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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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drin.«
    »Und was«, fragte Nasiha streng, »ist Feuerbeerensaft?«
    »So was wie ’ne andere Art von Alkohol, verstehen Sie? Dämpft die Gefühle und beruhigt die Gedanken, haut einen aber nicht von den Beinen und vernebelt auch nicht den Kopf. Mütter geben ihn ihren Kindern, wenn sie zu aufgedreht sind, also keine Sorge. Besonders wirksam bei Jungs im Teenageralter, besonders, wenn sie anfangen … na, Sie wissen schon.« Er zuckte die Achseln und zog vielsagend eine Augenbraue hoch, während er sich gleichzeitig mit einer versierten Drehung der hohlen Hand die Hose im Schritt glattzog.
    Nasiha und Tarik sahen erst einander an, dann starrten sie auf Tonio. »Erzählen Sie uns mehr über diesen Feuerbeerensaft«, verlangte Tarik.
    »Hier, probieren Sie selbst.« Der rührige Tonio zog eine kleine Feldflasche aus der Tasche und reichte sie Tarik.
    Der öffnete die Flasche vorsichtig, goss eine winzige Menge in einen sauberen Probenbecher und nippte daran. »Faszinierend«, bemerkte er.
    Nasiha nahm ihm den Becher ab und trank den Rest. »Hochinteressant«, stimmte sie zu.
    »Aber das passt doch nicht zusammen«, beklagte ich mich. »Warum sollte Joral von dem Zeug noch emotionaler werden?«
    »Oh, das hab ich vergessen«, antwortete Tonio hilfsbereit. »Beseitigt auch Hemmungen, genau wie Alkohol. Bisschen paradox. Man fühlt weniger, lässt aber mehr raus.«
    Die beiden aufrecht stehenden Sadiri sahen ihn neugierig an. »Das muss genauer untersucht werden«, entschied Nasiha. »Können Sie uns zu jemandem bringen, der dieses Getränk herstellt?«
    »Klar!«, lachte Tonio.
    Er ging hinaus, Tarik und Nasiha folgten ihm. Bevor ich mich anschließen konnte, drehte sich Nasiha um und sagte spitz: »Jemand sollte bei Joral bleiben.«
    Ich schnitt eine Grimasse. »Na schön.«
    Auf Joral aufzupassen hieß bald nur noch, Joral beim Schlafen zuzusehen. Ich brachte ihn in die stabile Seitenlage, für den Fall, dass doch unerfreuliche Nachwirkungen auftreten sollten, dann legte ich mich daneben auf ein Feldbett und lauschte verbittert den Stimmen, Jubelrufen und Trommelschlägen. Ich verpasste den Feuertanz, der gerade begonnen hatte.
    Ein Schatten erschien am Eingang. »Tarik?«, rief ich und schaltete das Licht an.
    »Nein«, ertönte Dllenahkhs Stimme. »Nasiha hat mich soeben über Jorals Zustand informiert. Wie geht es ihm?«
    Ich setzte mich gähnend auf und schaute zu Joral hinüber. »Schläft immer noch friedlich, wie es aussieht. Wo sind Nasiha und Tarik?«
    Der Ausdruck, der jetzt in Dllenahkhs Gesicht trat, war mehr als ungewohnt. Dieser Mann hatte Dinge gesehen, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gingen. »Sie tanzen«, lautete die knappe Antwort.
    Ich riss die Augen auf. »Wie bitte?«
    »Sie haben beschlossen, die Wirkung an sich selbst zu erproben, indem sie die verschiedenen Getränke mit dem aktiven Ingrediens probierten. Jetzt … passen sie sich ihrer Umgebung an.« Ein Hauch von kühler Missbilligung sprach aus seiner Stimme.
    »Freut mich für sie. Nach den ganzen wahnsinnigen Experimenten, die sie mir zugemutet haben, höre ich gerne, dass sie den Mumm zu einem Selbstversuch aufbringen. Aber ich begreife immer noch nicht. Was ist denn an dem Zeug so Besonderes?«
    Dllenahkh trat ein, griff nach einem Terminal und setzte sich zu mir auf das Feldbett. »Vielleicht wird die Sache klarer, wenn Sie einen Blick auf die Ergebnisse werfen. Hier ist eine Zusammenfassung der Werte, die im Laufe Ihres Experiments von den Sensoren aufgezeichnet wurden. Und hier« – er tippte auf den Bildschirm, und ein zweites Fenster öffnete sich – »ist die Zusammenfassung der Sadiri-Werte. Natürlich war Nasiha die Testperson, damit nicht ein anderes Geschlecht als zusätzliche Variable die Auswertung erschwert.«
    »Das sind Sadiri-Werte?«, fragte ich und fuhr die Kurve mit dem Finger nach.
    »Ja richtig, das sind die biochemischen Veränderungen, wenn wir Sinnesreize verarbeiten.«
    »Und das sind meine Werte?«, fragte ich und folgte einem Graphen, der sehr viel flacher war. »Wie können Sie damit leben?« Ich war ganz kleinlaut geworden.
    »Vorsichtig. Mithilfe von Meditation und mit strenger Einhaltung der Disziplinen«, antwortete er. »Andererseits wären wir ohne diese hohe neurale Empfindlichkeit nicht die, die wir sind. Wir könnten keine Mentalschiffe steuern, nicht miteinander kommunizieren und keine telepathischen Bindungen schließen.«
    Ich nickte ihm voller Bewunderung zu. »Werden Sie die Feuerbeere als

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