Die bestellte Braut
hinaus. Neben der Schmiede von Jim Aldridge war eine Art riesiges Zelt aufgebaut. Miss Finney blieb vor dem Gebilde aus weißen Leinenlaken und Wäschestangen stehen und starrte es mit offenem Mund an, als plötzlich Mr. Aldridge heraustrat. Er grüßte sie freundlich und wollte in seine Schmiede verschwinden, als er sich plötzlich von Doc Daves Krankenschwester angesprochen sah.
„Mr. Aldridge, was ist das denn?“ Ganz offensichtlich konnte die junge Frau sich keinen Reim auf dieses seltsame Zelt machen.
„Das? Och nu, das is nüscht weiter. Is nur der olle Planwagen drin, den ich mir gekauft hab. Der Unterstand is schon voll un ich arbeite nich gern im Freien, deswegen hab ich mir aus Bess ollen Bettlaken nen kleenen Unterstand gebaut. Die Dinga waren eh schon so durch, dass man se kaum fürs Bett benutzen konnte.“ Mit einem Grinsen verabschiedete sich der große Mann von ihr und Steffiney blieb staunend zurück.
Na das erklärte zumindest Bess Auftritt und ihr verzweifeltes Bedürfnis nach neuer Bettwäsche. Irgendwie hatte Steffiney den Eindruck, dass ihr Aufenthalt in Green Hollow noch sehr amüsant werden würde!
Seien Sie ein Mann und beißen die Zähne zusammen!
Es war bereits zwei Wochen her, dass Steffiney ein Mitglied der Sullivan-Familie gesehen hatte, denn es war die Zeit, in der die Rinderherden von einem Weidegrund in den anderen getrieben wurden. Charlie war kurz in der Stadt gewesen, um einige Besorgungen für Prudle zu machen und hatte ihr schöne Grüße von der ganzen Familie ausgerichtet. Die nächste Zeit würden die fünf Sullivan-Männer zusammen mit ihrem Vormann und den Arbeitern draußen auf der Prärie verbringen. Was wiederum hieß, dass Miss Finney sie weder in Green Hollow noch auf ihrer Ranch zu sehen bekommen würde.
Auch wenn sie ab und an mit einem gedankenverlorenen Lächeln an die Black Creek Ranch und deren Bewohner dachte und etwas enttäuscht war, dass sie einander so lange nicht sehen würden, so verging die Zeit doch wie im Fluge. Ihre neuen Aufgaben und Bekannten forderten sie in einem Maße, dass sie gar keine Zeit hatte trüben Gedanken nachzuhängen.
Sie war sich nicht wirklich bewusst, dass das Rindertreiben schon vorbei war, als es eines Abends lautstark an Doc Daves Tür klopfte. Oder besser gesagt: Mitten in der Nacht.
Doc Dave war am Abend zu einer der Farmen auf der Prärie hinaus gerufen worden, wo eine junge Frau in den Wehen lag. Und so war es Steffiney, die in Morgenmantel und mit einer Kerze kurz nach Mitternacht die Tür öffnete, gegen die so ungeduldig gehämmert wurde.
„Was ist denn...“ Die Worte blieben der jungen Frau im Halse stecken, als sie sich unvermutet Luke Sullivan gegenüber sah. Dem lief aus einer Platzwunde an der Stirn ein schmales Rinnsal Blut. Das vehemente Klopfen war eigentlich auch eher ein Treten gewesen, denn Luke hatte keine Hand frei. Im Arm trug er Charlie, der anscheinend nur noch halb bei Bewusstsein war und dessen Gesicht Spuren von Tränen zeigte.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren öffnete Finney die Tür weiter und ging voran in Doc Daves Praxisraum.
„Was ist denn nur mit ihnen beiden passiert?“, fragte sie aufgeregt, als Luke seinen jüngeren Bruder vorsichtig auf dem Behandlungstisch ablegte.
„Kleine Schlägerei. Wo ist Doc Dave?“ Luke schien nicht in der besten Laune zu sein, aber wer konnte ihm das verübeln.
Die junge Frau brannte darauf zu wissen, was genau passiert war, aber das musste einstweilen warten. „Der Doktor ist heute Nacht nicht zu Hause, eine Geburt.“
Sie hatte inzwischen ein paar mehr Kerzen und Öllampen entzündet, während der arme Charlie auf dem Behandlungstisch leise vor sich hin wimmerte. Anscheinende hatte er Schmerzen.
„Das hat mir grad noch gefehlt...“, murmelte Luke grimmig, während er seinem kleinen Bruder beruhigend die Schulter tätschelte.
Steffiney war inzwischen zurückgekommen und nahm Charlie genauer in Augenschein. Sie war nun schon über einen Monat Doc Daves Gehilfin und hatte einige Routine im Verarzten von allen möglichen Wunden und Blessuren.
Charlie hatte ein dunkelviolettes Auge, eine aufgeschlagene Lippe und sich anscheinend das Handgelenk verstaucht, wie es aussah. Aber das allein konnte nicht der Grund sein, warum er solche Schmerzen litt. Ohne Lukes Kommentar Beachtung zu schenken, machte sie sich daran Charlies Hemd aufzuknöpfen und fuhr erst mal wieder zurück.
„Uuhhhhffff!“ Die jüngste Sullivan stank, als hätte er
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