Die Bestien - Thriller (German Edition)
unbekannten Bakterien zu bekämpfen, mit denen er sich infiziert hatte. Die Krankheit konnte doch auch die Ursache dafür sein, dass ihm plötzlich nicht mehr so heiß war.
Das musste es sein.
Zu erschöpft, um noch weiter darüber nachzudenken, ging Hal weiter, aber als er seinen linken Fuß aufsetzte, schoss ein brennender Schmerz in seine Kniescheibe und jagte sein Bein hinauf und hinunter.
»Heilige Scheiße«, fluchte er durch seine zusammengebissenen Zähne. Er zog sein Hosenbein hoch und starrte ungläubig auf den blauen Fleck, der sein linkes Bein von seinem Knöchel bis zur Unterseite seines Schenkels bedeckte und aussah wie ein widerliches Feuermal. Der Fleck war in der Mitte hellrot, am Rand dunkelviolett.
Wie ist das denn passiert? Wie kann sich denn in so kurzer Zeit so ein Fleck bilden?
Vorsichtig rollte er das Hosenbein wieder hinunter, und während die Angst allmählich seinen Verstand einhüllte, humpelte er den Rest des Weges nach Hause.
SECHS
Andrew sprang von dem Baumstamm auf, als er Harmon Matthews, eine Bahre unter seinen Arm geklemmt, auf sich zutrotten sah.
Oh, Gott sei Dank.
Als Harmon mit rotem Gesicht die Leiche erreichte, durch die Wanderung von der Hütte etwas außer Atem – der Leichenwagen konnte nur bis zur Hütte fahren, bevor ihm dichte Wildnis den Weg abschnitt –, legte er die Bahre neben Darlenes Körper.
»Mann, bin ich froh, dich zu sehen«, gestand Andrew.
Harmon richtete sich auf und sah Andrew mit weiten, tief liegenden Augen an. Er holte ein Taschentuch hervor und wischte sich damit über seine glänzende Glatze. »Ich hab länger gebraucht, um dich zu finden, als ich gedacht hätte. Die Wegbeschreibung, die du mir gegeben hast, hat nicht ganz gestimmt.«
Harmon trug schwarze Hosen und eine schwarze Weste über einem weißen, langärmeligen Hemd. Es verblüffte Andrew, dass Harmon bei dieser Hitze solche Klamotten tragen konnte. Andererseits war der alte Mann schon immer ein wenig seltsam gewesen. Langärmelige Hemden und lange Hosen schienen scheinbar alles zu sein, was Harmon je trug, selbst damals schon, als Andrew noch ein Kind und Harmon ein mürrischer, zurückgezogener Teenager gewesen war.
»Armes Mädchen«, sagte Harmon und schüttelte den Kopf. »Sie hatte es nicht verdient zu sterben.« Seine Stimme klang leise und rau.
Und ich hatte es nicht verdient, hier mit ihrer Leiche festzusitzen, aber so ist es nun mal.
»Wie wird Hal damit fertig?«, fragte Harmon.
»Du kennst ja Hal. Er trägt es mit Fassung, aber er war ziemlich aufgewühlt.«
»Darauf möchte ich wetten.« Harmon versuchte gar nicht erst, den Sarkasmus in seiner Stimme zu verbergen.
Andrew fragte sich, wo diese Animosität Hal gegenüber wohl herrührte. Harmon und Hal hatten sich eigentlich immer gut verstanden – so gut man sich mit Harmon Matthews eben verstehen konnte. Letzten Endes war er ein Eremit, der sich nur um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte und sich meist in seinem Bestattungsinstitut aufhielt. Er ging kaum aus, weder ins Davey‘s noch zu den lokalen Baseballspielen oder Tanzveranstaltungen in der Stadt. Und ganz sicher ging er nicht auf die Jagd. Aber auch er hatte seinen Platz, seinen Job – er verhielt sich ruhig und verrichtete seine Arbeit äußerst pflichtbewusst, und daher störte es Hal nicht, dass er nicht am Gemeindeleben teilnahm. Andrew ignorierte die schnippische Bemerkung des Bestatters und sagte: »Na ja, wie dem auch sei, Hal ist nach Hause gegangen. Er hat sich nicht so besonders gefühlt.«
Was stimmt wohl nicht mit Hal?, fragte sich Andrew. Er hatte noch nie zuvor gesehen, dass jemand so schnell so krank geworden war und so drastische Symptome entwickelt hatte. Abgesehen von seinen steifen Bewegungen hatte Hals Gesicht ganz eingefallen und kreidebleich ausgesehen.
Wenn es die Grippe war, hatte Hal einen besonders widerlichen Virenstamm erwischt, und Andrew hoffte inständig, dass er sich nicht angesteckt hatte. Der Chief war überzeugt davon, dass es irgendetwas mit dieser Blechdose zu tun hatte.
Andrew fiel nichts ein, was man in einer Blechdose aufbewahren konnte, das einen Menschen so krank hätte machen können.
»Erst seine Frau und jetzt seine Tochter«, sinnierte Harmon. »Er ist nicht gerade vom Glück verfolgt, was?«
»Ich schätze nicht«, stimmte Andrew zu. »Hör mal, können wir uns ein bisschen beeilen? Ich will wieder zurück zur Jagd.«
Harmons Gesicht verfinsterte sich. »Ja, ich hab gehört, dass ihr jemanden
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