er zurückgezahlt wird, und zwar schnell.«
    »Das sehe ich genauso.«
    »Ich will einen Zeitrahmen. Treffen Sie sich mit den beiden, und arbeiten Sie mit ihnen einen Rückzahlungsplan aus. Befürworten werde ich ihn nur, wenn er mir vernünftig erscheint. Fangen Sie sofort damit an.«
    »Ja, Sir, aber es könnte ein paar Monate dauern, bis sie wieder auf die Beine kommen. Sie sind praktisch pleite ...«
    »Ist mir egal, Huff. Ich will nur, dass diese elende Geschichte möglichst schnell vergessen ist.«
    »Ja, Sir. Ist das alles?«
    »Ja. Und keine weiteren Kredite, mit denen Prozesse finanziert werden, kapiert?«
    »Keine Sorge.«
    Drei Häuser von der Bank entfernt inspizierte der ehrenwerte Jared Kurtin seine Truppe, mit der er nach Atlanta zurückfliegen wollte, wo sie mit Sicherheit ein eisiger Empfang erwartete. Ihr hiesiges Hauptquartier war ein kürzlich renovierter Altbau an der Front Street. Der zahlungskräftige juristische Beistand von Krane Chemical hatte ihn schon vor zwei Jahren gemietet und weder an der Einrichtung noch am Personal gespart.
    Wie nicht anders zu erwarten, war die Stimmung gedrückt, auch wenn einige der vor Ort wohnenden Mitarbeiter durch das Urteil keineswegs geschockt waren. Nachdem sie monatelang für Kurtin und seine arroganten Handlanger aus Atlanta gearbeitet hatten, empfanden sie eine stille Genugtuung, dass die Fremden sich geschlagen zurückziehen mussten. Aber sie würden zurückkommen. Das Urteil würde Kranes Opfern Mut machen. Weitere Klagen, Prozesse und so weiter.
    Bei dem Abschied war Frank Sully zugegen, ein in der Gegend lebender Anwalt und Teilhaber einer Kanzlei in Hattiesburg, die zuerst allein für Krane gearbeitet hatte, dann aber ins zweite Glied treten musste, weil das Unternehmen einer »großen« Kanzlei aus Atlanta den Vorzug gab. Sully hatte an dem dicht besetzten Tisch der Verteidigung Platz nehmen dürfen, während des viermonatigen Prozesses jedoch die Demütigung ertragen müssen, in der Verhandlung kein Wort sagen zu dürfen. Er war in keinem Punkt mit Kurtins Taktik und Strategie einverstanden gewesen. Seine Antipathie und sein Misstrauen gegenüber den Anwälten aus Atlanta waren so ausgeprägt, dass er seinen Partnern in Hattiesburg ein geheimes Memo zukommen ließ, in dem er vorhergesagt hatte, dass man Krane zur Zahlung einer riesigen Summe verurteilen werde. Jetzt frohlockte er insgeheim.
    Aber er war ein Profi. Er diente Krane so gut, wie das Unternehmen es zuließ, und er tat stets brav, was Kurtin ihm auftrug. Und würde es mit Freuden wieder tun, weil Krane Chemical seiner kleinen Kanzlei schon jetzt über eine Million Dollar gezahlt hatte.
    An der Tür verabschiedete er sich mit einem Händedruck von Kurtin. Beide wussten, dass sie noch heute miteinander telefonieren würden. Insgeheim waren sie froh über den Abschied. Zwei gekäste Transporter brachten Kurtin und seine zehn Mitstreiter zum Flughafen, wo ein netter kleiner

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