Die bestellte Braut
in einem Whiskyfass übernachtet. Na jetzt konnte sie sich vorstellen, was passiert war. Kein Wunder, dass der Junge so weggetreten wirkte. Finney riss sich zusammen und mit Lukes Hilfe wurde Charlie schließlich von seinem Hemd befreit.
Nach einigen prüfenden Handgriffen atmete Finney auf. „Gott sei Dank, es ist nichts gebrochen. Lediglich eine leichte Rippenprellung. Aber er hat sich die Schulter ausgekugelt.“
Luke fuhr sich entnervt durch die Haare. Sein Gesicht hatte so einige Sorgenfalten. „Können Sie ihm irgendwas gegen die Schmerzen geben, bis Doc Dave das wieder richten kann?“
In diesem Moment ging die Tür zum Behandlungsraum auf und Mrs. McAbbertys Gesicht erschien. „Schätzchen, was ist denn hier los?“ Dann fiel ihr Blick auf Luke und Charlie. „Ach.... Kann ich irgendwas für Sie tun?“
„Ja, ähm, heißes Wasser. Und vielleicht können Sie schon Verbandszeug zurechtschneiden“, murmelte Finney abwesend, während sie sich Charlies Schulter besah. Die alte Dame war bereits lange genug die Gattin eines Arztes um keine weiteren Fragen zu stellen. Sie verschwand sofort in die Küche und nach einer Weile schaute Finney wieder auf.
„Luke, die Schulter muss sofort wieder eingerenkt werden. Es ist nicht gut, wenn man damit zu lange wartet. Sie.... Sie werden mir helfen müssen. Es wird wehtun und Charlie wird sich garantiert wehren. Also Sie müssten ihn festhalten...“
Lukes Zweifel waren ihm nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. „SIE wollen Charlie die Schulter einrenken? Können Sie das denn überhaupt?“, fragte er zweifelnd.
Augenblicklich nahmen Steffineys katzengrüne Augen ein streitlustiges Funkeln an. Eines, das Luke Sullivan inzwischen nur zu gut kannte und fast wünschte er sich, er hätte sie nicht gefragt.
„Nun, zumindest habe ich darin wohl mehr Routine als Sie! Los, festhalten!“, forderte sie energisch. Bis eben war der jungen Frau bei dem Gedanken nicht ganz wohl gewesen so etwas ohne Doc Dave zu machen, aber Lukes Zweifel hatten in ihr den Wunsch geweckt ihm zu beweisen, wozu sie fähig war.
In dem Moment wimmerte Charlie wieder auf. „Luke, es tut so weh... so weh...“
Augenblicklich war die Aufmerksamkeit der beiden Streithähne auf den Patienten gelenkt. Sein älterer Bruder beugte sich zu ihm herunter und drückte kurz Charlies Hand. „Wird gleich besser, Kleiner. Sei ein Mann und beiß die Zähne zusammen.“
Verblüfft beobachtete Steffiney die kleine Szene vor ihr. Bisher hatte sie eher immer den Eindruck gehabt, dass Luke seinen jüngsten Bruder nicht besonders mochte. Anscheinend gab es so einige Dinge, die man Luke Sullivan auf den ersten Blick nicht ansah.
Sie beugte sich jetzt ebenfalls zu Charlie hinunter und fuhr ihm kurz durch die Haare. „Es wird wehtun, aber danach wird es besser.“ Dann nickte sie Luke zu, der sich mit immer noch zweifelndem Blick zu seinem Bruder hinunterbeugte und ihn mit eisernem Griff auf den Behandlungstisch drückte.
Fast bereute Finney ihre eigene Courage, denn es war schon Jahre her, dass sie jemanden die Schulter selbst einrenken musste, aber es half nichts. Wenn das Ganze einen Sinn haben sollte, dann musste es jetzt gleich geschehen.
Die junge Frau atmete tief durch, dann nahm sie vorsichtig Charlies linken Arm, winkelte ihn an und drückte den Ellenbogen fest an seinen Körper. Mit einer unerwartet schnellen Bewegung drehte sie ihn und hob ihn gleichzeitig an. Es gab ein widerliches, knackendes Geräusch und Charlie schrie gequält auf. Luke hatte seinen kleinen Bruder allerdings dermaßen gut im Griff, dass er sich nicht einen Zentimeter bewegen konnte.
Erleichtert trat die junge Frau zurück und lächelte auf Charlie herunter. „Schon vorbei.“
Im nächsten Moment kam Mrs. McAbberty mit Verbandszeug und heißem Wasser wieder hereingestürmt.
„Meine Güte, was für eine Aufregung! Kann ich noch irgendetwas für Sie tun, Miss Finney?“, fragte sie, während sie ihre Lasten absetzte. Dadurch entging Steffiney vollkommen der anerkennende Blick, den Luke ihr zuwarf.
„Nein, nein danke. Ich glaube nicht. Ich werde Charlie nur noch ein bisschen verbinden und dann werden wir ihn am Besten in das Patientenbett drüben packen. Ich bin mir sicher, Luke wird mir dabei helfen.“
Mrs. McAbberty grinste nur wissend und drehte sich wieder zur Tür. „Ich verstehe schon, meine Liebe. Gute Nacht!“
Wäre Steffiney nicht zu sehr mit Charlies Wohlergehen beschäftigt gewesen, hätte sie sich über diese
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