Die Bestien - Thriller (German Edition)

nieder.
    »Klar«, erwiderte Stan, doch dann hielt er inne und drehte sich zu Walt Spinner um, der an der Bar lehnte und an seinen Fingernägeln kaute. »Und, Walt, möchtest du das übernehmen? Du übst besser schon mal, wenn du die ganze Nacht hier sein wirst.«
    »Sicher, wieso nicht?«, sagte Walt und stellte sich vor die Reihe der Zapfhähne.
    Dale runzelte die Stirn. »Was machst du denn hier, Walt?«
    »Der Chief will, dass der Laden die ganze Nacht geöffnet bleibt, aber er meinte, Stan könnte schließlich nicht die ganze Zeit hier stehen, und da hat Stan mich gefragt, ob ich ihm helfen will, wenn er nach Hause geht und sich ein bisschen aufs Ohr haut. Was darf‘s denn sein?«
    »Egal.«
    »Wir haben Bud, Coors Light und Bud Light.«
    Dale seufzte. Er war heute Abend einfach nicht in der Stimmung. »Ich hab doch gesagt, ist mir egal.«
    Während Walt mit den Zapfhähnen hantierte, fragte Stan: »Und, wie läuft‘s sonst so?«
    Dale schaute Stan in die Augen und sah den listigen, wissenden Glanz darin. Aber da noch andere Gäste in der Kneipe waren – nicht viele, aber immerhin ein paar –, musste er vorsichtig sein, was er sagte und wie er sich verhielt. »Wir haben ihn noch nicht gefunden. Aber das werden wir.« Walt reichte Dale ein schaumiges Bier. Das Glas war übergelaufen und ganz nass.
    »Tut mir leid«, sagte Walt mit einem Schulterzucken.
    Dale nahm das Glas und trank das Bier halb leer. »Schmeckt trotzdem noch wie Bier.« Er stellte es wieder auf den Tresen und wischte sich den Mund ab.
    »Sag mal, macht‘s dir was aus, wenn ich kurz ’ne Pause mache?«, fragte Walt Stan. »Muss ’ne Einzahlung in der Porzellanbank machen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Stan rollte mit den Augen. »Sicher, Walt. Lass dir Zeit. Wir werden hier ja nicht gerade überrannt.«
    Mit einem Nicken trat Walt hinter der Bar hervor und schlurfte in Richtung der Toiletten davon.
    »Ihr sucht immer noch nach diesem Biker, oder?«
    Dale drehte sich zu Hector Brambly um, der ein paar Hocker entfernt von ihm saß. Der Gebrauchtwagenhändler, ein kleiner Mann, der immer zu schwitzen schien, selbst an den kältesten Wintertagen, sah Dale mit müden Augen an, die älter aussahen als seine 41 Jahre – Gebrauchtwagen in einer winzigen Stadt wie Billings zu verkaufen war harte Arbeit, oder zumindest sah es so aus. Es überraschte Dale wenig, dass der Schweiß nur so über Hectors Gesicht strömte.
    »Du glaubst doch nicht, dass er‘s irgendwie von dem Berg runterschafft, oder?«
    »Nein, Hector«, versicherte Dale durch seine zusammengebissenen Zähne.
    »Es ist nur so, dass Emily zu Hause sitzt und sich nicht traut rauszugehen. Sie hat Angst, dass der Fremde es doch hier runterschafft, in die Stadt kommt und anfängt rumzuballern.«
    Stan sah Dale erneut wissend an.
    Dale warf ihm einen Du-hältst-die-Klappe-sonst-werde-ich- Blick zu.
    Dann drehte er sich wieder zu Hector um und sagte: »Hast du keinen Tisch, an dem du dein Bier trinken kannst? Oder noch besser, geh nach Hause zu deiner Frau und tröste sie, wenn sie solche Angst hat.«
    Ohne ein weiteres Wort nahm der Autoverkäufer sein Bierglas und entfernte sich von der Bar – nachdem er sich das Gesicht mit einem Taschentuch abgewischt hatte.
    Dale drehte sich wieder zur Bar und trank ein paar Schlucke von seinem Bier. Er war heute Abend ziemlich gereizt – nicht nur, dass sie noch keinen der beiden Fremden gefunden hatten, nein, Hal war auch noch wegen Krankheit ausgefallen, und sämtliche Versuche, mit ihm Kontakt aufzunehmen, waren unbeantwortet geblieben.
    Und was ihm seine ohnehin schon üble Laune noch mehr vermieste, war die Tatsache, dass er die Jäger ausfindig gemacht hatte, die Darlene erschossen hatten. Er war sich fast hundertprozentig sicher, dass es Ethan und dieser Idiot Billy gewesen waren. Beide hatten sich so schuldbewusst aufgeführt wie ein Fuchs in einem leeren Hühnerstall, als Dale am Nachmittag mit ihnen gesprochen hatte. Und sie waren so ungefähr die beiden einzigen Menschen, die dumm genug waren, Darlene mit Jim zu verwechseln. Aber er musste zuerst Hal informieren, bevor er irgendeine Bestrafung vornahm. Das war auch der Grund, weshalb er eigentlich gerade auf dem Weg zu Hals Haus war.
    Er hatte jedoch beschlossen, dass es erst mal Zeit für einen kleinen Zwischenstopp im Davey‘s war.
    Dale war außerdem der Ansicht, dass sie nun die Hunde einsetzen sollten, damit sie ihnen bei der Suche halfen. Er musste seine Idee aber erst mit