Die beste Welt: Roman (German Edition)
Alternative zur Meditation verwenden, nachdem Sie nun Ihre Eigenschaften entdeckt haben?«
»Sie taugt vielleicht zum Freizeitkonsum, ich glaube allerdings nicht, dass man sich auf lange Sicht davon abhängig machen sollte. Es gibt Situationen, in denen solche Ingredienzien nicht zur Verfügung stehen. Dagegen sind die Disziplinen überall dabei, wo der Geist hingeht.« Er warf mir einen prüfenden Blick zu. »Würden Sie ein solches Mittel zur Dämpfung der Sinne zum regelmäßigen Gebrauch empfehlen?«
Ich überlegte und bezog auch Qeturahs Äußerung, sie halte es für Ehrensache, die Karten zu spielen, die sie von der Natur bekommen habe, mit ein. »Das kann nur jedes Individuum für sich entscheiden«, antwortete ich ausweichend.
»Dann wollen wir uns auf ein Beispiel konzentrieren. Würden Sie es mir empfehlen?«
»Nein«, sagte ich endlich. »Sie haben recht, Sie sind, wie Sie sind. Ich würde daran keine Abstriche machen wollen. Das ist meine Meinung, auch wenn ich nicht weiß, ob sie einen Sinn ergibt.«
Vom Eingang war ein Rascheln zu hören. Nasiha und Tarik kamen zurück. Sie glühten förmlich, lächelten aber nur dezent. Ich atmete ein wenig auf. Ich hatte schon befürchtet, sie könnten laut lachen oder sich schockierend benehmen. Nasiha hielt eine kleine Schale in den Händen.
»Regierungsvertreterin Delarua«, sagte sie, etwas außer Atem. »Wir möchten uns dafür entschuldigen, dass wir Sie mit unserer Bitte, auf Joral aufzupassen, von den Festlichkeiten ferngehalten haben. Zum Zeichen unseres Bedauerns haben wir Ihnen ein traditionelles Gericht dieser Region mitgebracht.«
Ich nahm die Schale mit einem schwachen Lächeln entgegen, obwohl ich leise Zweifel verspürte. Doch bei näherem Hinsehen erkannte ich den Inhalt, und ein breites Grinsen legte sich über mein Gesicht. »Ich danke Ihnen, Nasiha! Ich liebe Schokoladentorte!«
Ich brach ein Stückchen ab und steckte es in den Mund. Das war nun wirklich eine Droge, die es in sich hatte. Der feine, cremige Geschmack brachte meine Geschmacksknospen vor Glückseligkeit buchstäblich zum Summen. Ich schloss mit lustvollem Stöhnen die Augen.
Ein unerwartetes Echo ließ mich die Augen wieder aufschlagen. Nasiha und Tarik hatten, ein armseliger Ersatz für Intimität, ihre Handflächen leicht aneinandergelegt und beobachteten mich gespannt. Nasiha wirkte ein wenig verlegen, doch dieser Eindruck wurde gleich darauf durch ein unterdrücktes Kichern zerstört. Die beiden wechselten einen schmachtenden Blick und verließen hastig die Unterkunft.
Die Schokoladentorte schmeckte plötzlich nach Asche. Ich würgte sie mit Mühe hinunter und stellte die Schale ab. »Die beiden sind doch pervers«, zeterte ich. »Mir ist der Appetit vergangen.«
»Essen Sie Ihren Kuchen«, befahl Dllenahkh, und nun klang unverkennbar eine Spur von Belustigung aus seiner Stimme. »Sie sind fort, Joral schläft, und ich bin gut abgeschirmt.«
7
WANDELT AUF DEM WASSER
Über manche Themen redete ich nur ungern mit Qeturah, aber für gewisse Dinge war sie eben meine einzige Informationsquelle.
»Sie hat beschlossen, mich zu hassen, nicht wahr?«
Qeturah schaute auf ihr Terminal hinab. »Die Notizen des Therapeuten zu diesem Fall sind mir nicht zugänglich.«
Lügnerin. »Hat sie Rafi verboten, mir zu schreiben?«
Endlich sah sie mir in die Augen. »Ich weiß es nicht. Aber wenn Sie ihm schreiben, werden wir dafür sorgen, dass er den Brief zu sehen bekommt, das kann ich Ihnen versprechen.«
Ich nickte und verzog mich, bevor sie mich einmal mehr in die Mangel nehmen konnte. Ich durfte meinem Patensohn schreiben. Mehr wollte ich gar nicht wissen. Das machte alles leichter.
Lieber Rafi …
Ich musste schreiben. Anrufen konnte ich nicht, denn wir standen alle unter Zeugenschutz, bis über Ioans Fall nach einer umfassenden und gründlichen Untersuchung gerichtlich entschieden wurde. Fergus hatte recht gehabt – die Behörden hatten jemanden wie Ioan auf Cygnus Beta noch nicht erlebt, und sie wollten kein Risiko eingehen.
Lieber Rafi, wie geht es dir, wie läuft die Therapie ?
Wahrscheinlich würde alles gelesen werden, was ich schrieb. Gelesen und analysiert, um seinet- wie um meinetwillen.
Wie geht es euch allen? Mir geht es gut ,
Ich verzog frustriert das Gesicht. Nach mehreren Anläufen standen lediglich Lieber Rafi und Alles Liebe, Tante Grace unverändert auf dem Display. Vielleicht sollte ich nur diese beiden Zeilen abschicken. Vielleicht war es für alles
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