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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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fragte sich Lizzie, als sie sich schweren Herzens von den Kindern losriss und in die Küche ging, um nach einer Schere zu suchen.
    Mona war oft zickig. Zicken war ihr Standardprogramm, zumindest seit sie aus Australien zurück war. Lizzie nahm es ihr nicht übel. Mona war nicht der Typ, der andere Menschen an sich heranließ, aber sie hatte Greg an sich herangelassen, und das Ergebnis war bekannt. Das war inzwischen Jahre her. Doch wenn man Lizzie fragen würde – was nie mand tat –, so war Mona immer noch nicht darüber hinweg.
    »Voilà!« Triumphierend die Schere hochhaltend, kam Lizzie ins Schlafzimmer zurück. »Oh …«
    »Kein Bedarf mehr.« Mona kauerte über einem offenen Karton, in den Händen eine mattschwarze Schachtel mit weißen geometrischen Zeichen. »Entschuldige«, fügte sie angesichts von Lizzies finsterem Blick hinzu. »Du warst ewig weg.«
    Ergeben zuckte Lizzie die Achseln und warf die Schere auf das Nachtkästchen. »Was ist das überhaupt?«, fragte sie.
    »Das«, sagte Mona übertrieben feierlich, »ist eine Chanel.«
    »Nicht nur irgendeine Chanel.« Jo nahm Mona die schwarze Schachtel aus der Hand und stellte sie auf ihre Knie. »Sollte deine Autobiografie-Theorie stimmen, ist das die Chanel.«
    » Die Chanel?«
    »Von 1996. Die Erste und die Beste. Erinnerst du dich? Nicci war entschlossen, sich nur mit dem Besten zufriedenzugeben, und als sie diese Praktikantenstelle im House of Fraser erhielt, kaufte sie sich eine 2.55.«
    »Was ist eine 2.55?«
    »Ach, Lizzie«, sagte Jo lachend. »Nicci würde sich im …« Sie brach ab. »Dies hier ist eine 2.55, die klassische Chanel Flap Bag.« Sie öffnete die schwarze Schachtel, und darin lag, gebettet in weißes Seidenpapier und gerahmt von ihrer vergoldeten Kette, das schwarze ledergesteppte Rechteck, auf das Nicci so lange eisern gespart hatte. Obwohl sie die Tasche oft benutzt hatte, war sie in tadellosem Zustand. Das Leder war weich und glatt, der goldene CC -Verschluss schimmerte.
    »Ich fand die Tasche damals unglaublich hässlich«, sagte Lizzie. »Das zeigt, wie viel Ahnung ich habe. Ganz zu schweigen davon, dass sie schweineteuer gewesen ist. David hasste die Tasche und sagte, seine Granny habe auch so eine gehabt.«
    »Schön für David«, bemerkte Jo grinsend. »Meine Granny hatte eine von C&A .«
    »Meine auch«, riefen Lizzie und Mona im Chor.
    »Und wahrscheinlich auch Niccis Granny«, fügte Jo hinzu. »Deshalb wollte sie die Tasche unbedingt haben. Für mich war es einfach nur eine absurd teure Handtasche. Nicci wollte davon nichts hören. Behauptete, es sei eine Investition. Ein Sammlerstück, das an Wert steigen würde. Erinnert ihr euch?«
    Lizzie nickte, aber Mona schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich war damals gar nicht da.«
    »Stimmt«, sagte Jo. »Du warst auf Reisen. Es war typisch Nicci. Sie wollte eine Sammlung aus Erbstücken aufbauen, klassische Teile, die es wert sind, weitergereicht zu werden. Die Tasche bildete dafür den Grundstein.«

20. Kapitel
    Die Chanel 2.55 Tasche
    Earlsfield, South London, 1996
    »Wie teuer?!« Jo ließ das Käse-Tomaten-Sandwich fallen, das sie sich gerade, erschöpft von der Arbeit, zubereitet hatte. Der Inhalt des Sandwichs spritzte über den Tisch und über den Ärmel von Jos Kostümjacke.
    »Nic!«, japste Lizzie. »Soll das ein Scherz sein? Das ist … total verrückt!«
    »Meine Güte, ihr müsstet euch beide mal hören«, erwiderte Nicci. Sie blickte mit einem Auge zu Jo, mit dem anderen auf den Fernsehbildschirm, wo gerade die Serie EastEnders lief. Jemand heiratete, jemand bekam ein Kind, und irgendjemand anderer hatte eine Hirnblutung. Ein ganz gewöhnlicher Tag am Albert Square.
    Lizzie saß auf einem schmuddeligen cremefarbenen Sofa, das dank einer pinkfarbenen Decke, die Mona aus Kerala geschickt hatte, noch einmal dem Sperrmüll entkommen war. »Hätte ich vor, einen Tausender für ein Auto oder das Zigfache für eine Wohnung auszugeben«, fuhr Nicci fort, »würdet ihr nicht mit der Wimper zucken.«
    »Das ist doch gar nicht der Punkt, und das weißt du genau«, grummelte Jo, während sie versuchte, den Tomatensaft und die Kerne von ihrem Jackenärmel zu wischen. Verflucht, sie würde die Jacke wohl in die Reinigung geben müssen.
    »Gott«, Nicci verdrehte die Augen, »ihr seid solche Spaßbremsen.«
    »Ich bin keine Spaßbremse«, begehrte Jo auf, »aber das ist mehr, als du in einem Monat verdienst. Vor Steuern. Und es sind, ja, drei Monatsmieten. Und …«,

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