Die beste Welt: Roman (German Edition)
Tarik? Was ist passiert?«
Tarik deutete auf Dllenahkhs Terminal, das neben seinem Bett auf dem Tisch lag. »Soeben ist eine Nachricht von Neu-Sadira gekommen. Nasiha war der Meinung, Sie sollten möglichst bald davon erfahren.«
Der Adrenalinstoß machte ihn vollends wach. Er griff nach dem Gerät. »Wissen Sie, worum es geht?«
»Die Kommandantin hält sich penibel an die Geheimhaltungsvorschriften«, erklärte Tarik mit viel zu viel Aufrichtigkeit in der Stimme.
Dllenahkh hakte nicht nach, obwohl er nur zu gut wusste, dass in diesen Vorschriften nichts von der wortlosen Kommunikation zwischen einem Vorgesetzten und seinem rangniederen Ehepartner stand. Stattdessen schaute er auf sein Terminal. Erst als er die Nachricht zweimal von Anfang bis Ende gelesen hatte, blickte er auf. Tarik war bereits fort. Er schaltete das Terminal ab und legte sich wieder hin, war aber innerlich so aufgewühlt, dass er nicht schweigen konnte.
»Soso«, sagte er triumphierend in die Dunkelheit hinein. »Naraldi ist nach Cygnus Beta zurückgekehrt.«
10
IM PALAST DES HERRSCHERS
»Glauben Sie, dass uns Nasiha erhalten bleibt?«, fragte ich die Missionsleiterin. Wir standen am Kai und sahen zu, wie die Vorräte an Bord unseres neuen Shuttles gehievt wurden. Dieses Schiff war nicht nur für Flüge geeignet, sondern konnte auch schwimmen. Die Mission war in der Öffentlichkeit sehr gut angekommen, und weitere Siedlungen verlangten danach, auf genetische oder kulturelle Sadiri-Eigenschaften getestet zu werden. Infolgedessen hatte man unser Budget erhöht.
»Es würde mich sehr überraschen, wenn sie uns gerade jetzt verließe«, lächelte Qeturah. »Sie hat offenbar die Vorstellung, in Schwangerschaftsurlaub zu gehen, könnte ein schlechtes Beispiel geben. Man will ja ›auf keinen Fall den Eindruck erwecken, Frauen seien nicht belastbar und eine Entbindung sei etwas Ungewöhnliches‹. Den Untersuchungen zufolge ist sie vollkommen gesund, es bleibt also ihr überlassen, was sie tut.«
»Bei Rafi ging es Maria gut. Bei Gracie hatte sie etwas mehr Schwierigkeiten«, begann ich, verstummte aber gleich wieder. Auch Marias Beschwerden konnten auf Einflüsse von außen zurückzuführen sein und waren daher nicht das beste Beispiel.
»Zufrieden mit dem Richterspruch?«, fragte Qeturah nach kurzer Pause.
Ich zuckte die Achseln. »Etwa so wie erwartet.« Ioans hochgradig spezifische Fähigkeiten und seine anscheinend aufrichtige Reue hatten ihm ein einigermaßen mildes Urteil beschert: nach einem Jahr Resozialisierung würde er über ein subkortikales Implantat lebenslang überwacht werden. Und er durfte Maria und die Kinder nicht wiedersehen. Nie mehr. Der Staatsanwalt hatte ihm keine böse Absicht nachweisen können, aber das Gericht hatte begründete Zweifel gehabt (haha!) und folglich eine Entscheidung gefällt, in der sich Gnade und Vorsicht mischten.
»Das Anwesen ist jetzt vermietet, sie wohnen vorübergehend bei meiner Mutter. Rafi besucht eine spezielle Schule. Allzu begeistert ist er nicht davon, aber er wird sich einfügen.« Mir war klar, dass ich das wie einen Bericht herunterleierte, doch ich sagte ihr ohnehin nichts Neues; und ich wollte wenigstens den Anschein erwecken, als sei ich wieder bereit, mit ihr über mein Privatleben zu sprechen.
Meine Strategie schien aufzugehen, denn Qeturah nickte nur, wartete ein paar Sekunden und wechselte dann das Thema. »Nasiha hat sich nach medizinischen Verfahren zur Verlängerung der weiblichen Fruchtbarkeitsphase erkundigt.«
Ich zog die Augenbrauen hoch, war aber nicht ganz bei der Sache, weil ich gleichzeitig auf meinem Terminal einzelne Positionen der Inventarliste abhakte und den Verladearbeitern eine Anweisung zurief. »Verzeihung, wie war das eben? Verlängerung der Fruchtbarkeitsphase? Sie ist doch für eine Sadiri noch ziemlich jung – warum sollte sie sich darüber Gedanken machen?«
»Oh, es ging ihr nicht um sich selbst. Sie dachte an Sie.«
Mir fiel beinahe das Terminal aus der Hand. » Was? Warum in aller Welt … was geht sie denn … an mich? Was habe ich ihr denn getan?«
Qeturah musste lachen. »Immer mit der Ruhe, Delarua. Es ist ein Kompliment … glaube ich jedenfalls. Sie wollte damit sagen, man sollte Sie auf die Liste der Frauen setzen, die als potenzielle Sadiri-Bräute infrage kommen, und als ich sie darauf hinwies, dass es dafür eine Altersgrenze gebe, schlug sie vor, diesen Einwand mit der Verlängerung Ihrer Fruchtbarkeitsphase zu
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