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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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der Mönch nahm mich ernst und sah bedauernd zu Boden. »Wir haben früher einmal versucht, uns der Welt zu öffnen. Die Wirkung auf unsere Gemeinschaft war verheerend. Viele Menschen hielten uns nämlich für die Kuratoren, und stellten Forderungen, die wir nicht erfüllen konnten.«
    »Und Sie sind nicht …«
    »Wir sind nicht die Kuratoren und sind es auch nie gewesen«, erklärte er feierlich.
    Fast wäre mir ein Seufzer der Enttäuschung entfahren. Das Thema lag mir nicht allzu sehr am Herzen, aber ich war natürlich neugierig.
    »Sie sind weitaus mächtiger als wir«, fuhr er fort.
    »Heißt das, Sie sind ihnen begegnet?«, fragte ich schnell.
    Er lächelte. »Dazu kann ich mich nun wirklich nicht äußern.«
    Er führte uns aus dem Gebäude in einen gepflegten Garten mit grünem Gras, dunklen Felsen und niedrigen Stauden mit blassgelben Blüten. Über einen Kiesweg in der Mitte gelangte man zu einem glasklaren Teich, der nur vom blauen Horizont begrenzt zu werden schien. Mir wurde die Sache ein wenig unheimlich.
    »Gibt es keinen ungefährlicheren Weg?«, erkundigte sich Dllenahkh scharf.
    »Keinen, den Außenstehende sehen dürften«, antwortete der Mönch ungerührt.
    Die Mönche wandeln auf dem Wasser und fliegen über die Baumwipfel. »Es ist also das, wofür ich es halte«, sagte ich mit bleierner Stimme.
    »Sie ist gerade erst genesen. Wie können Sie sicher sein, dass sie stark genug ist?« Dllenahkh wandte sich unversehens an mich. »Delarua, bleiben Sie.«
    »Nein, Dllenahkh. Haben Sie Rafi vergessen? Joral? Qeturah? Sogar meine Schwester Maria, obwohl sie mich wahrscheinlich am liebsten tot sähe. Und ja, auch Tonio, den ich gerade einmal seit zwei Wochen kenne.«
    »Dann komme ich mit«, erklärte er.
    »Tun Sie es nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Tun Sie es nicht, ich will mir nicht vorwerfen müssen, Sie hätten meinetwegen Ihren Traum aufgegeben.«
    Sein entschlossener Blick sagte mir, dass die Entscheidung bereits gefallen war. »Wenn man es mir gestattet, werde ich eines Tages nach Beendigung meines Einsatzes wiederkommen. Sie hatten recht, Delarua. Es gibt Menschen, die sich auf unsere Rückkehr verlassen, und es war ein Fehler von mir, das nicht wahrhaben zu wollen.«
    Ich warf einen Blick auf den Mönch. Er sah uns ohne Überraschung an, als hätte er schon vor Dllenahkh selbst gewusst, wie die Sache ausgehen würde. Ich stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Worauf warten wir dann noch?«, grinste ich. »Holen Sie Ihre Sachen.«
    Solange Dllenahkh weg war, schlenderte ich mit dem Mönch durch den Garten. Ich weiß, dass wir ein gutes, tiefgehendes Gespräch führten, denn am Ende fühlte ich mich unbeschwert, und ich habe gelernt, meinen Gefühlen zu vertrauen. Er muss mit besonderer Sorgfalt sämtliche Spuren seiner Anwesenheit aus meinem Bewusstsein getilgt haben, denn ich kann mich an kein einziges Thema erinnern. Ich weiß allerdings noch, wie Dllenahkh in der Kleidung eines Missionsangehörigen zurückkehrte. Danach spürte ich, wie in meinem Geist ein Raum frei wurde, als wäre ein Öltropfen darauf gefallen, der sich ausbreitete und alle anderen Einflüsse zurückdrängte.
    Ich sah den Mönch an und wollte aus seinem Munde hören, was ich bereits wusste. Er deutete mit einem Lächeln auf den Teich.
    »Wandelt auf dem Wasser. Fliegt über die Baumwipfel. Lebt wohl.«
    Alle Fans von Indiana-Jones-Holovids mögen vor Neid erblassen. Wir wandelten nicht, wir rannten. Unsere Füße berührten das Wasser, trafen gegen alle Wahrscheinlichkeit auf Widerstand und trugen uns dem Horizont am anderen Ende des Teichs entgegen. Wir schnellten uns hinein in ein Element, das uns hätte vernichten müssen: ein Gewölbe aus Luft, ein Wind, der so schwach war, dass er uns Flügellose unmöglich tragen konnte.
    Dennoch schwebten wir.
    Wir schossen durch das enge Tal, dem Lauf des Flusses folgend, als wäre er ein Pfeil zu unserem Ziel. Ich war versucht, mich umzudrehen, um zu sehen, ob am Ufer des Teiches eine Reihe von Kuttenträgern stünde und uns mit sanftem Winken heimwärts lenkte, aber ich wusste, dass das nur eine alberne Filmszene war, womöglich gar eine Erinnerung an ein altes Holovid. So schaute ich staunend nach vorne und betrachtete die Landschaft aus einer Vogelperspektive, wie sie nicht einmal ein Shuttle vermitteln kann.
    Gewisse Personen müssen natürlich beweisen, dass sie durch gar nichts zu beeindrucken sind.
    »Telekinese ist eine natürliche Folge intensiver

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