Die Bestien - Thriller (German Edition)
Aufmerksamkeit – zwischen den Bäumen stand eine Gestalt und beobachtete sie.
Mit pochendem Herzen erwartete er, einen der Jäger zu erkennen.
Stattdessen sah er Craig.
Der Australier sah irreal aus, geisterhaft, wie eine Fata Morgana, und auf seinem Gesicht lag ein trauriger Ausdruck, der eiskalte Schauer durch Jims Körper jagte.
Jim wusste jedoch, dass das völlig unmöglich war – Craig stand nicht wirklich dort und beobachtete sie. Er war in der Hütte, noch immer im Keller eingesperrt. Jim vermutete, dass es sich um eine Sinnestäuschung handeln musste, und lief weiter.
Fast da, fast da, fa…
Irgendetwas fühlte sich anders an.
Dann machte es bei ihm Klick!
Darlenes kleine, verschwitzte Hand hielt seine große, verschwitzte Hand nicht mehr fest.
Jim blieb stehen, drehte sich um und sah durch die Lücken zwischen den Bäumen, dass Darlene mehrere Meter entfernt stehen geblieben war und wie versteinert irgendetwas anstarrte. Selbst aus dieser Entfernung konnte Jim ihren intensiven, aber irgendwie abwesenden Blick erkennen. Sie hatte ihre Stirn leicht in Falten gelegt, so als sehe sie etwas, von dem sie wusste, dass es eigentlich nicht da sein sollte.
Sie schaute in dieselbe Richtung, in der Jim die Vision von Craig gesehen hatte – der nun allerdings nicht mehr dort stand. Es war ganz sicher nur eine bizarre Halluzination gewesen, ausgelöst durch den Stress oder die Hitze.
Jim wollte nach Darlene rufen, aber irgendetwas hinderte die Worte daran, seinen Mund zu verlassen.
Im einen Moment stand Darlene noch dort, die Blechdose baumelte um ihren Hals, und im nächsten verwandelte sich ihr Körper plötzlich in Craig Becker – es war, als sei Craig in ihre Haut geschlüpft.
Jims Augen weiteten sich. Er blinzelte nicht mehr, und sein Atem gefror in seiner Kehle – er sah nun kein dreizehnjähriges Mädchen mehr vor sich, sondern einen Mann, aus dessen beinahe vollständig einbandagiertem Gesicht tiefer Kummer sprach.
Ich halluziniere schon wieder, dachte Jim, und sein Kopf drohte, vor Angst und Verwirrung zu platzen. Das muss es sein … weil das hier nämlich gar nicht passieren kann. Ich kann nicht sehen …
Plötzlich zerstörten Geräusche, die wie explodierende Feuerwerkskörper klangen, die Stille.
Sie folgten dicht aufeinander: pop, pop-pop, pop-pop, pop, pop-pop-pop!
Jim stand wie angewurzelt da und sah zu, wie sich das Blut auf Craigs – Darlenes! – T-Shirt ausbreitete wie eine dunkelrote, aufblühende Blume. Dann, so als sei es ihm erst jetzt eingefallen, taumelte Craig zurück, und sein gesamter Körper wurde von der Wucht der Einschüsse geschüttelt.
Ein paar Augenblicke später wurde die eine Hälfte von Craigs – oder ist es Darlenes? Ich weiß es nicht! Gott, Allmächtiger, was zur Hölle ist hier bloß los?! – Gesicht weggerissen. Jim sah eine entsetzliche Explosion in Rot, als Blut und kleine Gewebefetzen in die Luft geschleudert wurden, die dann auf sein T-Shirt hinunterregneten.
Jim erinnerte das Ganze an die körnigen alten Filmaufnahmen des Attentats auf JFK – nur, dass das hier viel grauenhafter, viel realer war.
Tränen füllten Jims Augen und Galle stieg in seiner Kehle auf.
Dann bemerkte Jim plötzlich, dass er nun wieder Darlene anstarrte – Darlene, deren Brust und Bauch wie ein Sieb von Kugeln durchlöchert waren. Darlene, der man den halben Schädel weggeschossen hatte. Darlene, die zu Boden fiel.
Jim starrte noch immer auf die Stelle, an der Darlene zu Boden gegangen war, aber aufgrund des dichten Blattwerks konnte er ihren Körper nicht mehr sehen. Er war gezwungen, sich wieder zu bewegen, als er zwei Gestalten sah, die zwischen den Bäumen umherhuschten. Er sprang hinter eine Kiefer, presste seinen Rücken ganz flach gegen den Stamm und wartete.
»Oh, Mann. Oh, Scheiße, verdammt! Verfluchte Scheiße, Mann! Wir haben Darlene erschossen, Billy! Wir haben ihr verdammt noch mal das Hirn weggepustet!« Ethan atmete heftig. Ganze Schweißbäche strömten über seinen Körper. »Verdammt, ich hätte schwören können, dass es dieser Craig war, der dort stand. Ich war mir ganz sicher. Wieso zur Hölle ist Darlene auch nicht in ihrem Wohnwagen? Sie weiß doch, dass sie sich nicht draußen rumtreiben soll, wenn wir eine Jagd veranstalten.« Tränen mischten sich mit den Schweißperlen, die über Ethans Gesicht strömten – Tränen der Angst, keine Tränen der Reue.
»Das is‘ nich‘ gut, Billy. Der Chief wird total ausrasten!« Ethan blickte über
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