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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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kam.
    »Und«, begann ich vorsichtig, »ist es noch zu früh für Glückwünsche?«
    Nasiha reckte angriffslustig das Kinn nach oben und war sichtlich bemüht, keine Miene zu verziehen, doch dann gab sie auf, ließ den Atem ausströmen und funkelte mich mit wütendem Stolz an. »Es ist auffallend, wie scharfsichtig Sie auf manchen Gebieten sind und wie blind auf anderen. Ja, es ist noch zu früh. Es wird so lange zu früh sein, bis ich, wie Joral sagte, meine Urenkel sehe. Dann können Sie mir gratulieren.«
    »Dann bin ich nicht mehr am Leben«, gab ich dreist zurück. »Ich hinterlasse Ihnen ein Glückwunschschreiben, das können Sie öffnen, wann immer Ihnen der Sinn danach steht.«
    Nasiha sah mich entschlossen an. »Ich glaube, junge Eltern werden künftig Tradition bei den Sadiri. Sie könnten noch die vierte, vielleicht sogar die fünfte Generation erleben.«
    Ich stellte mir vor, wie das wäre, fand es gut und nickte. »Diese Aussicht könnte mich endlich einmal von einem längeren Leben überzeugen. Vielleicht lass ich dafür sogar jemanden an meine Gene ran.«
    Im nächsten Moment bereitete sie mir den Schock meines Lebens. Sie legte mir die Hand auf die Schulter, keineswegs liebevoll, eher wie um mir Mut zu machen: »Wir würden es begrüßen, bei der Erziehung und Betreuung unseres Kindes von geeigneten Nicht-Sadiri unterstützt zu werden. Tarik und ich sind uns einig, dass Sie mit Ihrer Erfahrung und Ihren Kenntnissen der sadirischen Sprache und Kultur dafür die beste Wahl wären.«
    »Aha«, sagte ich und riss erschrocken die Augen auf, als ich den festen Druck ihrer Finger spürte. »Das ist eine große Aufgabe. Was ist damit verbunden?«
    »Sie würden als älteres Familienmitglied geführt. Als Patin, wenn Sie so wollen.«
    »In diesem Fall … wäre es mir eine Ehre«, erklärte ich staunend.
    Nasiha schien daraufhin ruhiger zu werden. Sie gab meine Schulter frei und betrachtete mich mit schiefgelegtem Kopf. »Sie konnten uns vorhin nicht täuschen. Etwas an der Ehe macht Ihnen Angst.«
    Ich setzte zum Protest an, doch sie hob abwehrend die Hand. »Lügen ist zwecklos. Vergessen Sie nicht, ich habe Ihre Empathie- und Telepathiewerte registriert, und ich weiß einiges über Ihren Exverlobten. Ich kenne Ihr Problem.«
    »Wirklich?«, fragte ich. Nasiha in der Rolle der hilfsbereiten Freundin war eine absurde Vorstellung.
    »Ja. Sie fürchten, Sie könnten Ihren Partner beeinflussen, ohne es zu wollen, oder aber, Sie könnten Ihrerseits von ihm beeinflusst werden, ohne es zu merken. Diese Sorgen sind durchaus vernünftig; doch sie können nicht angemessen damit umgehen, und so werden daraus irrationale Ängste.«
    »Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«, fragte ich kleinlaut.
    »Sie müssen lernen, Ihre Emotionen und Gedanken abzuschirmen. Sie müssen lernen, sich und andere zu schützen. In den mentalen Disziplinen der Sadiri gibt es einige Übungen, die Ihnen dabei helfen können. Das wäre eine praktikable Lösung.«
    »Das stimmt wohl«, nickte ich. Meine Erleichterung über ihre schonungslose, aber treffende Analyse war so groß, dass ich um einen vollen Zentimeter wuchs, so als hätte man mir im wahrsten Sinne des Wortes eine Last von den Schultern genommen. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob die Sadiri unter einer Therapie das gleiche behutsame und langwierige Verfahren verstanden wie die Cygnier. Ich bezweifelte es. Vielleicht lag es nur an Nasiha, jedenfalls fühlte ich mich eher an präzise Schnitte mit einem scharfen Messer erinnert als an ein vorsichtiges Abklopfen auf Schwachstellen.
    »Ausgezeichnet«, sagte sie kurzangebunden. »Morgen fangen wir an.«
    Damit ließ sie mich stehen. Ich war wie vom Donner gerührt und zitterte innerlich vor dem nächsten Tag.

9
    RIDI, PAGLIACCIO
    »Wie läuft der Unterricht bei Nasiha?«, fragte Qeturah zerstreut, während sie in routiniertem Stakkato einen Bericht in ihr Terminal eintippte.
    Wir arbeiteten inzwischen an einem Ort namens Crue, einer mittelgroßen Stadt am Kreuzungspunkt einiger wichtiger Handelsstraßen. Die Bevölkerung war zahlreich, aber es herrschte ein ständiger Wechsel: Kaufleute und Touristen auf der Durchreise zu interessanteren Zielen und natürlich unsere Kollegen, Regierungsbeamte, die das Räderwerk der Verwaltung am Laufen hielten (oder, um eine von Gildas zynischen Formulierungen zu gebrauchen, dafür sorgten, dass die Verwaltung die gut geschmierten Räder des Handels mit immer neuen Hürden bremste). Die

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