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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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leiseste Spur von Angst oder Überraschung, und so begriff ich erst nach einer Weile, dass auch er stürzte und von den gewaltigen Wassermassen mitgerissen wurde. Er zerrte an meinem Bein, bis er mit der anderen Hand meinen Gürtel zu fassen bekam, und zog mich vollends zu sich heran. Sein Blick war in höchster Konzentration auf etwas hinter mir gerichtet. Meinen Kopf drückte er schützend gegen seine Schulter.
    Dann schlugen wir auf. Wasser ist hart . Mir blieb die Luft weg, mein Gedächtnis setzte aus, und schließlich verlor ich das Bewusstsein.
    In einem Traum fand ich mich wieder. Ich ritt auf meinem Elefanten durch Sumpfgestrüpp, über trockenes Grasland und durch das Halbdunkel eines grünen Waldes. Der Elefant bewegte sich langsam und kraftvoll und setzte seine Füße fest, aber doch sanft auf dem Boden auf. Ich folgte leicht schwankend seinen Schritten, beugte mich vor und brachte meinen Mund ganz dicht an sein träge wedelndes Riesenohr.
    Dunkel bist du und goldäugig, flüsterte ich ihm zu.
    Ich legte mich bäuchlings auf seinen breiten Rücken und tätschelte ihm den gewaltigen Kopf. Er streckte den Rüssel nach hinten, ertastete damit mein Gesicht und strich mir sanft über Wangen und Stirn. Die Rüsselspitze war weich und so beweglich wie eine Hand. Sein Atem wehte wie ein heißer Tropenwind über mein Gesicht. Ich lächelte. Es tat so gut. Dann wurde der Rüssel seltsam unruhig, als würde er über eine Oberfläche gezogen, die rauer war als Elefantenhaut, wie über einen Schorf auf einer Schürfwunde. Wann war das denn passiert?
    Ich erwachte – und diesmal kam ich wirklich zu mir, denn meine Augen waren bereits offen und warteten nur darauf, dass das Bewusstsein zurückkehrte. Ich hatte tatsächlich eine halb verheilte Abschürfung auf einer Wange. Und eine warme Hand streichelte mein Gesicht. Ich packte sie unwillkürlich mit meiner Linken, während ich mich blinzend bemühte, meine Umgebung zu erkennen. Keinen Meter entfernt lag Dllenahkh wie ich auf einer dünnen Strohmatratze. Wir trugen Kittel aus grobem Leinen und waren mit leichten Decken aus einem unbekannten Material zugedeckt. Dllenahkh hatte die Augen geschlossen, sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, aber die Hand auf meinem Gesicht war die seine. Als ich den Kopf wegzog, sah ich im Geiste ein goldenes Auge, das mir zuzwinkerte, bevor es langsam verblasste.
    »Warten Sie.« Dllenahkhs Lider blieben geschlossen, aber es war seine Stimme, die Stimme eines Mannes, der seine Stimmbänder seit Stunden nicht mehr benutzt hatte. »Nicht bewegen.«
    Ich war so benommen, dass ich widerspruchslos gehorchte. Warme Fasern lösten sich aus meinem Nervensystem und zogen sich so sachte und schnell zurück wie die empfindlichen Blätter einer Mimose. Ich runzelte die Stirn. Sie hinterließen eine nagende Leere, als wäre mir ein vertrauter Name einfach entfallen.
    Dllenahkh räusperte sich, setzte sich langsam auf und sagte: »Danke.«
    Ich wollte sprechen, aber meine Kehle war zu trocken, und so nickte ich nur.
    Er sah mich schläfrig an, dann ließ er den Blick durch den Raum schweifen. An der Wand neben uns standen auf einem niedrigen Tisch zwei abgedeckte Teller, zwei Becher und ein Topf. Dllenahkh zog langsam die Beine unter sich, hockte sich vor dem Tisch auf die Fersen, schenkte beide Becher voll und reichte mir einen davon.
    »Trinken Sie. Ihr Körper braucht Wasser und Energie.«
    Ich nahm den Becher mit zitternden Händen entgegen, stützte mich auf einen Ellbogen und trank in tiefen Zügen. Das Zeug schmeckte süß und bitter zugleich, unter normalen Umständen hätte ich es nicht getrunken, doch jetzt stürzte ich es hinunter, als gäbe es nichts Köstlicheres auf der Welt.
    Dllenahkh trank langsamer. Seine Augen hefteten sich auf mein Gesicht und wanderten auf und ab, als wollte er jede Einzelheit erfassen. »Wie fühlen Sie sich? Haben Sie Schmerzen?«
    Ich stellte meinen Becher ab, berührte vorsichtig den Schorf auf der Wange, betastete Arme und Rippen, bog den Rücken durch und bewegte die Zehen auf und ab. »Scheint noch alles heil zu sein. Ein bisschen zerschlagen, aber das ist nicht verwunderlich, wenn man vom Wasser gegen die Felsen geschmettert wurde. Und wie steht es mit Ihnen?«
    »Mir geht es gut«, versicherte er.
    »Habe ich Ihnen die schnelle Heilung zu verdanken?«, fragte ich.
    »Zum Teil. Die Adepten haben mir gezeigt, wie ich eine Verbindung zu Ihrem Körper herstellen und ihn durch den Heilungsprozess steuern

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