Die Bestien - Thriller (German Edition)

befragt habe, haben sich Ethan und Billy ziemlich verdächtig benommen. Mir war klar, dass sie irgendwas zu verbergen hatten. Besonders Ethan wirkte richtig nervös.«
    Hal öffnete seine Augen wieder und starrte lange Zeit auf den Teppichboden, bevor er tief seufzte. »Bring sie um.«
    »Was?«
    »Sie haben vielleicht meine letzte Chance auf einen Sohn zerstört, deshalb haben sie eine harte Strafe verdient.«
    Dale hatte zwar erwartet, dass Hal die Schuldigen würde bestrafen wollen, aber damit hätte er niemals gerechnet. Er hatte eher an einen kurzen Aufenthalt im Gefängnis oder eine einmonatige Verbannung aus dem Davey‘s gedacht, schlimmstenfalls an irgendeine Folter. Aber nicht an den Tod. »Willst du, dass ich sie erst mal ins Gefängnis stecke, damit wir sie uns für eine spätere Jagd aufsparen können?«
    »Nein. Schieß ihnen einfach in den Kopf, wie jedem anderen nutzlosen Tier auch.«
    Dale nickte. »Okay. Was immer du willst.«
    »Aber sorg dafür, dass sie wissen, warum sie getötet werden. Ich will, dass sie um ihr armseliges Leben betteln. Ich will, dass du sie leiden lässt, bevor du ihnen ihr verdammtes Hirn wegpustest.«
    »Kein Problem. Tja, dann geh ich mal besser in die Berge zurück. Bist du sicher, dass ich nicht doch den Doc holen soll?«
    »Ja«, erwiderte Hal, aber es war kaum lauter als ein Flüstern.
    Dale wusste, dass er irgendetwas Tröstendes, Tiefgreifendes hätte sagen sollen, aber das war nicht sein Ding. Die Männer in dieser Stadt – besonders diejenigen, die eine Polizeiuniform trugen – brachten nur selten ihre Empfindungen oder Gefühle zum Ausdruck, es sei denn, es handelte sich dabei um Wut oder Lust auf Sex. »Ich hol dann mal die Hunde – willst du, dass ich sie füttere, bevor ich sie mitnehme?«
    »Nein. Gib ihnen was zu fressen, wenn sie die Beute geschnappt haben. Hast du irgendwas, damit meine Jungs die Fährte der Fremden aufnehmen können?«
    »Von Jim hab ich nichts – wir haben alles vernichtet. Aber ich kann die Hunde an der Matratze schnuppern lassen, auf der der Australier geschlafen hat.«
    »Das blutige Handtuch in Darlenes Wohnwagen«, sagte Hal. »Das kannst du für Jims Fährte nehmen.«
    Dale nickte. »Gute Idee, Chief.«
    Als Dale mit Ronnie und Cooper verschwunden war, setzte Hal sich in seinem Sessel auf und wollte nur noch schreien, aber er hatte zu große Schmerzen und war zu erschöpft, um die nötige Energie dafür aufzubringen. Er war noch immer geschockt von den blauen Flecken, die seinen gesamten Körper bedeckten. Er machte Dale keinen Vorwurf, weil er so schnell wie möglich wieder verschwinden wollte – Hal wäre es genauso gegangen, wenn er sich in Gesellschaft eines Freaks befunden hätte.
    Er streckte sich und griff nach der Whiskeyflasche. Er gönnte sich einen weiteren ordentlichen Schluck und hoffte verzweifelt, der Alkohol möge doch noch abtöten, womit auch immer er sich infiziert haben mochte. Oder zumindest den Schmerz betäuben. Bislang hatte die halbe Flasche, die er sich inzwischen einverleibt hatte, den Schmerz allerdings nicht einmal ansatzweise betäubt.
    Die Dose um seinen Hals wog schwer, und die Schnur grub sich tief in seinen Nacken, daher nahm Hal sie ab und legte sie auf den Tisch neben die Jim-Beam-Flasche. Während er auf die zerbeulte Dose starrte, dachte er an seinen Traum zurück: Er saß mitten in den Wäldern an einem Lagerfeuer, als er plötzlich Schritte hinter sich hörte. Er stand auf, drehte sich um und sah eine groteske Kreatur auf sich zutorkeln. Erst, als die Kreatur näher kam und in den Schein des Feuers trat, erkannte er, dass er es selbst war, nur, dass sein Gesicht und sein ganzer Körper blutig und vollkommen verdreht waren. Er sah aus, als sei er gerade von den Toten wiederauferstanden. Als Hal versuchte, vor sich selbst wegzurennen, stellte er fest, dass er am Boden festgewachsen war – sein missgebildeter, zerstörter Zwilling kam näher und näher. Als er einen Arm ausstreckte, bemerkte Hal die Dose, die um seinen gekrümmten Hals hing, und dann grinste er und stieß einen Schrei aus …
    Verdammt, das war wirklich der verrückteste Traum, den ich je hatte.
    Außerdem hatten seine Hunde sich äußerst seltsam benommen, als Dale sie ins Haus geholt hatte. In dem Moment, als sie Hal gesehen hatten, hatten sie angefangen zu bellen. Es war jedoch kein bösartiges Bellen gewesen, so als hätten sie einen Einbrecher gestellt, es hatte eher misstrauisch und verwirrt geklungen.
    »Ich bin‘s