Die Bestien - Thriller (German Edition)
herankam, falls er sich tatsächlich dort drinnen befand.
Du weißt doch gar nicht mit Sicherheit, dass die Dose da drin ist.
Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden …
Jim legte sich in aller Eile einen Plan zurecht. Er war zwar nicht gerade brillant, aber er war das Beste, was er in der Kürze der Zeit zustande brachte.
Jim kroch die Verandatreppe zur Vordertür hinauf und drückte auf die Klingel. Dann hastete er die Stufen wieder hinunter, duckte sich hinter einen Busch und wartete, während sein Herz wild pochte und sein Puls wie ein tosender Strom in seinen Ohren rauschte.
Die Tür blieb verschlossen. Entweder war der Chief im Haus und hatte einen gesunden Schlaf oder er war tatsächlich nicht da. So oder so konnte Jim sich nun hineinschleichen und sich nach der Dose umsehen, ohne Angst haben zu müssen, erwischt zu werden. Als er sich wieder zur Haustür begab, fiel ihm ein, dass er gar nicht nachgesehen hatte, ob sie vielleicht abgeschlossen war. Das würde ihm natürlich einen ziemlichen Strich durch die Rechnung machen. Er wusste zwar, wie man in ein Haus einbrach, aber es war etwas völlig anderes, wenn er nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob sich der Besitzer wirklich außer Haus befand oder ob möglicherweise ganz in der Nähe ein Jäger war, der das Glas zerbrechen hören konnte.
Voller Anspannung ergriff Jim den Türknauf und drehte daran.
Der Knauf bewegte sich, und die Tür öffnete sich mit einem Klicken. Jim atmete aus und dachte: Wenigstens eine Sache, um die ich mir keine Sorgen mehr machen muss.
Behutsam öffnete er die Tür einen Spalt. Ein fauliger Geruch schlug ihm entgegen. Jim atmete ganz vorsichtig und schob die Tür noch weiter auf.
Als er den dunklen Flur betrat, wurde der Geruch stärker. Außerdem lag irgendeine düstere Ahnung über dem Haus, eine Art Todesahnung. Jim fühlte mit einem Mal klaustrophobische Beklemmung.
Er schloss die Tür und zuckte bei ihrem dumpfen Klicken zusammen. Dann horchte er. Das Haus war still. Jim schob sich durch den Flur und blieb stehen, als er den Türbogen erreichte. Er lugte um die Ecke und sah ins Wohnzimmer. Es war leer. Auf einem kleinen Tisch stand eine Lampe neben einer Flasche Jim Beam. Es war jedoch der Gegenstand neben dem Whiskey, der Jim ein Lächeln entlockte. Die Blechdose lag auf dem Tisch. Sie sah im Schein der Lampe irgendwie unheimlich aus.
Jim trat an den Tisch und nahm die Dose in die Hand. Er war überrascht von ihrem Gewicht, und als er daran dachte, was sich darin befand, jagte ein kalter Schauer durch seinen Körper. Die gesamte Schwere dessen, was er in Händen hielt, ließ ihn schwindelig und die Innenflächen seiner Hände schweißnass werden. Er konnte kaum glauben, dass er eine Dose in der Hand hielt, in der sich Darlenes Seele befand.
Er wollte gerade die Schnur um seinen Hals legen, als er draußen das Dröhnen eines Motors hörte.
Nein!
Jim legte die Dose wieder ab und sah sich nach einem Versteck um.
Ein Korbschrank in der Ecke des Zimmers schien ihn am geeignetsten, und während er betete, dass sein großer Körper hineinpassen würde, eilte er hinüber und riss die Schranktüren auf. Im Inneren befanden sich jede Menge Videokassetten, alle ohne Beschriftung am Rücken, und gerade genug Platz für Jim, um sich hineinzuquetschen und die Türen zu schließen.
Umschlossen von Dunkelheit wartete er. Er hörte, wie eine Autotür zuknallte und sich kurz darauf die Haustür öffnete. Im Schein der Lampe, die das Wohnzimmer in orangefarbenes Licht tauchte, sah er den Chief hereinkommen.
Der faulige Geruch, der überall im Haus lag, verstärkte sich augenblicklich. Jim unterdrückte ein Würgen. Seine Augen wurden wässrig. Er blinzelte die Tränen weg und sah sich den Chief genauer an.
Heilige Scheiße!
Was Jim am meisten erschreckte, war, wie verpestet der Chief aussah. Sein Gesicht schimmerte blassgrün, und er wirkte völlig erschöpft, so als habe man ihm alles Leben ausgesaugt. Dann bemerkte Jim das selbstgefällige, hinterhältige Grinsen des Chiefs, das seinem Gesicht einen Ausdruck teuflischer Freude verlieh.
Der Chief wiegte ein Handtuch in seinen Armen, das blutgetränkt aussah. Er hatte offensichtlich irgendetwas darin eingewickelt, aber Jim erkannte nicht, worum es sich handelte.
Jim verhielt sich in dem Schrank ganz still, atmete nur sehr langsam und beobachtete den Chief weiter durch das Korbgeflecht der Tür. Er war sich ziemlich sicher, dass er durch das Geflecht nicht zu sehen
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