Die Bestien - Thriller (German Edition)
Lebensmittel. Er erzählte mir, die Geschäfte liefen prima – das Fleisch kostete ihn nichts, sodass er immer Profit machte, ganz egal, für wie wenig Geld er die toten Tiere verkaufte. Gott, ich hatte noch nie etwas so Geschmackloses oder Groteskes gesehen.« Craig lächelte, aber sein Lächeln erstarb schon bald wieder.
»Aber das war nicht der wahre Grund, weshalb ich an diesem Stand angehalten habe, Jim. Sicher, das madige Fleisch der überfahrenen Tiere weckte meine morbide Neugier, aber es waren die anderen Waren, die er verkaufte, die mich wirklich interessierten.« Craig lehnte sich nach vorne.
Jim tat dasselbe.
Mit einem Flüstern sagte Craig: »Seelen.«
Jim runzelte die Stirn. »Was? Wie meinst du das, Seelen?«
Irgendetwas Dunkles huschte über Craigs ramponiertes Gesicht. So etwas wie ein Lächeln versuchte sich Bahn zu brechen, aber da war zu viel Traurigkeit, die es zurückhielt. »Nun, ich weiß ja nicht, ob du an sie glaubst, Jim, aber ich kann dir versichern: Sie existieren. Und ich habe eine gekauft. Ich hab mir die größte Dose ausgesucht, die der alte Almus zu bieten hatte. Der größte Fehler meines Lebens.«
Jims Stirn lag noch immer in Falten.
Er war mit einem Irren in einem Keller eingesperrt. Einem allem Anschein nach harmlosen Irren, der aber immerhin so durchgeknallt war, dass ein Raum voller nackter Männer auch nicht verrückter gewesen wäre.
Und dennoch hatte dieser Fremde eine Ernsthaftigkeit an sich, die Jim verunsicherte.
»Almus hat mich vor ihrer Kraft gewarnt«, erzählte Craig weiter. »Aber ich habe die Dose trotzdem geöffnet und muss nun unter den Folgen leiden. Ich habe den ultimativen Preis bezahlt. Von diesem Moment an war ich hinter diesem verdammten Straßenstand gefangen und musste darauf warten, dass jemand vorbeikommt und mir meine Dose abkauft. Und dabei hörte ich ständig die Schreie der Tiere, deren Seelen ebenfalls gefangen waren. Ich hörte Rachels hasserfüllte Flüche und Beschimpfungen. Und ich spürte andauernd diese Schmerzen. Ich hab immer noch Schmerzen. Größere Schmerzen, als du dir jemals vorstellen könntest. Deshalb hab ich die Dose an Darlene verkauft. Ich musste dem Schmerz ein Ende machen. Ich hab die Gelegenheit erkannt und sie ergriffen.« Er schüttelte den Kopf.
»Donnerstagnacht bin ich über diese Hütte gestolpert. Ich war die ganze Zeit durch die Berge geirrt, kaum noch in der Lage, zu gehen, mein Körper völlig zerstört. Die Tiere haben mich ziemlich zugerichtet. Sie wollten mich zwingen, wieder an den Stand zurückzukehren, und sie haben versucht, mir meine Dose wegzunehmen, aber sie haben beides nicht geschafft. Weißt du, die Tiere leiden genauso große Schmerzen wie ich. Sie wollen, dass jemand ihre Dose kauft, damit sie endlich von ihren ständigen Qualen erlöst werden. Wie dem auch sei, anstatt sich um mich zu kümmern oder mich in ein Krankenhaus zu bringen, haben die Männer in der Hütte mich bewusstlos geschlagen und hier unten abgeladen. Der Chief hat mir meine Dose weggenommen. Ich weiß nicht, was er damit gemacht hat, aber gestern Morgen, als die Bullen draußen einen Eimer frisches Wasser geholt haben, um meine Wunden zu säubern, hat sich das Mädchen hier reingeschlichen und mir meine Dose zurückgegeben. Ich hab ihr gesagt, dass sie sie haben kann, wenn sie will, dass sie sie mir nur abkaufen müsste. Sie hatte nicht viel Geld, nur ein Zehn-Cent-Stück, das sie vor ein paar Tagen in der Hütte gefunden hatte. Ich habe ihr die Dose verkauft, obwohl ich ganz genau wusste, was mit ihr passieren würde, falls sie sie öffnen sollte. Ich hab gebetet, dass sie es nicht tut – und trotzdem wünscht sich ein Teil von mir, dass sie es doch tut. Das schmerzt mich am meisten. Ich sehne mich danach, endlich von diesem Fluch befreit zu sein, von diesem Schmerz, aber ich fürchte, wenn es so weit ist, werde ich für das, was ich getan habe, noch schlimmer bestraft werden.«
Craig holte tief Luft.
»Du kannst dich selbst retten, Jim. Finde das Mädchen, kauf ihr die Dose ab und befrei meine Seele. Dann werden sie dich nicht mehr töten können. Wenn du Darlene retten möchtest, dann lass nicht zu, dass sie die Dose öffnet.«
Jim verstand den ganzen Unsinn nicht, den Craig da jammernd von sich gab. Er war sich sicher, dass es nur das verrückte Geschwätz eines Mannes war, der offensichtlich eine Menge durchgemacht hatte.
Deshalb war Jim auch überrascht über seine eigene Ernsthaftigkeit, als er Craig fragte:
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