Die Bestien - Thriller (German Edition)
…«
»Ein Befehl!« Hal hustete heftig und stieß ein zitterndes Seufzen aus. Sein Körper schmerzte furchtbar, seine Ärmel waren blutbefleckt, und jedes Mal, wenn er sprach, fühlte es sich an, als schlucke er Rasierklingen. Er hoffte, dass Darlene bald aufwachte. Er musste endlich diese Schmerzen loswerden.
»Ja, Sir«, erwiderte Randall. »Was ist mit Andrew? Willst du, dass ich ihm sage, was los ist?«
»Wenn du willst – aber nur Andrew, niemand sonst.«
Randall nickte und verschwand wieder nach draußen.
Hal blieb auf der Couch sitzen und strich über seinen Revolver. Ein Gefühl der Ruhe kam über ihn.
Wenn Darlene ihm nicht helfen konnte, dann blieb ihm nur noch eine Möglichkeit. In der Waffe waren noch vier Kugeln. Er würde nur zwei brauchen.
Mit diesem Gedanken schloss Hal die Augen und wartete darauf, dass Darlene aufwachte.
Kälte legte sich auf Jims Augen, bohrte sich in sein Gehirn, lähmte ihn und ließ alles um ihn herum schwarz werden. Er spürte, wie die Welt immer weiter schwand, und dann hatte er das Gefühl, durch Mauern zu brechen, tausend unsichtbare Mauern. Unzählige Türen öffneten und schlossen sich. Sein Bewusstsein löste sich auf, während Farbblitze ihn blendeten und ein Lärm wie aus tausend Fernsehern in seinen Ohren dröhnte. Das Letzte, was er hörte, bevor er in einen traumartigen Zustand hinüberglitt, war, wie sich die letzte Tür im tiefen Verließ seines Unterbewusstseins öffnete. Es war das Geräusch eines schweren Riegels, der zur Seite geschoben wurde, gefolgt vom Rasseln einer Kette. Dann schwang die Tür, die in rostigen Angeln hing, schließlich mit einem Quietschen auf und …
Jim erwacht aus einem betrunkenen Schlaf. Das Telefon schrillt und jagt tosende Wellen stechenden Schmerzes durch seinen Schädel. Er richtet sich auf, streckt einen Arm aus und greift nach dem Hörer. Während er das tut, bemerkt er die Tasche voller Geld, die neben ihm auf der Couch liegt.
Brillant, Jim. Wieso lässt du die Beweise nicht offen rumliegen, damit die ganze Welt sie sehen kann, was meinst du?
»Ja?«, sagt er in den Hörer. Sein Atem stinkt nach schalem Whiskey.
Am anderen Ende der Leitung hört er jemanden weinen. Dann sagt eine flüsternde Stimme, von zu viel Alkohol oder Drogen ziemlich undeutlich: »Jim, wo warst du denn? Ich versuch seit ’ner Stunde, dich anzurufen.«
Betrunken und bewusstlos, will er antworten, aber irgendetwas in der Stimme seiner Mutter sagt ihm, das etwas Schlimmes passiert ist. »Warum, was ist denn los?«
»Er ist total durchgeknallt. Er droht, uns beide umzubringen. Scheiße, Jim, du musst uns helfen. Er würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich mit dir rede. Er tut Suzie weh, Jim, er … er macht Sachen mit ihr, und …«
»Ich komme sofort«, sagt Jim und knallt den Hörer so fest auf, dass er Plastik zerbrechen hört.
»Scheiße«, brüllt er, als er aufsteht. »Dieser beschissene Hurensohn!«
Er schnappt sich die Tasche mit dem Geld, das er im Schnapsladen geklaut hat, und wirft sie in den Schrank. Nicht gerade das beste Versteck, aber er wird sich um das Geld kümmern, wenn er mit seinem beschissenen, schon bald sehr toten Stiefvater fertig ist.
Er greift sich die Pistole, die auf dem Tisch liegt, steckt sie sich hinten in seine Jeans, vergewissert sich, dass er seine Schlüssel in der Hosentasche hat und geht zur Haustür.
Er weiß, dass er eigentlich nicht fahren sollte – abgesehen davon, dass er zu viel getrunken hat, hat er den Wagen heute Nacht auch bei dem Überfall benutzt – aber es ist das einzige Auto, das er hat, und verdammt, das hier ist schließlich ein Notfall. Die Chancen, dass ein Bulle seinen Wagen zwischen hier und dem Haus seiner Mutter sieht, sind so verdammt gering, dass er sich darüber nicht den Kopf zerbrechen muss. Außerdem ist er sich nicht mal sicher, ob die Bullen überhaupt alle einschlägigen Details kennen. Der Verkäufer im Schnapsladen war viel zu sehr damit beschäftigt, sich hinter dem Tresen zu verstecken, um einen Blick auf Jims Wagen zu werfen.
Er rennt aus dem Haus und zu seinem Auto hinüber, das er vorne auf dem Rasen geparkt hat. Er springt hinein, lässt den Wagen an und rast, während er vor Wut beinahe überkocht, mit einem ohrenbetäubenden Reifenquietschen, das die Ruhe der ansonsten friedlichen Vorstadt stört, auf die Straße.
Seine Mutter und seine jüngere Schwester wohnen zwanzig Minuten entfernt am Stadtrand, im beinahe ländlichen Parkville. Sie haben
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