Die Bestien - Thriller (German Edition)
noch an Jim erinnern«, begann er. »Er dachte, er könnte in unsere kleine Stadt platzen und einen Polizei-Chief verprügeln, ohne dafür bestraft zu werden.«
Ein tiefes Kichern schwappte durch die Gruppe.
Der Chief drehte sich zu Jim um. »Nun, hier regeln wir die Dinge ein wenig anders, Jim. Hier lassen wir Gott über dein Schicksal entscheiden. Kein Gericht, keine Anwälte nichts als die wunderschönen Blue Ridge Mountains und einige unserer besten Jäger, die Jagd auf dich machen. Es ist ziemlich einfach. Wir geben dir zehn Minuten Vorsprung. Du kannst in jede Richtung rennen, die dir gefällt. Richtung Stadt ist vielleicht die nächstliegende Option, aber du solltest dich fragen: Ist sie auch die klügste?«
Schallendes Gelächter aus der Menge.
»Wenn du es raus aus den Bergen oder raus aus Billings schaffst, bevor wir dich erwischen, bist du frei. Dann werden wir dich nicht weiterjagen. Niemand wird dir glauben, dass der Polizei-Chief einer Kleinstadt eine Jagd veranstaltet hat, bei der du getötet werden solltest, du kannst also so viel ausplaudern, wie du willst. Natürlich ist noch nie jemand entkommen, obwohl wir diese Jagden schon seit vielen Jahren veranstalten. Du fängst also am besten schon mal an, für ein Wunder zu beten.«
Dale beugte sich nach vorne und flüsterte Jim ins Ohr: »Du rennst besser schnell, Superman. Ich bin dir direkt auf den Fersen.« Er stieß Jim vorwärts. Jim stolperte die Stufen hinunter, landete hart auf dem Boden und blieb liegen, schmerzerfüllt und völlig erschöpft. Er konnte nicht aufstehen und dieses Spiel mitspielen. Er würde bei diesem Wahnsinn nicht mitmachen.
»Worauf wartest du noch?«, lachte der Chief von oben. »Du hast schon dreißig Sekunden vergeudet.«
Aber sein Instinkt, am Leben zu bleiben, war zu stark. Eine Stimme in seinem Kopf schrie: Renn!, und dann rappelte er sich auf, während das Gejohle und Gelächter der Jäger von den Bergen widerhallte. Er versuchte, sich zu erinnern, welche Strecke der Pick-up letzte Nacht gefahren war. Er starrte in den Wald aus Kiefern, Kastanien und Eichen und auf die leuchtenden Strahlen der Sonne und suchte nach irgendeinem Anzeichen für eine Straße oder einen Weg, das ihm verriet, in welche Richtung er rennen sollte.
»Eine Minute!«
Scheiß drauf, dachte er. Jede Richtung ist besser, als weiter hierzubleiben.
Und so stürzte er davon, durch das offene Tor des Maschendrahtzauns, und taumelte nach links, weg von der Hütte und den Jägern.
Jim hatte keine Ahnung, wohin er lief.
Wohin er sich auch wandte, er sah stets das Gleiche: ein endloses Meer aus Bäumen, Büschen und Kletterpflanzen.
Er versuchte, die Straße zu finden, über die der Pick-up letzte Nacht gekommen war, aber bislang hatte er kein Glück. Wahrscheinlich entfernte er sich immer weiter von der Straße oder drehte sich im Kreis.
Es ist hoffnungslos. Wie soll ich entkommen, wenn ich noch nicht einmal weiß, wo ich bin?
Erschwerend kam außerdem die Tatsache hinzu, dass er wegen einer Gefängnisschlägerei vor zehn Jahren, bei der er sich einen Schienbeinbruch zugezogen hatte, auf einem Bein leicht humpelte, sodass er nicht dieselbe Distanz zurücklegen konnte wie ein gesunder Mann. Er hatte von Anfang an einen riesigen Nachteil gehabt.
Aber er war noch nie der Typ gewesen, der einfach aufgab, und so schleppte er sich weiter durch den Wald, duckte sich unter Kiefern hindurch und versuchte, nicht über die Kletterpflanzen zu stolpern, die alles überwucherten.
Er musste irgendeinen Ort finden, an dem er sich bis zum Einbruch der Dunkelheit verstecken konnte. Es war zwar kein perfekter Plan, aber es war immer noch besser, als wie ein wildes Tier durch die Gegend zu stolpern. Aber nicht einmal der Gedanke an ein Versteck löste allzu große Hoffnungen in ihm aus. Die Jäger würden nicht aufhören, ihn zu jagen, nur weil sie ihn bis zur Dämmerung noch nicht gefunden hatten. Er mochte zwar bessere Chancen haben, ihnen im Schutz der Nacht zu entwischen, aber das nutzte ihm wenig, wenn er auf einem Berg gefangen war, von dem er noch nicht einmal bei Tageslicht hinunterfand.
Seine Schulter brüllte förmlich vor Schmerzen, und seine Lungen klebten zusammen. Jim legte eine Verschnaufpause ein und setzte sich auf einen nahen Baumstamm.
Er brauchte dringend Wasser. Er wusste, dass der Fluss hinter der Hütte vorbeifloss, aber er hatte es nicht besonders eilig, dorthin zurückzukommen – nicht, dass er den Weg zurück gekannt hätte. Er
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