Die Bestien - Thriller (German Edition)
beiden gingen wieder zur Leiche zurück. »Okay, dann lass uns den guten Dale mal runterwerfen«, sagte Ethan.
Sie hoben die Leiche wieder an Armen und Beinen hoch und trugen sie zum Rand der Klippe. »Leg ihn hier mal ab.«
»Warum?«, wollte Billy wissen. »Werfen wir ihn denn nicht einfach runter?«
»Wir werden ihn runterrollen. So ist es realistischer – wir wollen ja nicht, dass es irgendwie verdächtig aussieht, sondern so, als sei er ausgerutscht. Wenn wir ihn runterwerfen, dann ist es zu offensichtlich, dass ihn jemand, na ja, runtergeworfen hat.«
Die beiden Männer brachten Dale in eine sitzende Position. Ein Geräusch, das wie ein Stöhnen klang, drang aus seinem Körper.
Ethan machte einen Satz nach hinten. »Scheiße.«
Billy lachte. »Du Blödmann. Hast du denn von nichts ’ne Ahnung? Das ist nur Gas, das entweicht. Das passiert immer.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
Ethan stellte sich wieder neben Billy, und gemeinsam stießen sie Dales Leiche an, damit sie über den Rand der Klippe fiel.
Die beiden sahen zu, wie die Leiche kopfüber hinunterstürzte, gegen einen Felsvorsprung knallte, der aus der Klippe hervorragte, sich zweimal merkwürdig schräg überschlug und dann, anstatt weiter die Klippe hinunterzufallen, im v-förmigen Geäst eines großen, buschigen Baumes landete, der etwa auf halber Höhe der Klippe wuchs.
»Hm«, sagte Ethan, enttäuscht, weil Dale nicht bis ganz nach unten auf die Felsen gestürzt war. Er hatte sich schon darauf gefreut, ihn zerplatzen zu sehen.
»Schade«, sagte Billy.
Sie warteten darauf, dass einer der Äste brach, aber das passierte nicht. Dale Whites Leiche hing zur Hälfte aus dem Baum, wie ein Hotdog-Würstchen aus einem Brötchen.
»Was meinst du? Sollen wir ihn einfach so liegen lassen?«, fragte Ethan.
»Also, ich kletter‘ bestimmt nicht da runter und geb‘ ihm ’nen Schubs. Wenn du also nicht unbedingt willst …«
Ein erneutes Stöhnen, dieses Mal lauter.
»Das war aber kein verdammtes Gas«, sagte Ethan mit Panik in der Stimme. Er drehte sich zu Billy um. »Er lebt noch, du bescheuerter Idiot. Er lebt!«
»Das kann nicht sein«, sagte Billy. »Ich hab ihn mit aller Kraft gewürgt. Er war tot.«
»Also, für mich klingt er nicht besonders tot.« Ethans Haut war von kaltem Schweiß überzogen, und sein Herz klopfte doppelt so schnell wie sonst. Er schaute zu Dale hinunter, und im Mondlicht sah er, wie Dales Leiche zuckte. Dann folgte ein weiteres, schmerzerfülltes, kehliges Stöhnen.
»Okay, dann ist er eben noch am Leben. Was soll‘s?«, sagte Billy. »Dann muss eben doch einer von uns runterklettern und die Sache zu Ende bringen. Hier kommt sowieso nie jemand her, wir müssen uns also keine Sorgen machen. Und wenn doch jemand auftaucht, dann behaupten wir einfach, wir hätten bei den Klippen gesucht und den Sergeant so gefunden, okay? Wir wollten ihm nur helfen. Wenn sie dann Hilfe holen gehen, kann ihn derjenige von uns, der da unten ist, doch noch erwürgen und runterstoßen. Wir sagen einfach, er sei gefallen oder der Ast sei gebrochen, und Gott, wie furchtbar, aber es sieht ganz so aus, als sei er tot und als können wir nichts mehr für ihn tun.« Billy atmete tief ein und blinzelte heftig. Schweiß tropfte von seiner Stirn und in seine Augen. Dies war vermutlich der längste Satz, der ihm je über die Lippen gekommen war.
»Das ist ein Bombenplan, Billy-Boy, es gibt nur ein klitzekleines Problem: Wie zur Hölle sollen wir da runterkommen, um die Sache zu Ende zu bringen?«
Die Klippenwand war viel zu steil, und es ragten auch nicht genügend Felsen aus ihr hervor, an denen sie hätten hinunterklettern können. Dale steckte in einem Baum fest, der ohne Seil oder eine sehr, sehr lange Leiter unmöglich zu erreichen war.
»Hast du ein Seil?«, fragte Ethan und drehte sich wieder zu Billy um.
»Zu Hause, ja. Warum? Denkst du, dass du ihn mit ’nem Seil erreichen kannst?«
Ethan schaute in den Wald, der sich hinter der Hütte erstreckte. Dort standen mehrere Bäume, an denen sie das Seil gut festmachen konnten. Er wandte sich wieder Billy zu. »Wir können ein Seil um einen der Stämme da binden und dann zu dem Baum runterklettern.«
Billy sah in den Wald, dann die Klippe hinunter, dann wieder zu Ethan. Er nickte. »Okay. Du wartest hier und ich hol das Seil.«
Ethan zögerte, da es ihm lieber gewesen wäre, das Seil selbst zu holen und Billy zurückzulassen, da er sich dann mit dem Problem hätte herumschlagen dürfen,
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