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Die Bestien - Thriller (German Edition)

Die Bestien - Thriller (German Edition)

Titel: Die Bestien - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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sagte sich: Reiß dich zusammen. Das hast du dir nur eingebildet.
    Er öffnete die Augen wieder und lächelte schwach. »Das muss die Hitze sein. Da sind wohl ein paar Leitungen zu meinem Hirn durchgeschmort oder so.« Er trat wieder vor die Leiche und machte sich bereit, sie hochzuheben.
    Harmon starrte ihn nervtötend lange an, bevor er »drei« sagte und sie Darlenes Leiche auf die Bahre hievten.
    Als Hal zu Hause ankam, schloss er die Tür hinter sich, lehnte sich dagegen und atmete zitternd aus.
    Einen erschöpften Augenblick lang blieb er so stehen, schloss seine Augen, zuckte bei jedem brennenden Stich, wenn er seinen Hals bewegte, und versuchte erfolglos, zu ignorieren, dass sich seine Eingeweide wie Gelee und seine Beine wie verworrene Knoten aus glühendem Stahl anfühlten. Dann öffnete er seine Augen wieder und ging ins Wohnzimmer, wo er sich die vollste Whiskeyflasche schnappte, die er finden konnte – Jim Beam Black Label – und sich in seinen Sessel fallen ließ.
    Glücklicherweise war es im Haus nicht allzu heiß – er hatte sämtliche Vorhänge zugezogen, damit die Sonne nicht hereinschien, und so war es in seiner Wohnung nun einigermaßen kühl und relativ dunkel, was in seinem Zustand besonders angenehm war. Trotzdem hätte das Haus noch ein wenig mehr Kühlung vertragen, er konnte sich jedoch nicht dazu aufraffen, aufzustehen und die Klimaanlage einzuschalten.
    Hinter dem Haus bellten und winselten Ronnie und Cooper. Sie wussten, dass Daddy zu Hause war und fragten sich, warum er noch nicht zu ihnen herausgekommen war, um sie zu begrüßen.
    Gleich, Jungs. Lasst Daddy erst mal wieder zu Atem kommen.
    Er schraubte die Flasche auf und nahm einen großen Schluck Bourbon. Die Wärme breitete sich wie ein Buschfeuer in seinem Körper aus. Der Alkohol überdeckte den fauligen Geschmack ein wenig, den er seit Donnerstagnacht im Mund hatte.
    Er spülte mit einem weiteren Schluck nach. Er hatte vor, so viel zu trinken, wie nötig war, um den Geschmack und den Schmerz zu betäuben, und dann, ordentlich ausgeruht, wieder in die Berge zurückzukehren und die Jagd fortzusetzen.
    Und so saß Hal in seinem dunklen Wohnzimmer und setzte die Flasche erneut an.
    Sobald er sich vergewissert hatte, dass sämtliche Türen des Bestattungsinstituts verschlossen waren, begab Harmon sich in den Einbalsamierungsraum.
    Er schloss die Tür zum Empfangszimmer und wandte sich dann Darlene Bailey zu, die auf dem Tisch vor ihm lag. Als er auf ihren massakrierten Körper hinunterblickte, der vom unnatürlichen Licht der Leuchtstoffröhren angestrahlt wurde, stellte er sich vor, wie sie aussehen würde, wenn er mit ihr fertig war. Sie würde wie ein Engel aussehen, obwohl sie für Harmon schon jetzt wie einer aussah. Nur eine Kopfwunde und ein paar kleinere Wunden im Brust- und Bauchbereich, das war alles. Sie sah wunderschön aus, friedlich. Niemand in Billings wusste die Schönheit eines toten Körpers zu schätzen. Dabei war er das Leben in seiner reinsten Form – ohne die Last von Sorgen, Angst, Hass, Liebe oder Kummer. Er war Leben ohne Komplikationen.
    Harmon beugte sich nach vorne und küsste ganz sanft Darlenes blasse, rot gesprenkelte Lippen. Dann ließ er seine Zunge über ihren Mund gleiten, nahm den metallischen Geschmack in sich auf und genoss das Gefühl ihrer weichen, kalten Lippen.
    Er stöhnte vor Vergnügen.
    Und glaubte, noch jemand stöhnen zu hören.
    Harmon richtete sich auf. »Wer ist da?«, sagte er und schaute fragend durch den Raum. Der kleine Einbalsamierungsraum bot nicht viele Möglichkeiten für ein Versteck, aber im Laufe der Jahre hatten sich einmal Kinder hineingeschlichen. Sie waren von seiner Arbeit fasziniert, fanden sie »eklig« und »cool«.
    Eines der Kinder hatte sich auf den Tisch gelegt, unter ein Laken. Harmon war aus irgendeinem Grund in den Raum gekommen und hatte den kleinen weißen Hügel gar nicht bemerkt, der ein paar Stunden zuvor noch nicht da gewesen war. Erst, als der weiße Hügel zu weinen begann, hatte Harmon realisiert, dass jemand auf dem Tisch lag. Anscheinend war der Junge von seinen Freunden zu einer Mutprobe herausgefordert worden: Er sollte sich in den Raum schleichen, sich auf den ›Todestisch‹ legen – so nannten, wenn er dem Jungen glauben wollte, alle Kinder in Billings seinen Tisch – und sich, sobald Harmon hereinkam, wie ein Zombie erheben und ihn erschrecken. Der Junge hatte jedoch Angst bekommen und sich nicht mehr getraut, und als er zur Toilette

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