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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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ohne lange zu fragen.
    Bei dem Gedanken beiße ich die Zähne zusammen. Ich vergrabe meinen Kopf im Kissen, damit ich Al nicht weinen höre, und mit einem nassen Kissen an meiner Wange schlafe ich ein.

8 . Kapitel
    » Das Erste, was ihr heute lernt, ist, wie man schießt. Das Zweite, wie man einen Kampf gewinnt.« Ohne mich eines Blickes zu würdigen, drückt Four mir eine Pistole in die Hand und geht weiter auf und ab. » Eure Anwesenheit zeigt, dass ihr wisst, wie man auf einen fahrenden Zug auf- und davon abspringt, also muss ich euch das nicht mehr beibringen.«
    Es hätte mich eigentlich nicht wundern dürfen, dass die Ferox uns sofort auf T rab bringen würden, aber ich hatte angenommen, dass sie uns mehr als nur sechs Stunden Nachtruhe gönnen. Ich bin noch ganz schlaftrunken.
    » Eure Initiation gliedert sich in drei Phasen. Wir werden eure Fortschritte messen und eure Leistungen in jedem dieser Abschnitte bewerten. Die Ergebnisse der einzelnen Phasen gehen allerdings nicht gleichwertig in euer endgültiges Ranking ein, deshalb könnt ihr eure Rangfolge, auch wenn es sehr schwierig ist, im Laufe der Zeit noch verbessern.«
    Ich starre auf die Waffe in meiner Hand. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals eine Waffe in der Hand halten, geschweige denn damit schießen müsste. Sie fühlt sich gefährlich an, so als könnte ich jemanden damit verletzen, wenn ich sie nur anfasse.
    » Wir sind überzeugt davon, dass man Feigheit mit Training überwinden kann. Feigheit bedeutet für uns, dass man in größter Gefahr nicht handelt«, erklärt Four. » Deshalb hat jeder Initiationsabschnitt zum Ziel, euch in einer ganz bestimmten Art und Weise vorzubereiten. Phase eins zielt auf eure körperlichen Kräfte, im zweiten Teil geht es hauptsächlich um eure Gefühle und im dritten um das Mentale.«
    » Aber was…«, sagt Peter und gähnt dabei, » was hat es mit Tapferkeit zu tun, wenn ich eine Waffe abfeuere?«
    Sekundenschnell zieht und entsichert Four seine Waffe und hält sie an Peters Stirn. Peter erstarrt mit aufgerissenem Mund, das Gähnen zur Grimasse verzerrt.
    » Wach auf, du Idiot«, blafft Four ihn an. » Du hältst eine geladene Waffe in der Hand. Also benimm dich auch entsprechend.« Er lässt die Waffe sinken.
    Kaum ist die unmittelbare Bedrohung vorüber, funkeln Peters grüne Augen kalt. Ich bin überrascht, dass er sich eine Antwort verkneifen kann, ausgerechnet er, der bei den Candor sein ganzes Leben lang kein Blatt vor den Mund genommen hat. Er schafft es, aber seine Wangen glühen.
    » Um deine Frage zu beantworten: Wenn ihr darauf vorbereitet seid, euch selbst zu verteidigen, werdet ihr wahrscheinlich nicht ganz so die Hosen voll haben und nach eurer Mutter rufen, wenn es mal so weit ist.« Four läuft langsam an uns allen vorbei, dann macht er auf dem Absatz kehrt. » Dieses Wissen wird euch während eurer Ausbildung zugutekommen. Also, seht genau zu.«
    Er dreht sich zur Wand, an der die Zielscheiben stehen– für jeden von uns ein Stück Sperrholz mit drei roten Ringen darauf–, stellt sich mit gespreizten Beinen hin, hält die Waffe mit beiden Händen und schießt. Der Knall ist so laut, dass mir die Ohren wehtun. Ich recke mich, damit ich das Ziel sehen kann. Die Kugel hat den innersten Kreis getroffen.
    Nervös betrachte ich meine eigene Zielscheibe. Meine Eltern würden es niemals gutheißen, dass ich schieße. Sie würden argumentieren, dass Waffen zur Selbstverteidigung dienten, wenn nicht sogar zu Gewalttaten, und Schießen daher ein Ausdruck von Eigennutz sei.
    Ich verbanne meine Familie aus meinen Gedanken, setze die Füße weit auseinander und umfasse die Waffe vorsichtig mit beiden Händen. Sie ist schwer, es ist nicht einfach, sie von mir wegzuhalten, aber ich möchte, dass sie so weit wie möglich von meinem Gesicht entfernt ist. Ich ziehe am Abzug, erst zögerlich, dann kräftiger. Der Knall dröhnt in meinen Ohren und der Rückstoß schlägt mir die Hände gegen die Nase. Ich taumle und muss mich an der Wand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Keine Ahnung, ob oder was ich getroffen habe, ich weiß nur, dass ich das Ziel glatt verfehlt habe.
    Ich schieße noch einmal und noch einmal und noch einmal, aber keine Kugel trifft auch nur annähernd in die Mitte.
    » Statistisch gesehen«, sagt der Ken-Junge neben mir grinsend, » hättest du das Ziel mindestens einmal treffen müssen, und sei es auch nur durch Zufall.« Er heißt Will, hat blonde, widerspenstige Haare

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